Fipronil-Skandal Fipronil-Skandal: Sangerhäuser entdecken zu Hause belastete Eier

Sangerhausen - Inge Stang (79) winkt ab und die Eier landen im hohen Bogen im Müll. Schlimm genug, dass die Stanges schon vier der mit dem Insektengift Fipronil belasteten Eier gegessen haben. Das Sangerhäuser Rentnerehepaar hatte sie im Rewe gekauft - bevor der Händler die Eier aus Holland komplett aus dem Sortiment genommen hat.
Sangerhäuser Rentnerehepaar hat Eier im Kühlschrank aus einer Charge vergifteter Hühnereier aus den Niederlanden
Als der Lebensmittelskandal öffentlich wurde, hat das Emil Stang (83) keine Ruhe gelassen. So ist er auf Spurensuche im Kühlschrank gegangen und hat entdeckt, dass die Eier dort zu einer Charge vergifteter Hühnereier aus den Niederlanden gehören. Geholfen hatte dabei am Freitag die MZ, in der die entsprechenden Chargennummern noch einmal nachzulesen waren. Und damit ist auch ad absurdum geführt, was tags zuvor eine Sprecherin des sachsen-anhaltinischen Gesundheitsministeriums verlauten ließ: Sachsen-Anhalt sei bisher davon nicht betroffen.
Ganz im Gegenteil: Stanges aus Sangerhausen haben es sozusagen rot auf weiß: Der Skandal ist sehr wohl angekommen. Dass sie selbst bereits vier der belasteten Eier gegessen haben, beunruhigt Stanges nicht sonderlich, schließlich sei der Referenzwert, also eine bestimmte Menge des Insektizids Fipronil, für den Erwachsene relativ ungefährlich. „Uns geht es dennoch gut, wir hatten auch keinerlei Beschwerden“, sagt Emil Stang.
Vor rund einer Woche hatten die beiden Senioren die Packung Eier im benachbarten Rewe-Markt gekauft. Die Zeitspanne erklärt auch, warum die Eier noch im Regal waren. „Wir haben erst am Mittwoch von Rewe die Information erhalten, dass alle Eier aus den Niederlanden bis auf weiteres aus dem Sortiment zu nehmen sind“, sagt Marktleiterin Christine Arnold. Angesichts dessen sei nicht auszuschließen, dass weitere Packungen noch in Haushalten lagern. „Die Kunden können selbstverständlich die Eier zu uns zurückbringen und bekommen natürlich den Kaufpreis erstattet“, gibt Arnold den Verbrauchern einen Tipp.
Handelsketten reagieren: Betroffene Produkte wurden aus den Regalen genommen
Unterdessen hat die Rewe-Gruppe - wie andere Handelsketten auch - reagiert. Nachdem man von Lieferanten über das Problem informiert worden sei, habe man die betroffenen Produkte aus dem Regal genommen, sagt Rewe-Sprecher Andreas Krämer. Dies betrifft vor allem Eier aus den Niederlanden. Dass das offensichtlich noch nicht konsequent umgesetzt wird, zeigte sich am Freitagvormittag. Bei Rewe in Sangerhausen waren noch immer Eier aus den Niederlanden im Angebot. „Die können nur mit einer neuen Warenlieferung gekommen sein“, sagte Marktleiterin Arnold und kündigte eine umgehende Prüfung an.
Bei all der Aufregung steht für Familie Stang fest, dass man sich das Frühstücksei nicht vergraulen lassen will. Nur will man in Zukunft im Supermarkt etwas genauer auf die Herkunft schauen.
Nach bisherigen Erkenntnissen sind rund drei Millionen mit Fipronil kontaminierte Eier nach Deutschland geliefert worden. Ein großer Teil davon ist offenbar in den Handel gelangt. Große deutsche Lebensmittelanbieter wie Rewe, Lidl und Aldi Süd haben den Verkauf von Eiern aus verdächtigen Betrieben gestoppt. Fipronil ist ein Läusemittel, das gegen Milben in Ställen eingesetzt wird. Dabei gelangte es offensichtlich in die Hühnereier. (mz)