Grüne Wiese Grüne Wiese: Zustand des Sangerhäuser Friedhofs stößt bei Bürgern auf Kritik

Sangerhausen - „Statt auf den Friedhof zu gehen, stelle ich mir zu Hause ein paar Blumen ans Bild von meinem Mann“, sagt Ingeborg Stockmann aus Sangerhausen. „Er ist auf der Grünen Wiese beerdigt. Aber ich habe inzwischen Angst, hinzugehen - so, wie es da aussieht. Ich rege mich jedes Mal auf.“ Die 79-Jährige kennt den Friedhof seit dem Tod ihrer Eltern in den 80er Jahren. Vor acht Jahren ist ihr Mann gestorben.
„Es ist eine Katastrophe.“
Die Grüne Wiese sei nach langer Zeit erst kürzlich gemäht worden, in der Umgebung des Steins sei nichts gepflanzt, schildert Frau Stockmann der MZ am Telefon. „Die Saudisteln wachsen dort wie verrückt. So viel Dreck auf einem Haufen habe ich noch nicht gesehen, die Menschen müssen im Dreck liegen. Das ist unwürdig. Es tut mir weh.“ So schlimm wie in diesem Jahr sei es noch nie gewesen: „Es ist eine Katastrophe.“
Der Stadtverwaltung sind die Probleme bekannt, bestätigt Sprecherin Marina Becker auf Anfrage. Der Firma, die dieses Jahr fürs Mähen auf dem Sangerhäuser Friedhof zuständig ist, bescheinigt sie „bisher erhebliche Leistungsmängel“. Diese würden allerdings von der Stadt „deutlich angemahnt“.
100.000 Quadratmeter Grünfläche zu mähen
Auf allen städtischen Friedhöfen, also in der Kernstadt und den Ortsteilen, gebe es insgesamt rund 100.000 Quadratmeter Grünfläche zu mähen. Grundsätzlich, so Becker, passiere das ein- bis zweimal im Monat, je nach Wachstum. Gesamtkosten: rund 65.000 Euro im Jahr. Die Stadtverwaltung habe das Mähen der Flächen ausgeschrieben und private Dienstleister beauftragt. Denn laut Becker ist „die Vergabe an private Dritte am kostengünstigsten“. So müsse „die Stadt keine Technik und kein Personal vorhalten und den Grünschnitt nicht entsorgen“. Früher habe nur der Bauhof auf den Friedhöfen gemäht, später hätten das private Dienstleister und der Bauhof übernommen, schildert die Sprecherin.
Dass die Privatfirmen die Arbeiten ordnungsgemäß erledigen, werde durch die Friedhofsverwaltung kontrolliert, sagt Becker, auch mit Unterstützung aus den Ortsteilen. Doch offensichtlich funktioniert das regelmäßige Mähen in Sangerhausen trotzdem nicht wie vereinbart. Das dürfte Konsequenzen haben. Denn Becker kündigt an, dass die Mäharbeiten noch in diesem Jahr für die kommenden zwei Jahre ausgeschrieben werden sollen. „Ob der Dienstleister, der derzeit Leistungsprobleme offenbart, der Richtige ist, steht in Frage. Das wird bei der neuen Ausschreibung entschieden.“
Edersleben als besseres Beispiel
Stockmann war kürzlich in Edersleben zu einer Beerdigung. „Der dortige Friedhof ist gepflegt, auch der in Beyernaumburg ist ordentlich.“ Sie ärgert sich, dass in Sangerhausen nun sogar das Geld fehle, um wie bisher in der Umgebung des Steins ein paar Pflanzen zu setzen. Dabei habe sie doch die Friedhofsgebühr bezahlt! Die 79-Jährige fordert, dass sich Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU) selbst mal auf dem Friedhof umschauen müsste - und nicht nur am Gedenkstein für die Feuerwehrleute oder an den Kriegsgräbern. (mz)
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