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Gemeinderat Südharz Gemeinderat Südharz: Grundschule Stolberg wird geschlossen

Von Helga Koch 01.11.2013, 18:45

Rossla/MZ - Klappe, die Vierte. Der Gemeinderat von Südharz hat am Mittwochabend mehrheitlich das endgültige Aus der Stolberger Grundschule besiegelt. Die Schule wird im nächsten Sommer schließen. Dafür bleibt aber voraussichtlich die Grundschule in Hayn bis zum Sommer 2017 bestehen. Ab dem kommenden Schuljahr lernen dann die Kinder aus Breitenstein, Schwenda und Stolberg in Hayn.

Knapp drei Dutzend Bürger, darunter sowohl Eltern als auch Großeltern, Ortschaftsräte und Lehrer, nahmen als Gäste an der Sitzung im Roßlaer Bürgerhaus teil. Diesmal jedoch ohne Kinder und auch ohne Plakate. Und selbst Protestbekundungen blieben aus.

Vielmehr überraschte die Diskussion, die nun innerhalb von vier Monaten zum vierten Mal den Gemeinderat beschäftigt hat, durch ihre Sachlichkeit. Eingangs erhielt je ein Vertreter aus Hayn und aus Stolberg die Chance, für „seinen“ Standort zu sprechen. Doch der Stolberger Ortschaftsrat Uwe Schmidt (FDP) trug Gedanken vor, die in eine ganz andere Richtung gingen: „Statt die Grundschulen zu schließen, sind diese den ländlichen Bedingungen anzupassen, indem jahrgangsdurchmischter Unterricht eingeführt wird und somit die Grenze von Mindestschülerzahlen abgesenkt werden kann.“

"Wir wollen Stolberg und Hayn erhalten"

Das gebe es andernorts auch und entlaste langfristig sogar die kommunalen Haushalte. Und er sprach einen durchaus heiklen Punkt an: Laut Kultusministerium von Sachsen-Anhalt seien für Sieben- bis Elfjährige Transportwege von maximal 45 Minuten zumutbar. Dies aber würde „für eine erhebliche Anzahl von Grundschülern“ im Falle der Schulschließungen in Südharz „in unzumutbarer Weise überschritten“. Schulen zu schließen, warnte Schmidt, widerspreche der „bisherigen landespolitischen Kernaussage zur Stärkung des ländlichen Raums“, deshalb sollte es in Hayn und Stolberg Außenstellen der beiden Standorte Roßla und Rottleberode geben. Der Stolberger appellierte, die Folgen der Schließungen zu bedenken - insbesondere auch finanziell.

Worauf die Lehrerin Andrea Kühne, die für Hayn das Wort ergriff, bekundete: „Wir schließen uns an, wir wollen Stolberg und Hayn erhalten.“ Dass sie anschließend ausführlich das Schulprogramm und Erfolge der Umweltschule schilderte, dürfte die Gemeinderäte wohl beeindruckt, aber ihr Verhalten bei der Abstimmung kaum noch beeinflusst haben.

Zwar schlug der Stolberger Gemeinderat Bernd Ehrenberg (Freie Fraktion Stolberg) vor, die Variante von Außenstellen ausführlich zu beraten und dann zu entscheiden, er scheiterte aber mit dem Antrag. Zumal die stellvertretende Bürgermeister Anja Wöbken darauf verwies, dass man zum vierten Mal im Gemeinderat über die Argumente spreche und das auch zweimal im Sozialausschuss getan habe.

Nach der Gemeindeordnung von Sachsen-Anhalt könnte jetzt nur noch Bürgermeister Ralf Rettig (CDU) den Beschluss anfechten. Das wäre theoretisch möglich, wenn der Beschluss aus seiner Sicht Nachteile für die Gemeinde hätte.