Flugplatz Allstedt: Flugplatz Allstedt: Laut lauter "Gestört aber geil"

Allstedt - Nachts auf dem Flugplatz: Grelle Lichter scheinen durch die am Wegesrand stehenden Bäume, in dämmerigen Licht sind vier Hangars beleuchtet. Aus allen dröhnt laute Musik: House, Techno, verrückte Kombinationen. Hauptsache: Elektronische Musik. Jede Ecke des begrenzten Flugplatzterrains ist eine einzige Musikzone.

Seit fünf Jahren sorgen DJs und DJ-Duos – diesmal 32 an der Zahl – dafür, mit ihren Beats Menschenmassen anzulocken. Keine Hunderte, sondern mehrere Tausende. Tanzen, wo einst sowjetische Militärflugzeuge standen? Das hat auch Johanna Kaufhold aus Erfurt noch nicht erlebt. Durch Werbung der Veranstalter „Gestört aber Geil“ sei sie darauf aufmerksam geworden.

Mit ihren Armen fasst sie kräftig an die Eisenschiene ihrer Rollstuhlräder und vollführt mit breitem Lachen halbe Achten. „Das Gelände ist barrierefrei gemacht“, erzählt sie. Überall, wo sie hin wollte, sei sie auch hingekommen. Endstation ist vorerst allerdings der Elektro-Hangars. Dort gefällt es Kaufhold nämlich am besten.

Überall auf dem Gelände herrscht großer Bahnhof: Gleich zu Anfang hat sich die Clique um Anja Szemendera aus Eisleben eingefunden. Fünf Stunden, lacht die 23-Jährige, habe man vorgeschlafen, um das DJ-Duo „Gestört aber Geil“ erleben zu können. „Bis acht, neun Uhr am nächsten Morgen wollen wir durchhalten“, benennt sie das ambitionierte Ziel, das Freundin „Line“ aus Blankenheim ebenfalls als „gestört, aber geil“ bezeichnet. Aber das seien sie an diesem Abend eben auch, witzeln sie und sichern sich ihren Platz vor der Hauptbühne.

Immer wieder zu hören sind neben begeisterten Ausrufen allerlei Lob für Veranstaltungskulisse und Organisation. Und die kommt in hohen Tönen auch vom DJ Marv von „Wolke 4“. Nach seinem Auftritt steht ihm vor dem Genießen in der VIP-Lounge noch ein Interview mit „Big Mick“ bevor. Selten, meint der junge Mann, habe er in solch ungewöhnlicher Umgebung gespielt. Das lasse selbst sein Musikmacherherz höher schlagen und für Allstedter Auftritte in Zukunft begeistern. In diesen Euphoriereigen reiht sich Besucher Christian Brandt aus Stolberg nur ein: Das Zelt eigne sich diesmal besser zum Abtanzen; erinnere nicht an ein schnödes, weißes Festzelt. „Dazu ist es diesmal wärmer. Im Vergleich zu 2014 sind die Stände und Kulissen auch nicht allzu sehr gedrängt“, sagt er. Einmal pro Monat könnte er sich derartige Veranstaltungen auf dem Flugplatz vorstellen. In jedem Fall aber häufiger als bisher.

Wer genau schaut, entdeckt zwischen den Menschentrauben die 20-jährige Lisa Plaha und ihren ein Jahr jüngeren Freund Hannes Kamke aus Hettstedt. Auch sie feiern wie die Hauptakteure am Veranstaltungsabend ein Jubiläum: Den Beginn ihrer Liebesgeschichte. „Wir waren zu Schulzeiten schon gut befreundet“, erzählt Lisa. Die Freundschaft gedieh, bis sie sich nach Schulabschluss für etwas zwei Jahre aus den Augen verloren haben. Mit der Verabredung zum DJ-Abend sollte die Freundschaft neu aufleben. „Er musste einfach hierher mitkommen. Eine Wahl zum Nein-Sagen habe ich ihm nicht gelassen“, lächelt Plaha. Als taffe Frau habe sie ihn rigoros zum Eingehen der Beziehung befragt. Hannes sagte ja. „Und vielleicht“, erzählt Lisa in ihrer Verliebtheit und im Scherz, wird er mich hier auf dem Flugplatz auch mal fragen, ob wir uns verloben oder heiraten. (mz)