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Fahrradwerk in Sangerhausen Fahrradwerk in Sangerhausen: Landkreis will Grundstück der Mifa kaufen

Von karl-heinz klarner 14.04.2014, 19:22
Wie in der Autoindustrie werden Elektro-Räder im Mifa-Fahrradwerk in Sangerhausen am Fließband produziert.
Wie in der Autoindustrie werden Elektro-Räder im Mifa-Fahrradwerk in Sangerhausen am Fließband produziert. DPA Lizenz

sangerhausen/MZ - Der Landkreis Mansfeld-Südharz hat am Montag mit der Umsetzung des millionenschweren Hilfspaketes für die offenbar finanziell schwer angeschlagenen Mitteldeutschen Fahrradwerke AG (Mifa) in Sangerhausen begonnen. Wie es am Abend hieß, stünden die Verhandlungen zum Kauf von Grundstücken des Unternehmens bereits kurz vor dem Abschluss. Das soll vorübergehend rund 5,7 Millionen Euro in die Kassen des börsennotierten Fahrradbauers spülen. Im Gegenzug soll die Mifa an den Landkreis eine Pacht zahlen und eine Rückkaufverpflichtung eingehen.

Erwerb von Fahrrädern abgelehnt

Neben dem Kauf von Grundstücken der Mifa hatte der Kreistag in einer kurzfristig einberufenen Sondersitzung am vergangenen Wochenende ebenfalls den Erwerb eines Aktienpaketes und die Gewährung einer Bürgschaft von jeweils fünf Millionen Euro beschlossen. „Die Mehrheit der Kreistagsmitglieder favorisierte den Ankauf der Grundstücke, da dieser sehr schnell realisiert werden kann“, teilte ein Landkreissprecher am Montag mit. Eine Bürgschaft muss durch das Landesverwaltungsamt Halle genehmigt und nach EU-Recht geprüft werden. Den ebenfalls in Erwägung gezogenen Erwerb von Fahrrädern lehnte der Kreistag ab.

Aus dem Sangerhäuser Unternehmen war am Montag keine Stellungnahme zu erhalten. Mifa-Vorstand Hans-Peter Barth verwies stattdessen auf das Wertpapierhandelsgesetz, das ihm keine Äußerung zur aktuellen Entwicklung erlaube. Eine Anfrage an den Multimillionär und AWD-Gründer Carsten Maschmeyer, der ein Fünftel der Mifa-Aktien hält, blieb unbeantwortet.

Die Mifa hatte im März überraschend bekanntgegeben, im vergangenen Jahr einen Verlust von 15 Millionen Euro eingefahren zu haben. Das Unternehmen hatte jedoch betont, dass die Auftragslage für das erste Quartal 2014 sehr gut sei und das Unternehmen über eine ausreichende Liquidität für das laufende Geschäft verfüge.

Millionen aus Asien in Sicht

Zudem hatten sich die Umsatzerwartungen nicht erfüllt und in der Bilanz Fehlbuchungen gegeben. Durch Fehler in einem neuen Buchungssystem sei der Materialaufwand zu niedrig ausgewiesen worden, teilte Mifa mit.

Zwischenzeitlich naht offenbar Hilfe aus Asien. Der indische Fahrradriese Hero Cycles will 15 Millionen Euro Eigenkapital bereitstellen, eine Absichtserklärung sei bereits unterzeichnet. Damit wäre Hero der größte Anteilseigner, würde mehr als 27 Prozent der Mifa halten und eine Sperrminorität besitzen. Dieser Weg soll auch weiterverfolgt werden, hieß es.

Unterdessen hat Harald Koch (Die Linke), Einzelkandidat bei der Wahl des Landrates am 25. Mai, Kritik geübt. „Das Agieren des Landrates und großer Teile des Kreistages ist für die Existenz der Mifa gefährlich, denn die dadurch unvermeidbar öffentliche Wahrnehmung der finanziellen Probleme der börsendotierten Mifa schadet der Bonität des Unternehmens erst recht“, so Koch. Er fordert, das Land mit ins Boot zu holen. Landrat Dirk Schatz (CDU) wies die Vorwürfe strikt zurück. Derart gravierende Entscheidungen würden in Absprache mit dem Mifa-Aufsichtsrat und dem Land getroffen.

Produktion des Fahrradherstellers Mifa in Sangerhausen
Produktion des Fahrradherstellers Mifa in Sangerhausen
dpa Lizenz