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City-Manager: Projekt für Zentrum steht in der Kritik Erhält Sangerhäuser Innenstadt einen „Kümmerer“?

Von Frank Schedwill 10.05.2021, 15:39
Ein Blick in die Sangerhäuser Haupteinkaufsmeile, die Göpenstraße
Ein Blick in die Sangerhäuser Haupteinkaufsmeile, die Göpenstraße (Foto: Maik Schumann)

Sangerhausen

- In Sangerhausen wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit künftig einen City-Manager geben. Der Stadtrat hat am Donnerstagabend entschieden, dass sich die Stadt bei einem Förderprogramm des Landes bewirbt, mit dessen Hilfe ein hauptamtlicher „Kümmerer“ gefunden werden soll.

Ziel ist es, die Innenstadt voranzubringen, in der seit Jahren eine Reihe Geschäfte leer stehen. Die Entscheidung fiel bei nur drei Neinstimmen und acht Enthaltungen. Die breite Mehrheit stimmte mit Ja. Trotz des klaren Abstimmungsergebnisses gab es in der Sitzung auch massive Kritik.

Oberbürgermeister Sven Strauß (SPD) warb für das Vorhaben mit den Worten: „Wir sollten eine lebendige Innenstadt für die Sangerhäuserinnen und Sangerhäuser und alle, die uns besuchen, erhalten.“ Die Stadt stehe aufgrund ihrer demografischen Entwicklung, dem wachsenden Onlinehandel und der Corona-Pandemie vor großen Herausforderungen. Man habe zwar den Gewerbeverein mit seinem rührigen Vorstand.

Anfrage kam von Gewerbeverein

Allerdings arbeiteten die Mitglieder alle ehrenamtlich. „Jeder für sich hat in seinem Geschäft Probleme zu bewältigen. Es ist schon ein Unterschied, ob man das hauptamtlich oder ehrenamtlich macht.“ Zwar gebe es die Standortmarketinggesellschaft Mansfeld-Südharz, die Wirtschaftsförderung der Stadt und die Rosenstadt GmbH, die sich neben ihren anderen Aufgaben jeder ein bisschen auch um die Innenstadt kümmerten.

Mit dem Citymanager werde die Stadt aber jemanden haben, der permanent als Ansprechpartner agieren und ausschließlich für das Zentrum arbeiten könne. Er verwies auch darauf, dass der Gewerbeverein auf ihn zugekommen sei und ihn gebeten habe, so eine Stelle einzurichten. Citymanager gibt es auch in anderen Kommunen wie Eisleben, Nordhausen oder seit Jahren bereits in Aschersleben.

Widerstand kam vor allem von der AfD-Fraktion, die sich am Ende der Stimme enthielt, sowie von der gemeinsamen Fraktion der BOS, der FDP und des Bauernverbands. Der AfD-Ortsvorsitzende Martin Thunert wiederholte seinen Facebookpost. Er fragte: „Kann der neue Mediator das richten oder bleibt er ein weiterer Arzt am Krankenbett des Einzelhandels?“

Stelle noch nicht ausgeschrieben

Wer den Einzelhandel stärken wolle, müsse die Corona-Verbotspolitik aufheben. Der Einzelhandel stehe nicht nur mit dem Rücken zur Wand, sondern er „blutet aus“. Allerdings ließ er die Passage weg, in der er Gewerbevereinschef Marco Dauer als „erbärmlich“ bezeichnet hatte, weil der sich nicht gegen die Corona-Politik der Regierung gestellt habe. Thunert forderte das Ende der Corona-Notbremse. Außerdem bemängelte er, dass die Stelle des City-Managers angeblich monatlich mit etwa 5.000 Euro dotiert sei.

Er musste sich daraufhin von Strauß anhören, dass die AfD populistisch agiere und versuche zu spalten. Auch die AfD wisse, dass das Gehalt des Dienstleisters noch nicht feststehe. Die Stelle sei noch nicht einmal ausgeschrieben. In den 100.000 Euro, die das Projekt in den vorerst geplanten 18 Monaten kosten soll, seien auch Sachkosten enthalten. Kommt die Stadt in das Förderprogramm, werden 80.000 Euro vom Land übernommen. 20.000 Euro muss die Stadt selbst zur Verfügung stellen.

City-Manager soll im Herbst beginnen

Auch Harald Oster (BOS, FDP, Bauernverband) bezweifelte, dass der Citymanager etwas ausrichten könne. Man müsse vielmehr an die Ursachen ran, forderte er. Die Innenstadt leide darunter, dass dort zu wenig Menschen unterwegs seien.

Das liege an fehlenden Parkplätzen, zudem fehlten Baugrundstücke für junge Familien in der Stadt und Gewerbeflächen, auf denen sich Handwerker und Dienstleister ansiedeln können. Oster forderte, über das Thema weiter zu beraten.

BIS-Fraktionschef Klaus Peche und selbst Innenstadthändler sagte: „Wir sollten die Gelegenheit beim Schopf packen.“ Die Innenstadt sei das Herzstück von Sangerhausen. Man sollte die Händler nicht allein lassen, forderte er. Die Mehrheit folgte ihm und dem Vorschlag der Verwaltung. Geht alles auf, ist geplant, dass der Citymanager ab 1. September arbeitet. Wie Strauß sagte, ist eine Verlängerung des Projekts möglich, sollte sich die Stelle bewähren. Vorerst solle der Manager außerhalb der Stadtverwaltung angesiedelt sein. Später sei auch eine Übernahme denkbar. (mz)