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"Freakstock"-Festival in Allstedt "Freakstock"-Festival in Allstedt: "Jesusfreaks" sind bunte Familie

Von Lucas Wölbing 03.08.2015, 06:54
Diese Stuttgarter schnuppern Festival-Luft. Sie freuen sich, dass auch in der Stadt viele Menschen so hilfsbereit sind zu Fremden.
Diese Stuttgarter schnuppern Festival-Luft. Sie freuen sich, dass auch in der Stadt viele Menschen so hilfsbereit sind zu Fremden. Maik Schumann Lizenz

Allstedt - Johanna und Elisa sind immer da, wenn Not am Mann ist. Täglich von 12 bis 11 stehen sie hinter der Ladentheke bereit für Festival-Besucher im Einkaufsfieber. In ihren Regalen: Zahnpasta, Duschbad, Spülmittel, Gummibärchen und Schokolade – Eben alles, was bei so einer Großveranstaltung mit Campingpflicht vergessen werden kann. Doch das Angebot der beiden Frauen ist längst nicht komplett. Seit Jahren sind sie mit ihrem Kiosk „Kurz vor nackig“ beim „Freakstock“, dem größten christlichen Musikfestival Deutschlands, für Nachtschwärmer und Spätzünder da.

Doch gerade jetzt, bei der Premiere auf Allstedts Flugplatz, stellen sie fest, dass das Sortiment vergrößert werden muss. Ihr Laden, dessen Wände stilecht mit goldenen Rettungsdecken verziert sind, ist zwar schon ziemlich gut vorbereitet auf die fast 3 500 Gäste, doch: „Man lernt immer dazu“, meint Johanna. Gibt es etwas, das sie nicht anbietet, müssen die „Jesusfreaks“, wie sich die Besucher selbst nennen, nach Allstedt aufbrechen.

Dort sorgten sie am Wochenende für ordentlich Zulauf in den Lebensmittelgeschäften, beim Bäcker und im Freibad. Einige Bürger werden demnächst vielleicht noch kleine blaue Chips in den Einkaufswagen finden, bedruckt mit christlichen Sprüchen. Die verkauft Karsten auf dem Festival und sie sind dafür gedacht, vergessen zu werden. „Der Nächste soll sie im Wagen entdecken und erkennen, dass jemand an ihn gedacht hat“, erklärt der Brandenburger.

Seine kleinen Chips werden, wie die Veranstalter hoffen, vermutlich die einzigen Spuren sein, die die „Freaks“ zurücklassen. Überflüssigen Müll soll es laut Planung nicht geben, die Umweltbelastung soll möglichst gering bleiben, Pappgeschirr ist im offiziellen Raum des Festivals tabu, bekräftigt Sprecherin Julia Kolbe. Sie freut sich, dass das „Freakstock“ eine sehr friedliche Veranstaltung sei. Die Gemeinschaft stehe im Mittelpunkt, was zählt sind die Elemente des Glaubens. Die „Jesusfreaks“ wollen sich als eine sehr junge, weltoffene Bewegung präsentieren. Ihr Festival soll ein Fest der Farben und Unterschiede sein. Dafür stehen die vielen Bands verschiedener Stile, die Kunstwerke und Workshops in den alten Hangars. Auch Drogen seien, wie Julia Kolbe sagt, unter den „Jesusfreaks“ tabu.

Ja selbst der Alkoholverkauf läuft nur verhalten. Am Stand von Weinhändler Wieland herrscht Flaute. „Bier wird ja nur in Maßen gekauft“, sagt er. „Meine Brause geht da schon besser weg.“ Es sei nun einmal die Familienfreundlichkeit, die einige Stammgäste anregt, wiederzukommen, meint Daniel, der früher allein und heute mit Frau und Kindern zum Festival fährt.

Für die Kleinsten gibt es sogar einen abgetrennten Bereich mit Spielplatz, Hüpfburg und Vorlesezelt. An die 300 Kinder werden wohl auf dem Flugplatz sein, schätzt Betreuer Ronny mit Blick auf die Listen im „Baby Hangout“. Wenn er diese Zone mit irgendetwas vergleichen sollte, dann wahrscheinlich mit der Kinderbetreuung in großen Möbelhäusern. Die Sicherheit sei hier das A und O. Der Bereich darf nur mit den Eltern wieder verlassen werden und drinnen kümmern sich pro Schicht zehn gut geschulte Betreuer um den Nachwuchs. Eltern können, wie Lisa, Mutter eines Sohnes, sagt, ihr Kind guten Gewissens dort lassen: „Mein Anton wollte gar nicht mehr weg. Das ganze Festival ist ein Paradies für Familien.“ (mz)

Bei Julia und Elisa (rechts) können auch Nachtschwärmer in Ruhe einkaufen.
Bei Julia und Elisa (rechts) können auch Nachtschwärmer in Ruhe einkaufen.
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Rund 20 000 Jesus-Einkaufschips
Rund 20 000 Jesus-Einkaufschips
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Klaus Baum, Karola Schmidt und Enkelin Pia finden das Festival „klasse“.
Klaus Baum, Karola Schmidt und Enkelin Pia finden das Festival „klasse“.
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