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Erhöhte Uranwerte im Trinkwasser Erhöhte Uranwerte im Trinkwasser: Kein Ersatzwasser für Säuglinge und Schwangere

Von Helga Koch 05.04.2016, 15:44
Ein Glas steht neben einem Wasserhahn.
Ein Glas steht neben einem Wasserhahn. Schumann

Sangerhausen - Der Wasserverband Südharz stellt trotz teils erhöhter Uranwerte im Trinkwasser kein Ersatzwasser für Schwangere, Säuglinge oder Kleinkinder bereit. Geschäftsführerin Jutta Parnieske-Pasterkamp sagt: „Da wir die Werte der Trinkwasserversorgung einhalten, sieht die Verbandsversammlung keinen Bedarf, Ersatzwasser zu liefern.“ Die Verbandsräte hätten zwar erwogen, das freiwillig zu tun, aber nach „kurzer Diskussion“ anders entschieden.

Bürgeraktion bekräftigt Forderung

Erhöhte Uranwerte in der Region Sangerhausen sind seit 2006 bekannt. Aktuell weist ein Sangerhäuser Messpunkt 8,7 Mikrogramm je Liter aus. Der gesetzliche Grenzwert beträgt zehn Mikrogramm je Liter. Die Sangerhäuser Bürgeraktion für uranfreies Trinkwasser und ihr Sprecher Gerhard Ernst fordern schon seit langem Politiker und Verbandsräte auf: „Bitte klären Sie die Wasserversorgung für alle Säuglinge, Kinder, Kleinkinder und Schwangeren!“ Ernst verweist auf die Stellungnahme des Herforder Kinder- und Jugendarztes Dr. Winfried Eisenberg, der seit Mitte der 1980er Jahre in der Deutschen Sektion der „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges - Ärzte in sozialer Verantwortung“ (IPPNW) mitarbeitet. Eisenberg hatte die Gefahren durch Uran und den Zusammenhang zur hohen Zahl der Krebserkrankungen und Krebstoten in der Region erläutert.

Wasserverband bestätigt Qualität

Die Bürgeraktion hat das Problem kürzlich auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vorgetragen. Der Sangerhäuser Helios-Klinik, versichert Sprecherin Anett Brommund-Schnabel, sei die Sicherheit der Patienten besonders wichtig: „Darum haben wir uns sowohl vom lokalen Wasserversorger als auch vom Bundesumweltamt bestätigen lassen, dass die Nutzung des Leitungswassers in Sangerhausen für alle unsere Patienten - insbesondere für Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder - medizinisch unbedenklich ist.“ Die Sprecherin verweist auf das Umweltbundesamt. Demnach sei der Grenzwert für Uran im Trinkwasser „toxikologisch begründet“. Er schütze „alle Bevölkerungsgruppen“ - einschließlich Säuglinge und Kinder in den ersten Lebensjahren - „lebenslang vor der chemisch-toxischen Wirkung von Uran auf das gesundheitliche Zielorgan, die Niere“.

Kein extra deklariertes Wasser

Auf Anfrage heißt es aus der Klinik: „Spezielles Mineralwasser, das als ’geeignet für die Säuglingsernährung’ deklariert ist, verwenden wir nicht.“ Das sei entsprechend einer Information des Umweltbundesamts entschieden worden, denn „Trinkwasser, in dem alle Grenzwerte der Trinkwasserverordnung eingehalten sind, eignet sich auch immer zur Zubereitung von Säuglingsnahrung.“ Ungeeignet wäre es , würde etwa der Uran-Grenzwert überschritten. „Warnmeldungen für das Vorkommen von Uran im Trinkwasser, die sich auf Überschreitungen des Höchstwertes von zwei Mikrogramm je Liter Uran für ’säuglingsgeeignete’ abgepackte Wässer beziehen, basieren auf einer Überschätzung des Risikos und informieren die Öffentlichkeit in einer Weise, die dem tatsächlichen Sachverhalt nicht entspricht.“ (mz)