Felix Graf von Luckner Felix Graf von Luckner: Der «Retter von Halle» kam gerade aus Stolberg
STOLBERG/MZ. - Im Hauptquartier der Timberwölfe trat er als Vertrauensperson und Vermittler auf.
Luckner, dessen Mutter aus Hettstedt stammte, war erst kurz zuvor aus Stolberg zurückgekehrt. Dort waren schon die Amerikaner. In dem Harzstädtchen hielt er sich während des Krieges oft auf. Neben der Sicherheit mag da wohl vor allem die Versorgung von Bedeutung gewesen sein, die Luckners waren Gäste auf dem Schloss. Außerdem war der Graf nach der Rückkehr von einer Weltreise im Sommer 1939 von einem "Sonderehrengericht des Führers" dazu verurteilt worden, nicht mehr in der Öffentlichkeit in Erscheinung zu treten, wofür es im Sinne der Machthaber politische wie auch moralische Gründe gab.
In Stolberg hatte Luckner besonders unter den einheimischen jungen Leuten viele Verehrer. Und von denen hatte natürlich jeder sein "Seeteufel"-Buch gelesen. Darin erzählte der Autor von seiner Kindheit und Jugendzeit, von seinen Abenteuern als Seemann, als Tramp und letzter Pirat des Kaisers. In Stolberg nahm Luckner auch gern an den Jagdausflügen in den fürstlichen Wäldern teil, wobei es ihm gar nicht so sehr ums Schießen und Treffen ging.
Ausgangspunkt für solche Unternehmungen war meist das fürstliche Jagdhaus Schindelbruch am Auerberg. Dort besuchte ihn auch sein Freund Franz Pfeil aus Harzgerode. Pfeil war Regierungslehrer auf Deutsch-Samoa und mit Luckner während des Ersten Weltkrieges auf Motuihi interniert gewesen. Nach seiner Rückkehr 1919 wurde er Schuldirektor im Harz.
Im April 1945 kamen die Amerikaner nach Stolberg. Als ihre Jeeps in den Schlosshof fuhren, brach Jubel aus. Ein Offizier hatte Luckner erkannt, der, weil sein Haus in Halle getroffen war, mit seiner Frau gerade wieder in Stolberg weilte. Luckner war vielen Amerikanern bekannt. Von 1926 bis 1933 hatte er in den USA gelebt, Vorträge gehalten und seinen "Seeteufel", der auch übersetzt worden war, signiert. Die Nachricht von seiner Anwesenheit verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Soldaten.
Ilse Gröbel, die zu dieser Zeit in der Fürstlichen Forstverwaltung lernte, sah, wie die Soldaten Luckner auf ihre Schultern hoben und dann über den Schlosshof galoppierten. Glücklich, dass sie den "Seeteufel" in den Bergen getroffen hatten und der Krieg bald vorbei war. Fast zur gleichen Zeit starb in Harzgerode der Schuldirektor Franz Pfeil. Aus den umliegenden Wäldern war immer wieder auf den weiß beflaggten Rathausturm geschossen worden. Die Trümmer erschlugen Luckners alten Freund.