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Hobbybastler aus Riethnordhausen Hobbybastler aus Riethnordhausen: Günter Große baut Modelle von Motoren und Maschinen

Von Lucas Wölbing 11.03.2016, 15:03
Wenn er seine Werkstatt betritt, ist Günter Große in seinem Element. Seit über einem Jahrzehnt baut der 72-Jährige eigene Dampfmaschinen im Kleinformat.
Wenn er seine Werkstatt betritt, ist Günter Große in seinem Element. Seit über einem Jahrzehnt baut der 72-Jährige eigene Dampfmaschinen im Kleinformat. Maik Schumann

Riethnordhausen - Die Brille sitzt fest auf der Nase, als Günter Große sich über seine Werkbank beugt. Doch selbst wenn nicht, wäre der Riethnordhäuser bestens gewappnet: Aus dem Schrank holt er ein Vergrößerungsglas, dass er auf den schmalen Steg zwischen seinen Augen setzt - spätestens jetzt sieht er klar und auf den Millimeter genau. Das Rad muss er freilich in seiner Bastelstube nicht erst neu erfinden, eher warten und noch ein bisschen auf Vordermann bringen. Denn Günter Große ist kein Erfinder, wie er sagt, sondern eher ein Tüftler. Und Dampfmaschinen haben es ihm besonders angetan. Sie sehen aus wie winzige Lokomotiven, manchmal ein wenig wie Schiffe. Doch auch wenn Qualm und Wärme oft nur schmückendes Beiwerk sind - die Modelle des 72-Jährigen funktionieren alle. Ein gutes Dutzend Maschinen schmückt mittlerweile die Vitrine im Flur von Familie Große. Es wäre nie so weit gekommen, wenn der Rentner nicht vor einigen Jahren nach Hettstedt gefahren wäre. „Ich bin Elektriker“, erzählt er. „Mit Dampfmaschinen hatte ich nie etwas am Hut, bis ich das Mansfeld-Museum besucht habe.“

Der innere Bastler des Riethnordhäusers war geweckt. Wie können so winzige Zahnräder und Motoren so kräftige Bewegungen erzwingen? „Und am besten lernt es sich doch, wenn man etwas selbst ausprobiert“, sagte er sich und hatte kaum ein Jahr später die erste, eigene Dampfmaschine erschaffen - ganz im Sinne von James Watt und Robert Stirling, den britischen Dampf-Pionieren. „Da war es um mich geschehen“, erinnert sich Günter Große. „Ich habe einfach immer weiter gebaut.“ Nur momentan sieht es mit Neuzugängen in seiner Sammlung etwas schwierig aus. „Ich baue nichts Neues mehr“, gibt der Bastler zu. „Ich bin nämlich ständig damit beschäftigt, die fertigen Modelle zu verändern. Nach Verbesserung strebe ich doch immer.“

Und damit bringt der Riethnordhäuser dann auch ganze Tage zu, in seiner kleinen Werkstatt hinter dem Haus. Gerade hat er dort wieder „Hochsaison“. Zwei Dampfmaschinen stehen auf dem Tisch. An welcher Große gerade arbeitet? „Immer mal an jeder, so wie mir gerade die Ideen kommen“, meint er schmunzelnd. In der Hand hält er gerade eine seiner eigenen Entwicklungen: Eine Dampfmaschine mit sechs Zylindern, ein Experiment. So etwas habe, soweit er weiß, bisher kaum jemand versucht, erzählt der Tüftler, der ständig die abenteuerlichsten Konstruktionen ausprobiert. „Das glaubt mir immer niemand, aber manchmal funktioniert eine Maschine beim ersten Testlauf und beim nächsten steht alles still“, berichtet er und sucht schon wieder ganz fasziniert nach der Ursache des Problems. Die Werkstoffe für sein Hobby findet der 72-Jährige in keinem Baumarkt. „Ich war ja Elektriker beim Metallbauer ‚Askania’“, erzählt er. „Ich kenne meine alten Kollegen noch gut, wenn kleine Metallreste übrig bleiben, denken die schon an mich.“ Doch viele Gleichgesinnte findet der Dampfmaschinenbauer im Südharz nicht. „Nur meinen neunjährigen Enkel habe ich mit meiner Leidenschaft angesteckt“, sagt Günter Große stolz. (mz)