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Gebietsreform Gebietsreform: Roßla will aus Südharz raus

Von Helga Koch 24.04.2014, 10:50
Schützenfest in Roßla
Schützenfest in Roßla Steffi Rohland Lizenz

Rossla/MZ - Zerreißprobe für die Gemeinde Südharz: Nach Stolberg will jetzt auch Roßla die Einheitsgemeinde verlassen. Der Ortschaftsrat hat den Austritt beschlossen. „Wir haben das seit einigen Monaten beraten“, sagt Ortsbürgermeister Axel Heller (parteilos). Offen ist, ob der Beschluss von den zuständigen Gremien genehmigt würde.

Wohin die Reise gehen soll, steht hingegen fest: Roßla will wieder eine eigenständige Gemeinde mit eigenem Haushalt und eigenem Bauhof werden und sieht seine Zukunft in der Verbandsgemeinde „Goldene Aue“. Während sich Verbandsgemeindebürgermeister Ernst Hofmann (CDU) gestern völlig ahnungslos gab, bestätigte Heller ein „vorbereitendes Gespräch“ mit Hofmann. Demnach könne sich die Verbandsgemeinde den Beitritt Roßlas gut vorstellen, falls der Nachbarort die Gemeinde Südharz verlasse, so Heller.

Die Gemeinde Südharz wurde zum 1. Januar 2010 durch die zuvor eigenständigen Gemeinden Bennungen, Breitenstein, Breitungen, Dietersdorf, Drebsdorf, Hainrode, Hayn (Harz), Kleinleinungen, Questenberg mit OT Agnesdorf, Roßla mit OT Dittichenrode, Rottleberode, Schwenda und Uftrungen gegründet. Zum 1. September 2010 wurden Stolberg und Wickerode per Gesetz zugeordnet. 

Offensichtlich ist in Roßla die Unzufriedenheit groß: mit dem „Kunstgebilde“ Einheitsgemeinde Südharz, dem Gemeinderat, der Verwaltung. „In einigen Ortsteilen und insbesondere in Roßla ist die einst kommunale Entwicklung inzwischen zum Stillstand gekommen“, schreibt Ortsbürgermeister Heller an die Bürger, der Brief soll im nächsten Amtsblatt erscheinen.

Und all das, was aus Sicht des Ortschaftsrates seit der Gründung der Einheitsgemeinde zum 1. Januar 2010 schief gelaufen ist, steht auf sechseinhalb A4-Seiten. Fazit: Nötige Veränderungen zum Wohle aller Ortsteile, eine bürgerfreundliche und gut strukturierte Verwaltung, die Beteiligung der Menschen an den Entscheidungen und die Identifizierung des hauptamtlichen Bürgermeisters mit den Belangen jedes Ortes ließen zu wünschen übrig. Statt dessen werde die Gemeinde „erfolglos verwaltet“, das Wohl Roßlas ungenügend berücksichtigt. Obwohl Grundzentrum und 2 300 Einwohner zählend, sei für Roßla seit 2010 nur eine Brandschutzauflage in der Roßlaer Kindertagesstätte erfüllt worden. Investitionen blieben im Vergleich zu Rottleberode, Uftrungen und Bennungen auf der Strecke. Der 2009 beschlossene Bau der neuen Rottleberöder Grundschule für 4,5 Millionen Euro belaste die Gemeinde erheblich.

Südharz-Bürgermeister Ralf Rettig (CDU) wertet den Roßlaer Beschluss als „neue Polemik. Das ist in Abstimmung mit Stolberg initiiert worden.“ Das Land habe die Gebietsreform verlangt, man müsse sie umsetzen. Stolberg und Roßla sollten „sich zusammenreißen und dazu beitragen, die Gemeinde aufzubauen, statt uns mit uns selber zu beschäftigen“. Der Gemeinderat werde über Roßlas Beschluss „informiert, und mehr auch nicht.“ Außerdem seien die aufgeführten Gründe „alle rechtlich falsch“.