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  7. A38: Familie vergisst 5 Jahre alten Jungen an Autobahn-Raststätte Sangerhausen

Ohne Kind weitergefahren Familie aus Bayern vergisst fünfjährigen Sohn an Autobahn-Raststätte bei Sangerhausen

Eine Familie aus Bayern hat in Mansfeld-Südharz Urlaub gemacht. Nach einer Pause an der Autobahnabfahrt Sangerhausen-Süd sind sie allerdings ohne ihren fünfjährigen Sohn losgefahren.

Von Frank Schedwill Aktualisiert: 01.09.2022, 13:52
An diesem Schnellrestaurant an der Autobahnausfahrt Sangerhausen-Süd wurde der Junge von seiner Familie bei der Abfahrt vergessen.
An diesem Schnellrestaurant an der Autobahnausfahrt Sangerhausen-Süd wurde der Junge von seiner Familie bei der Abfahrt vergessen. (Foto: Maik Schumann)

Oberröblingen/Sangerhausen/MZ - Es ist ein Fall, wie ihn selbst langgediente Polizisten noch nicht erlebt haben: Eine Familie aus Bayern, die in Mansfeld-Südharz Urlaub macht, hat in dieser Woche eines ihrer Kinder an einem Schnellrestaurant nahe der Autobahnabfahrt Sangerhausen-Süd (A38) vergessen.

Der Vorfall hat sich, wie erst jetzt bekannt wurde, bereits am vergangenen Montagabend zugetragen. Wie Polizeisprecherin Steffi Schwan sagte, hatte die Familie, zu der eine ganze Reihe Kinder gehört und die mit zwei Autos unterwegs war, in den Fahrzeugen Abendbrot gegessen. Dann wurde offenbar der fünfjährige Steppke losgeschickt, den Müll zu einem Papierkorb zu bringen.

Der blonde Junge war gegen 17.40 Uhr von einem aufmerksamen Autofahrer entdeckt worden

In der Zeit müssen die Eltern losgefahren sein, ohne zu bemerken, dass das Kind noch nicht wieder in einem der Autos saß. Möglicherweise hatten Mutter und Vater gedacht, dass der Junge in den Pkw des jeweils anderen eingestiegen ist.

Der blonde Junge wurde dann gegen 17.40 Uhr von einem aufmerksamen Autofahrer (36) entdeckt. Der Fünfjährige fiel dem Kraftfahrer auf, weil er weinend auf dem Geh- und Radweg entlang der früheren Bundesstraße 86 unterwegs war.

Als der Zeuge das Kind sah, sei es bereits in der Sangerhäuser Straße in Oberröblingen gewesen, die ein ganzes Stück von dem Schnellrestaurant entfernt ist. Der 36-Jährige hielt mit seinem Auto an, kümmerte sich um den Jungen und informierte über Notruf 110 die Polizei. Das schickte die Besatzung eines Streifenwagens los, die schnell in Oberröblingen eintraf.

Kind am Rasthof vergessen - Polizei findet Familie schnell

„Allerdings konnte der Junge bei der Befragung nur seinen Vornamen und sein Alter nennen und sagen, dass er aus Bayern stammt und mit seinen Eltern und Geschwistern auf einem Berg mit Schloss Urlaub macht“, so Schwan. Zum Glück gibt es in Mansfeld-Südharz nicht viele Berge, auf denen sich Schlösser befinden.

Die zuständigen Beamten konnten so schnell den Urlaubsort der Familie und die Ferieneinrichtung ausfindig machen, in der die Eltern mit den Kindern untergekommen waren. Wo sich diese genau befindet, dazu äußert sich die Polizeisprecherin zum Schutz der Betroffenen nicht. Gegen 20 Uhr habe der Junge, der zwischenzeitlich von Polizisten und einer Mitarbeiterin des Jugendamts im Kommissariat in Sangerhausen betreut worden war, dort seinen Eltern wohl behalten wieder übergeben werden können. Schwan: „Sie hatten bis zum Anruf meiner Kollegen in ihrer Ferieneinrichtung gar nicht bemerkt, dass einer ihrer Sprösslinge fehlte.“

Von der Familie vergessen: Junge bekommt Polizeiteddy als Trostpflaster

Die Eltern seien bei der Übergabe heilfroh gewesen, ihren Sohn wieder in die Arme schließen zu können. „Sie haben sich mehrfach bedankt und für den Vorfall entschuldigt“, sagt die Sprecherin. „Meine Kollegen waren froh, dass sie so schnell helfen konnten.“

Einen Tag später haben Beamte des Reviers in der Ferieneinrichtung dem Fünfjährigen noch einen Polizeiteddy übergeben. Die Plüschbären in Uniform werden im polizeilichen Alltag an Kinder weitergegeben, die zum Beispiel Opfer oder Zeugen von Straftaten oder an Unglücks- und Verkehrsunfällen beteiligt sind. Außerdem werden sie zur Betreuung von Kindern in Ermittlungsverfahren oder anderen ähnlich belastenden Situationen eingesetzt.

Schwan: „So hatte der für den Jungen doch sehr aufregende Vorfall einen versöhnlichen Abschluss.“