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Geburtsurkunde ist Pflicht Geburtsurkunde ist Pflicht: Unmut in Allstedt bei Ausweis-Beantragung

Von Grit Pommer 04.07.2017, 09:43
Für die Beantrungen eines neuen Personalausweises müssen Bürger ihre Geburtsurkunde vorlegen.
Für die Beantrungen eines neuen Personalausweises müssen Bürger ihre Geburtsurkunde vorlegen. dpa

Sangerhausen - Wer in diesen Tagen zum Einwohnermeldeamt geht, um einen neuen Personalausweis oder Reisepass zu beantragen, der könnte eine unangenehme Überraschung erleben. Wenn er nämlich wie beim letzten Mal nur die Heiratsurkunde vorlegt, werden die Mitarbeiter ihm sagen, dass das nicht mehr ausreicht, und die Geburtsurkunde verlangen.

Geburtsurkunde als einzig verlässliches Basis-Dokument für Beantragung eines Personalausweises

In Allstedt sorge dieser Umstand zurzeit für einigen Unmut vor allem bei den älteren Leuten, berichtete Thomas Schlennstedt (SPD/FFW) im Stadtrat. „Die Leute haben vor zehn Jahren problemlos mit der Heiratsurkunde einen neuen Ausweis bekommen und auf einmal sollen sie sich eine Geburtsurkunde besorgen“, sagte er.

Hauptamtsleiterin Andrea Kögel bestätigt, dass die Einwohnermeldeämter inzwischen ausdrücklich die Geburtsurkunde verlangen. „Die Standesamtsaufsicht weist die Beamten immer wieder darauf hin, dass sie das einzig verlässliche Basis-Dokument ist“, so Kögel. In der Vergangenheit habe sich zu oft herausgestellt, dass sich bei der Ausfertigung späterer Personenstandsurkunden Fehler eingeschlichen hatten. Eine falsche Schreibweise des Namens zum Beispiel oder ein falsches Datum.

Beim Beantragen eines neuen Personalausweises oder Reisepasses muss man persönlich vorsprechen und folgendes mitbringen: Geburtsurkunde, Eheurkunde, ein biometrisches Passbild, alter Personalausweis beziehungsweise Reisepass.

Das erneuerte Bundesmeldegesetz fordere für die Ausstellung von Ausweisen deshalb ausdrücklich die Geburtsurkunde als Nachweis. Diese zu beschaffen, ist aber vor allem für jene Leute schwierig, die nach dem Krieg als Vertriebene in die Region kamen und eigentlich aus dem heutigen Polen oder Tschechien stammen. Sie müssen sich an das zuständige Standesamt ihrer Geburtsgemeinde wenden und dort um die Ausstellung einer Geburtsurkunde bitten.

Die Einheitsgemeinde Allstedt unterstützt die Betroffenen dabei aber nach Kräften, wie Andrea Kögel versichert. „Wir suchen das zuständige Standesamt raus und erledigen auch den Schriftverkehr“, sagt sie. Kosten entstünden den Leuten dadurch nicht. Stelle sich bei der Recherche heraus, dass in der alten Heimat keine Unterlagen mehr auffindbar sind, dann akzeptiere man auch die Heiratsurkunde.

Sangerhausen und Südharz versuchen betroffenen Bürgern zu helfen

Auch in Sangerhausen taucht das Problem mit der Geburtsurkunde immer wieder auf, bestätigt Stadt-Pressesprecherin Marina Becker. „Die meisten Fälle stammen aus Polen“, sagt sie. Im Register der heutigen Standesämter ermittele man die zuständige Behörde und halte auch die nötigen Formulare bereit. Um alles andere müssen sich die Leute selbst kümmern. Das funktioniere aber. „Es gab noch kein Problem, das nicht gelöst werden konnte“, so Becker.

Ähnlich verfährt die Gemeinde Südharz. Dort ist das Problem mit der Geburtsurkunde ebenso bekannt. So weit es möglich sei, unterstütze man die Betroffenen, hieß es. (mz)