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Goldkonfirmation Goldkonfirmation: Anekdoten neu belebt

25.03.2002, 18:05

Hettstedt/MZ/usc. - Seit 50 Jahren hatten sie sich nicht gesehen, da fiel die Begrüßung besonders herzlich aus, nachdem man sich erst einmal identifiziert hatte. "Das soll aber anders werden. Nächstes Jahr treffen wir uns wieder", sagte Rita Wolf, die das erste Klassentreffen des Konfirmations-Jahrgangs 1952 zusammen mit der Feier der Gold-Konfirmation organisiert hatte.

Sowohl Schulunterricht als auch Konfirmandenstunde war in den frühen 50er Jahren noch streng getrennt. Ihr Klassentreffen geplant hatten nur die Frauen, so dass auch bei der Goldenen Konfirmation und beim nachmittäglichen Kaffeetrinken im Ratssaal die Frauen bei weitem in der Überzahl waren. Allerdings waren auch einige Männer gekommen, insgesamt konnte Pfarrer Sebastian Bartsch 45 Jubelkonfirmanden Urkunden überreichen und den Segen zusprechen. Gerhard Dörfer, angereist aus Haldensleben, feierte sogar das Fest der Diamantenen Konfirmation.

Aus Bayern, aus dem Ruhrgebiet und aus Sachsen waren Frauen zusammengekommen, aber auch viele in Hettstedt Verbliebene waren unter denen, die sich morgens im evangelischen Gemeindezentrum umarmten und begrüßten.

Die Idee war von Hildegard Klement ausgegangen, die in Bayern lebt. Sie hatte schon 1957 ihre Heimat verlassen und war als Geschäftsfrau in Bayern beruflich aktiv. Ihre beste Schulfreundin Rita Wolf, die in Braunlage lebt und Ferienhäuser vermietet, hatte dann die Kontakte zur Jakobigemeinde geknüpft. "Das war eine sehr gute Zusammenarbeit", lobt sie die Mitarbeiterinnen der Kirchengemeinde. "Gemeinsam haben wir die Adressen ausfindig gemacht. Über 80 Leute haben wir angeschrieben, aber nur weniger als die Hälfte haben geantwortet." Manche Schulkameradinnen allerdings leben bereits nicht mehr.

Nach dem Festgottesdienst posierten alle für ein Gruppenbild, auch die Männer. Und natürlich wurden auch Anekdoten über die damaligen Pfarrer und Lehrer erzählt. "Das war unsere Klassenbeste", der Ruf eilte Ingeborg Ebel bereits voran, als sie den Saal betrat. Und, mehr im Flüsterton, "aus der Familie kamen nur solche guten Schüler. Mädchenname war Zeising, die Männer alle Ingenieure". Sie sei dann auch Lehrerin geworden, ihr Traumberuf, sagt Ingeborg Ebel und wird ein wenig rot. Allerdings habe sie nach der Geburt der Kinder aufhören müssen mit der Arbeit. Hier wurden Unterschiede von Frauenbiographien West und Ost deutlich. Diejenigen, die in der DDR geblieben waren, standen trotz Familie und Kindern im Berufsleben oder waren nach der Wende arbeitslos geworden. Im Westen dagegen galt das klassische Bild: Wer heiratet, ist dann ganz für die Familie da. Am späteren Nachmittag gingen noch viele der Jubelkonfirmanden mit zum Passionskonzert in die Kirche, die einige seit der Konfirmation nie mehr von innen gesehen hatten. Andere nutzten die Reise dazu, sich auch Veränderungen in der Umgebung anzuschauen und einen Abstecher in den Harz zu machen. Herzlich bedankte sich Rita Wolf im Namen aller Goldkonfirmanden für die gute Betreuung und Begleitung durch Pfarrer und Mitarbeiter der Jakobigemeinde.