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Fahrradhersteller aus Sangerhausen Fahrradhersteller aus Sangerhausen: Kurs der Mifa-Aktie bricht nach großem Verlust ein

Von Steffen Hoehne 20.03.2014, 12:12
Wie in der Autoindustrie werden Elektro-Räder im Mifa-Fahrradwerk in Sangerhausen am Fließband produziert.
Wie in der Autoindustrie werden Elektro-Räder im Mifa-Fahrradwerk in Sangerhausen am Fließband produziert. DPA Lizenz

Sangerhausen/MZ - Der Aktienkurs der Mitteldeutschen Fahrradwerke (Mifa) kannte am Donnerstag nur eine Richtung: steil nach unten. Fast panikartig stießen die Anleger das Papier ab, das bis zum Abend 37 Prozent an Wert verlor. Die Aktionäre schockierte eine Pflichtmitteilung, die das Unternehmen aus Sangerhausen kurz vor 9 Uhr veröffentlichte. In dieser heißt es, dass bei Mifa 2013 voraussichtlich ein Verlust von 15 Millionen Euro anfiel, die Bilanz der letzten Monate fehlerhaft ist und der bisherige Vorstand krankheitsbedingt nicht zur Verfügung steht.

Weniger E-Bikes verkauft

Dass es bei dem absatzstärksten Fahrrad-Hersteller Deutschlands zuletzt nicht mehr rund lief, war bekannt. In den ersten neun Monaten 2013 verkaufte das Unternehmen 482 000 Fahrräder - 7,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Besonders schmerzlich: Im Wachstumssegment E-Bikes wurden mit 40 000 Stück etwas weniger verkauft als im Vorjahr. Bei einem Umsatz von 97,7 Millionen Euro erzielte Mifa einen Gewinn bei 2,3 Millionen Euro, hieß es.

„Diese Zahlen sind aus heutiger Sicht wohl fehlerhaft“, räumte Donnerstag ein Unternehmenssprecher ein. Durch Fehler in einem neuen Buchungssystem sei der Aufwand für das Material im zweiten und dritten Quartal zu niedrig ausgewiesen worden, sagte der Sprecher. Warum dies erst beim Erstellen der Jahresbilanz aufgefallen ist, konnte er nicht sagen. Der Aufsichtsrat, der den Vorstand kontrolliert, wurde erst Anfang vergangener Woche informiert. Licht ins Dunkel soll nun ein neuer Vorstand bringen. Der Aufsichtsrat setzte Donnerstag mit sofortiger Wirkung den Wiesbadener Wirtschaftsprüfer Hans-Peter Barth als Vorstand Finanzen und Verwaltung ein. Daneben übernimmt der 59-Jährige auch die Funktion des bisherigen Alleinvorstandes Peter Wicht. Der Manager, der auch größter Mifa-Anteilseigner ist, fällt krankheitsbedingt wohl für längere Zeit aus.

Auftragslage sieht gut aus

Barth betonte, dass der Millionenverlust keine Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Mifa habe. „Die Auftragslage im ersten Quartal 2014 ist sehr gut und wir verfügen über eine ausreichende Liquidität für das laufende Geschäft“, sagte Barth. Auch erwartet der neue Vorstand „keine Beeinträchtigung der im August fälligen Zinszahlungen für eine ausstehende Anleihe“. Der jetzt ausgewiesene Verlust sei im wesentlichen auf nicht eingetroffene Umsatzerwartungen 2013 zurückzuführen.


Mifa-Aufsichtsratsmitglied Ralf Poschmann sagte Donnerstag auf MZ-Anfrage: „Der Vorstand wird nun klären, wie es genau zu den Fehlern kommen konnte.“ Die Nachrichten würden auch die Belegschaft verunsichern. „Darunter darf die tägliche Produktion aber nicht leiden“, so Poschmann, der zugleich Oberbürgermeister von Sangerhausen ist.

Partnerschaft soll es richten

Eine Partnerschaft mit dem weltgrößten Fahrrad-Hersteller Hero Cycles soll helfen, den Fahrradbauer wieder in die Spur zu bringen. Die indische Firma unterzeichnete eine Absichtserklärung über eine Eigenkapitalbeteiligung in Höhe von 15 Millionen Euro. Angestrebt werde eine Kooperation bei Einkauf und Produktentwicklung, besonders bei Elektrofahrrädern. Ob Hero damit künftig Aktionär wird, ist offen. Bereits im Juli 2013 hatte Mifa über Gespräche über Kooperationen und eine mögliche Beteiligung von Hero Cycles informiert.


Die Mifa mit 770 Mitarbeitern wandelte sich in den vergangenen Jahren von einem reinen Produzenten günstiger Fahrräder für Handelsketten hin zu einem Unternehmen, das auch hochpreisige Räder und E-Bikes anbietet. Dazu wurden der innovative E-Bike-Hersteller Grace und namhafte Marken wie Steppenwolf erworben.

Mifa-Aktie
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MZ/VOLLMER Lizenz
Mechanikerin Stefanie Fister montiert an einem Fließband der Mifa Mitteldeutsche Fahrradwerke AG in Sangerhausen moderne E-Bikes.
Mechanikerin Stefanie Fister montiert an einem Fließband der Mifa Mitteldeutsche Fahrradwerke AG in Sangerhausen moderne E-Bikes.
dpa-Zentralbild