Hofladen Riestedt Hofladen Riestedt: In der Schulküche werden inzwischen täglich 200 Essen gekocht

Riestedt - In den Kisten liegen Tomaten, Gurken und Möhren, im Regal stehen Eier, Mehl, Zucker und Nudeln und im langgestreckten Kühltresen sind Fleisch und Wurst nach Hausschlachteart aufgereiht.
In Riestedt ist es aber nicht Tante Emma, die das kleine Angebot für den täglichen Bedarf sichert, sondern Enrico Vogler. Seit zwei Jahren betreibt er seinen Hofladen gleich neben der Schule und beweist damit, dass man durchaus auch gegen den Trend erfolgreich sein kann.
Gegen den Trend: Schulessen kommt in Riestedt nicht aus der Großküche
Denn eigentlich scheint es seit Jahrzehnten ja nur noch in die andere Richtung zu laufen: Kleine Lebensmittelläden auf dem Dorf schließen und das Schulessen kommt nur noch aus der Großküche.
Wobei das mit dem Essen für die Freie Grundschule in Riestedt anfangs gar nicht so geplant war, wie Enrico Vogler erzählt. Den Hofladen wollte der Fleischermeister in seinem Heimatort auf jeden Fall eröffnen, nachdem er in Harzgerode schon einen übernommen hatte. Sein Bruder Denis, Geschäftsführer der Freien Grundschule, hat ihn dann dazu überredet, auch die Schulspeisung mit zu übernehmen.
„Unser Ziel war von Anfang an, eigenes, frisch gekochtes Schulessen anbieten“, erzählt Denis Vogler. Zunächst musste man aber auf eine Großküche als Lieferanten zurückgreifen. Eine Lösung, die ihm nicht so richtig gefiel. „Da wurde das Essen teilweise schon morgens um 8.30 Uhr gebracht, das wird also schon mitten in der Nacht gekocht und steht dann stundenlang in den Behältern“, sagt er.
Seit einem Jahr wird für den örtlichen Kindergarten gekocht, auch Mittagsgäste werden verköstigt
Seit zwei Jahren wird in Riestedt nun jeden Tag gekocht, seit einem Jahr auch für den örtlichen Kindergarten. Mittags finden sich aber nicht nur die Schüler im großen Speisesaal neben der Schule ein, der vor zwei Jahren wieder flottgemacht wurde.
Auch jeder andere Mittagsgast ist willkommen. Vor allem Rentner nehmen das Angebot direkt im Dorf gerne wahr, aber auch einige Eltern essen mal mit, wenn es gerade passt, erzählen die Voglers. Und auch mancher Handwerker wird hier mittags satt. All das funktioniert nur, weil Enrico Vogler mit Hofladen und Küche als eigenständiger Betrieb wirtschaftet. „Wenn wir als Schule der Träger wären, dürfte niemand von außerhalb mit essen“, erklärt sein Bruder Denis.
Jeden Tag gibt es ein Stammessen und eine Alternative, heute zum Beispiel Graupensuppe mit Kasslerfleisch oder Lasagne. „Montags ist immer Nudeltag“, erzählt Enrico Vogler. Da gibt es die Pasta in verschiedensten Varianten, mal fruchtig mit Tomatensoße, aber auch mal deftig mit Gulasch. „Manchmal wünschen sich die Kinder auch etwas Bestimmtes und wir nehmen es dann mit in den Plan“, sagt Vogler. Mit der Küche allein wäre das Kalkulieren allerdings schwierig. 2,40 Euro pro Schülermahlzeit sind ein verdammt knapper Preis. Zumal das frische Kochen aufwändig ist und es zu jeder Mahlzeit auch ein frisches Salatbuffet und einen Nachtisch gibt.
Perfektes Zusammenspiel zwischen Hofladen, Fleischerei und dazu gehörenden Partyservice
Rund läuft es für das kleine Unternehmen erst im Zusammenspiel mit dem Hofladen samt Fleischerei und dem dazu gehörenden Partyservice. Da gehen Einkauf und Verwertung Hand in Hand und auch das neunköpfige Team ist flexibel einsetzbar.
Manchmal wird auch Gemüse mit verwertet, das die Kinder im Schulgartenunterricht selbst angebaut haben. Eins greift ins andere und zusammen funktioniert es gut - eine Lösung, wie sie zu einem Dorf wie Riestedt passt.
Rund 200 Essen werden inzwischen jeden Tag ausgegeben. Der Hofladen zählt nicht nur einheimische Kunden, auch viele Auswärtige machen einen Abstecher in den Ort, um Waren aus der Region einzukaufen. Vielleicht wird das ja der neue Trend. (mz)