Historische Rarität Historische Rarität: Das magische Feuerzeug

Sangerhausen - Gold, Silber, Edelsteine und drei edle Hunde noch dazu: Dietrich Nohle könnte wohl alles haben, wenn er nur wollte. Für ihn wäre es nur eine kleine Bewegung mit dem Finger zum ganz großen Reichtum. Doch der Sangerhäuser tut sich schwer, sein Feuerzeug zu zünden. „Es weiß ja keiner, was dann passiert. Ich will ja nicht, dass plötzlich drei verzauberte Riesenhunde vor mir stehen“, scherzt er.
Hans Christian Andersen schrieb das Märchen vom Feuerzeug. Ein armer Soldat kommt darin durch List an das Zauber-Feuerzeug einer Hexe, mit dem er drei Hunde beschwören kann, die ihm großen Reichtum verschaffen. Nachts entführen die Hunde die Prinzessin, die von ihren Eltern im Schloss eingesperrt wurde. Sie heiratet am Ende den Soldaten. Die DEFA verfilmte den Stoff 1959 mit Rolf Ludwig in der Hauptrolle. Gedreht wurde in einem Wald bei Potsdam, die Stadtkulisse wurde künstlich errichtet. Mit fünf Millionen Kinobesuchern ist „Das Feuerzeug“ eines der erfolgreichsten DEFA-Märchen. Die Handlung erinnert an „Das blaue Licht“ der Gebrüder Grimm, wo keine Hunde vorkommen. (lwö)
Er denkt an den Defa-Film „Das Feuerzeug“ von 1959, in dem genau das passiert, nur weil sich ein armer Soldat sein Pfeifchen anzündet. Eine Chance, dass sich dieses Szenario wiederholt, ist vielleicht gar nicht so unwahrscheinlich, denn das historische Feuerzeug, das Nohle kürzlich im Internet erworben hat, gleicht dem Exemplar im Märchen bis aufs Haar. „Das ist aber ganz sicher nicht genau das Feuerzeug, das im Film verwendet wurde“, weiß der 73-Jährige.
„Wahrscheinlich haben die eine Nachbildung angefertigt. Ich habe aber ein Original.“ Langsam fährt Dietrich Nohle mit dem Finger über die silberne Gravur an der Seite: „1743“ steht dort. Vermutlich von Hand hergestellt im deutschsprachigen Raum oder vielleicht in Tschechien, mehr weiß der Sammler nicht. „Vielleicht hat es ja wirklich einmal einer Hexe gehört, die es wie im Märchen verzaubert hat“, meint der Rentner.
Der Kauf des Feuerzeugs hatte für ihn praktische Gründe. Nohle interessiert sich nämlich für historische Waffen, sammelt kleinere Geschütze und Kanonen und stellt diese auch bei Böllerschützentreffen vor. „Mit irgendetwas muss ich ja schließlich die Lunte für meine Kanonen zünden“, erklärt er. Herkömmliche Gasfeuerzeuge seien verboten und durch das Exemplar von 1743 werden seine Vorführungen noch authentischer, findet er. „Ich würde mir allerdings niemals eine Pfeife mit diesem Feuerzeug zünden“, warnt Dietrich Nohle. Der Soldat im Film sei da ziemlich leichtsinnig, raucht immer mal wieder und beschwört dadurch die Hunde, die ihn mit Gold versorgen.
„Das wäre es mir nicht wert, abgesengte Augenbrauen zu riskieren“, lacht der Waffen-Sammler. „Die Flamme kann gut 40 Zentimeter hoch sein. Also Obacht.“ Er hält sich zurück, wenn es darum geht, die Wirkung seines Feuerzeugs zu demonstrieren. Nohle ist vorsichtig. Sein neuestes „Spielzeug“ funktioniert mit Schwarzpulver, ohne amtliche Sprengerlaubnis dürfte er es gar nicht verwenden. „Ich weiß nicht, ob der Schauspieler damals diese Genehmigung hatte“, sagt er. „So wenig märchenhaft das klingt: Auch bei historischen Waffen kontrollieren die Behörden genau, wer sie verwendet.“ Also alles ganz unspektakulär? Dietrich Nohle zwinkert: „Vielleicht kann mein Feuerzeug ja doch einiges, das ich nicht verraten möchte“, sagt er. „Aber ich will gar keine Zauberei. Die macht nur größenwahnsinnig.“ (mz)
