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Fahrrad-Hersteller in Sangerhausen Fahrrad-Hersteller in Sangerhausen: Mifa-Chef muss sofort und ohne Dank gehen

Von Steffen Höhne 19.09.2014, 06:59
Wie in der Autoindustrie werden Elektro-Räder im Mifa-Fahrradwerk in Sangerhausen am Fließband produziert.
Wie in der Autoindustrie werden Elektro-Räder im Mifa-Fahrradwerk in Sangerhausen am Fließband produziert. DPA Lizenz

Sangerhausen - Der angeschlagene Fahrrad-Hersteller Mifa aus Sangerhausen trennt sich mit sofortiger Wirkung von seinem Vorstandschef Hans-Peter Barth. Sein Nachfolger wird ab 1. Oktober Thomas Mayer, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Gründe für Barths plötzliches Ausscheiden wurden nicht genannt. Es fehlt in der Mifa-Mitteilung auch jeglicher Dank für Barths geleistete Arbeit, dieser ist eigentlich üblich. Daher liegt zumindest der Verdacht nahe, dass es ein Zerwürfnis zwischen Barth und dem Aufsichtsrat gab.
Ende März hatte Mifa die Aktionäre mit der Nachricht geschockt, dass die Bilanzen der Firma fehlerhaft seien und ein Bilanzverlust in Höhe von 28 Millionen Euro angefallen sei. Als Grund wurde eine fehlerhafte Verbuchung des Materialaufwandes genannt. Der bis dahin amtierende Alleinvorstand Peter Wicht trat krankheitsbedingt zurück. Der Wiesbadener Wirtschaftsprüfer Barth wurde als Interimschef berufen, um die Finanzstrukturen neu zu ordnen. Sein Vertrag lief bis Ende 2014.
Den Rettungsauftrag erfüllte Barth - zumindest was bisher öffentlich bekannt ist - mit Bravour. Gemeinsam mit dem Sanierungsexperten Stefan Weniger arbeitete Barth seit April daran, die Mifa finanziell komplett neu aufzustellen. Dazu soll es einen radikalen Kapitalschnitt geben, der die Anteile der bisherigen Aktionäre auf ein Prozent schrumpft. Im Gegenzug steigt der indische Fahrradriese Hero Cycles mit 15 Millionen Euro frischem Kapital ein. Der Fortbestand der Mifa ist damit wohl gesichert.
Mifa-Aufsichtsrat Utz Claassen war am Freitag auf MZ-Anfrage zur Personalie nicht zu erreichen. Aufsichtsrat Ralf Poschmann (OB in Sangerhausen) wollte sich nicht äußern. Doch zumindest Claassen und Mayer kennen sich gut. Nur 74 Tage war Utz Claassen im Jahr 2010 Chef des mittlerweile insolventen Unternehmens Solar Millennium. Sein Nachfolger ist der damalige Finanzvorstand Thomas Mayer gewesen. Der 56-Jährige soll sich künftig bei der Mifa unter anderem um die Finanzen kümmern. Sein Vertrag gilt für drei Jahre. Dies ist eine lange Laufzeit, bedenkt man, dass der kommende Großaktionär Hero wahrscheinlich eigenes Personal mitbringen wird. (mz)

Das Logo der Fahrradmarke Mifa ist auf einem Rad im Werksverkauf des Fahrradherstellers in Sangerhausen zu sehen.
Das Logo der Fahrradmarke Mifa ist auf einem Rad im Werksverkauf des Fahrradherstellers in Sangerhausen zu sehen.
dpa Lizenz