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Flugplatz Allstedt Flugplatz Allstedt: Natur bedroht den Flugbetrieb

Von KARL-HEINZ KLARNER 13.02.2012, 06:59

allstedt/MZ. - Dem Flugplatz auf der Allstedter Heide droht offenbar aus Gründen des Naturschutzes neues Ungemach. Auslöser ist die Auflage der Luftfahrtbehörde, einen Teil des Mittelstreifens aus Gründen der Flugsicherheit abzuholzen. Doch das muss noch von der Untere Naturschutzbehörde beim Landkreis Mansfeld-Südharz genehmigt werden. "Da die Übernahme der Halterschaft weder durch die Stadt Allstedt noch durch andere Träger geklärt ist, kann über eine vollständige Wegnahme des Mittelstreifens nicht entschieden werden", begründete Landkreissprecherin Babett Mitschka die zögerliche Haltung der Behörde.

Ein Umstand, der nicht ohne Konsequenzen bleibt. "Das kann neben Einschränkungen bis hin zur Einstellung des Flugbetriebes führen", hat Allstedts Bürgermeister Jürgen Richter (CDU) die Stadträte informiert. Und die Folgen für die Region sind offenbar auch nicht unerheblich.

"Wenn hier ein Vierteljahr oder länger der Flugbetrieb eingestellt wird, dann wäre das fatal", sagt Ulrich Reinicke. Der Berufspilot betreibt auf dem Platz eine Flugschule. Immerhin sind in Allstedt 26 Flugzeuge stationiert."Viele Geschäftsreisende nutzen den Platz", berichtet Reinecke. Ein Umstand, der offenbar auch in der Region nicht ohne Echo bleibt. Sangerhausens Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU) hat bereits angekündigt, die Bemühungen der Stadt Allstedt um den Erhalt des Flugplatzes zu unterstützen.

Unterdessen muss für die Entscheidung über die Entfernung des Gehölzes ein Gutachten eingeholt werden. Denn: "Hierzu sind artenschutzrechtliche Untersuchungen erforderlich, da sich der Mittelstreifen zwischenzeitlich zu einem wertvollen Lebensraum für zahlreiche seltene Tierarten entwickelt hat, die durch europaweite Bestimmungen einem strengen Schutzstatus unterliegen", sagte Mitschka. So diene das Gebiet mindestens 18 europäischen Fledermausarten als Lebensraum. Insgesamt sind in Sachsen- Anhalt 21 Fledermausarten heimisch. Die fliegenden Säuger sind nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. So sei es verboten, die Populationen der Tiere erheblich zu beeinträchtigen. "Um dies zu vermeiden, sollen im Zuge der artenschutzrechtlichen Untersuchungen Maßnahmen zur Vermeidung und Minimierung von Beeinträchtigungen ermittelt werden", erläuterte die Sprecherin.

Zukunft ist ungewiss

Ungewiss scheint nach wie vor, wie es mit dem Platz weitergeht. Auch wenn das drohende Aus zum Ende vorigen Jahres abgewendet worden war. Demnach soll der Flugplatz weiter in kommunaler Trägerschaft bleiben. Damit bliebe die Lizenz für die Starts und Landungen gesichert. Offen ist indes, an wen die Liegenschafts- und Immobilienmanagement Sachsen-Anhalt (Limsa) den Flugplatz übergibt. Der Betrieb des Sonderlandeplatzes soll dann öffentlich ausgeschrieben werden. Die Stadträte von Allstedt hatten bislang abgelehnt, sich an der Finanzierung des privaten Platzes zu beteiligen.

Das drohende Aus des Flugplatzes hatte in der Region für Proteste gesorgt, aber auch zu Initiativen geführt. So erklärte sich der Eigentümer des Areals, Jacobus Nooren, bereit, die Betriebskosten in Höhe von 12 000 für die ersten sechs Monate dieses Jahres zu übernehmen.

Neben dem Unternehmer Donald Rein, der eine Unterschriftenaktion mit einem Aufruf auf der Internetplattform Facebook gestartet hatte, blickte auch der Gewerbeverein skeptisch auf die Ablehnung durch den Rat. Angesichts dessen schlug er die Gründung einer Initiative "Pro Flugplatz" vor. Auch eine finanzielle Unterstützung des Projektes durch den Allstedter Gewerbeverein wurde ins Gespräch gebracht.

Wie berichtet, hatte Nooren das Gelände zusammen mit dem Platz vom Land Sachsen-Anhalt gekauft. Bislang war die Limsa für die Kosten des Flugbetriebes größtenteils aufgekommen. So zahlte die landeseigene Gesellschaft nach eigenen Angaben im Jahr 2010 insgesamt 25 433 Euro, darunter Zahlungen für den Flugleiter und 813 Euro für Versicherung.

Der ehemalige Militärflugplatz Allstedt wurde Anfang der 1950er Jahre angelegt und diente den Fliegerkräften der Sowjets als Basis. Die Start-und Landebahn ist mehr als 3 000 Meter lang.

Heute ist der zivil genutzte Flugplatz als Sonderlandeplatz klassifiziert und für Flugzeuge mit einem Startgewicht bis 5 700 Kilogramm zugelassen.