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Herzen von Sternenkinder-Wiese geklaut Herzen von Sternenkinder-Wiese geklaut: Erschütterte Familie zwischen Trauer und Wut

Von Frank Schedwill 14.08.2019, 08:00
Auf dem Sternenkinderfeld des Friedhofs in Sangerhausen haben sich pietätlose Diebe zu schaffen gemacht.
Auf dem Sternenkinderfeld des Friedhofs in Sangerhausen haben sich pietätlose Diebe zu schaffen gemacht. Jürgen Lukaschek

Sangerhausen - Zwei mit Blumen verzierte Herzen aus Metall, darin zwei bunte Holzherzen, auf denen die Namen Emilia und Maya stehen. Daniel Mrozik und Stephanie Elste aus Querfurt haben sie am 20. Juni bei der Beerdigung der Kinder an den Baum gehängt, der mitten auf der sogenannten Sternenkinder- oder Schmetterlingskinderwiese des Sangerhäuser Friedhofs steht.

Der 34-Jährige, der aus Sangerhausen stammt, und seine 29-jährige Freundin wollen so an ihre Zwillinge erinnern, die dort beigesetzt sind. Die beiden Mädchen waren als Frühchen auf die Welt gekommen und zwei Wochen später im Krankenhaus gestorben.

Friedhofsverwaltung tappt im Dunkeln

Seitdem trauert die gesamte Familie. „Fast jeden Tagen ist ein Familienmitglied auf dem Friedhof in Sangerhausen“, sagt Mrozik. Doch nicht einmal sieben Wochen nach der Beerdigung der Mädchen sind die beiden Herzen mit ihren Namen verschwunden.

„Mein Vater, der uns die Herzen geschenkt hatte, hat es zuerst bemerkt“, sagt Mrozik. Der 34-Jährige geht davon aus, dass die Herzen zwischen dem 4. und dem 7. August abgenommen und vermutlich gestohlen wurden. Mrozik wollte das anfangs gar nicht glauben.

Er hat bei der Friedhofsverwaltung und dem Verein, der die Sternenkinderwiese betreut, nachgefragt, ob sie die doch recht großen und auffälligen Herzen vielleicht aus irgendeinem Grund vom Baum genommen haben. Doch Fehlanzeige.

Diebe wiederholt auf Friedhof tätig

Deshalb sei anzunehmen, dass die Herzen von einem Unbekannten entwendet worden sind. „Uns Angehörigen ist völlig unbegreiflich, wie jemand auf einem Friedhof zwei mit Kindernamen beschriftete Herzen stehlen kann. Der Begriff pietätlos trifft es nur ansatzweise“, sagt der Sangerhäuser: „Für uns mischen sich in die Trauer nun auch Wut und Unverständnis für solch ein asoziales und widerliches Verhalten.“

Der oder auch die Diebe könnten offenbar nicht einmal ansatzweise verstehen, was diese Herzen für einen emotionalen Wert für ihn und seine Familie haben. Mrozik hat deshalb Strafanzeige bei der Polizei wegen Diebstahls erstattet.

In einem Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Friedhofsverwaltung erfuhr der 34-Jährige darüber hinaus, dass es auf dem Gelände in letzter Zeit vermehrt zu Diebstählen von Blumen und anderem Grabschmuck gekommen sei. Sangerhausen Stadtsprecherin Marina Becker sagt: „Das Verhalten der Friedhofsbesucher können wir nur bedingt kontrollieren und bei den meisten ist das Gott sei Dank auch nicht nötig.“

Familie hofft auf gutherziges Umfeld der Täter

Kontrollen würden stichpunktartig von Mitarbeiter des Ordnungsamts durchgeführt - auch in den Abend- und Nachtstunden. Sie fügt hinzu: „Auch wenn mich der Diebstahl der beiden Herzen persönlich sehr berührt, Fälle wie diesen können wir leider nicht ausschließen.“

Mrozik und seine Freundin haben aber die Hoffnung, dass der MZ-Bericht über den Fall denjenigen ins Grübeln bringt, der die Metallherzen an sich genommen hat. „Vielleicht wirken ja auch Leute im Umfeld des Täters auf diesen ein und er bringt die Herzen wieder zurück“, hofft der 34-Jährige. Er und seine gesamte Familie würden sich jedenfalls darüber freuen.

Ein ähnlicher Fall hatte vergangene Woche bereits für Schlagzeilen gesorgt. Im Allstedter Ortsteil Wolferstedt war eine Schale mit Blumen von einem Grab verschwunden. Nach Angaben von Einwohnern ist es auch in Wolferstedt nicht der einzige Fall in vergangenen Wochen gewesen. (mz)

Diese beiden Herzen wurden gestohlen.
Diese beiden Herzen wurden gestohlen.
Frank Mrozik