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Geschwister-Scholl-Gymnasium in Sangerhausen Geschwister-Scholl-Gymnasium in Sangerhausen: Gabriele Horn leitet seit 17 Jahren das Schülertheater

Von Lucas Wölbing 30.09.2013, 18:50
Gabriele Horn mit ihrer stattlichen Fotosammlung.
Gabriele Horn mit ihrer stattlichen Fotosammlung. Lucas Wölbing Lizenz

Sangerhausen/MZ - Wenn Gabriele Horn den kleinen Raum im Schulkeller betritt, werden bei ihr Erinnerungen wach. Hier bewahrt sie einen ihrer größten Schätze auf: hunderte Kostüme und Requisiten aus der Theatergeschichte am Sangerhäuser Geschwister-Scholl-Gymnasium. Und zu jedem dieser Stücke kann sie eine Anekdote erzählen; weiß genau, wann es zuletzt verwendet wurde. Das dürfte eigentlich gar nicht so einfach sein, denn immerhin leitet die 48-Jährige seit siebzehn Jahren das Schultheater.

Die Idee entstand im Herbst 1996, als sie versuchte, Deutschunterricht und Schauspiel auf geschickte Weise zu verbinden. „Außerdem wollte ich ein Gegengewicht zum stressigen Schulalltag schaffen“, verrät Horn mit Blick ins prall gefüllte Fotoalbum. „Eine Atmosphäre, in der man sich einfach fallen lassen kann.“ Das gelingt den Schülern ihrer Meinung am besten, wenn sie in fremde Welten eintauchen und unterschiedlichste Rollen spielen. Hierbei fällt es dem Einzelnen leicht, seine Stärken zu finden. Und wer weiß, vielleicht lernt bei Gabriele Horn bereits der ein oder andere TV-Star von Morgen?

Doch das ist der Lehrerin eigentlich nicht so wichtig. Vielmehr kommt es ihr auf das Miteinander an. „Wir sind ein großes Team, das ehrlich und fair miteinander umgeht“, gerät sie ins Schwärmen. Dieses Gemeinschaftsgefühl zeigt sich vor allem beim traditionellen Weihnachtsmusical. Hier arbeiten alle Hand in Hand und für jeden gibt es eine passende Aufgabe. Neben großer und kleiner Theatergruppe, Technik- und Kulissen-AG ist dann auch der Juniorchor beteiligt. Und manchmal bezieht Gabriele Horn auch vom Chor ihre Inspiration. Oft ist es nur ein einzelnes Lied, das zum Grundstein für ein ganzes Stück wird.

Das Scholl-Gymnasium Sangerhausen gehört zu den „Prime-Gymnasien“: Es kooperiert mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Schüler werden frühzeitig mit universitären Arbeitsweisen vertraut gemacht. Besonders begabte Schüler können im Rahmen eines Frühstudiums Lehrveranstaltungen an der Universität besuchen, die Leistungsnachweise werden später anerkannt. Die Uni vermittelt besonders geeignete Lehramtsstudierende für deren Praktika.

Ohnehin ist sie Autorin, Regisseurin und Schauspiel-Coach in einem. In dieser Funktion berät sie sich stets zuerst mit ihren Darstellern, die dem Stück dann eine individuelle Note verleihen, bevor das fertige Script wieder auf dem Tisch der Chefin landet. Von diesen Drehbüchern haben sich mittlerweile eine Menge angesammelt. Dabei ist jedes für sich einzigartig. Denn durch ihre Erfahrungen als Ethik- und Psychologielehrerin gelingt es Gabriele Horn immer wieder, über einfache Komödien hinauszukommen und sich auch ernsten Themen zu widmen. Typisch sind dann facettenreiche Charaktere und eine kritische Note des Gesamtwerkes, so wie auch in der düsteren Zukunftsvision, die man vor einigen Jahren auf die Bühne brachte.

Aber auch vor Klassikern scheut sich die in Riestedt lebende Lehrerin nicht. Sie arbeitet sie auf, kürzt sie und verwandelt schwere Kost in ein unterhaltsames Stück. Sie setzt auf eine Kombination aus Altem und Neuem, verbindet aufwändige Kulissen im Stile Shakespeares mit Illusionen aus Licht und Film. Die Leidenschaft, die sie dabei an den Tag legt, begann bereits in ihrer Kindheit zu wachsen und noch heute besucht sie gern Theatervorstellungen und Musicals. Doch wer hofft, Gabriele Horn bei einer ihrer nächsten Aufführungen selbst auf der Bühne zu erleben, der irrt. „Da bin ich doch ein wenig zu schüchtern“, räumt sie lächelnd ein.

Aber trotz aller Bescheidenheit muss man zugeben: Sie ist verfügt über unglaubliche Kreativität und das seltene Talent, die verschiedensten Schüler unter dem Dach des Theaters zusammen zu bringen und mit ihnen Besonderes zu leisten. Falls nun der Intendant eines großen Schauspielhauses von diesen Qualitäten hören und ihr eine Stelle anbieten sollte, würde Horn dankend ablehnen: „Dafür bin ich zu gern Lehrerin.“