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Erdfall bei Neckendorf Erdfall bei Neckendorf: Plötzlich war der Teufel los

Von Burkhard Zemlin 18.10.2001, 17:09

Eisleben/MZ. - Der Erdfall auf der B 180 bei Neckendorf hat sich in der Nacht zum Donnerstag ausgeweitet und ein erschreckendes Ausmaß erreicht. Praktisch sind etwa 20 Meter Fahrbahn in einem rund zehn Meter tiefen Krater verschwunden. Über der Einbruchstelle hängen die Leitplanken der Straße ebenso in der Luft wie Teile des Zaunes, der die Neckendorfer Gartensparte umgibt.

Die Erdbewegung hatte am Mittwochabend fast harmlos begonnen. "Ich habe gar nicht mitbekommen, dass da ein Loch war", sagte Horst Strehlow, der gegen 18.30 Uhr beim Verlassen seines Gartens zwar Fahrzeuge mit Blaulicht gesehen hatte, aber eher an einen Verkehrsunfall dachte.

Für Bohrmeister Lutz Horn und seine Mitarbeiter war das Auftauchen der Polizei und der Hinweis auf Erdbewegungen im Straßenbereich mit einem nicht geringem Schreck verbunden. Den ganzen Tag über hatten die Männer mit ihrem schweren Gerät am Rande der Böschung über der B 180 eine geologische Erkundungsbohrung bis auf 161 Meter Teufe getrieben und dabei nichts gemerkt, was auf einen Erdfall hätte schließen können. "Da war durchweg kompaktes Gestein", sagte Peter Wölk, Chef der Bohr- und Umwelttechnik GmbH Caaschwitz bei Bad Köstritz, dessen Firma seit drei Wochen in Neckendorf bohrt und hier eine Tiefe von 250 Metern anstrebt.

Doch in unmittelbarer Nachbarschaft des Bohrgeräts war plötzlich der Teufel los. "Da standen einem die Nackenhaare hoch", bekannte Martin Edel, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz der Kreisverwaltung, der 18.45 Uhr an der Einbruchstelle eintraf. "Da war die östliche Fahrbahnhälfte vielleicht 1,5 Meter eingesunken", meinte er rückschauend. "Es sah aus wie eine Kuhle." Edel ist es ein Rätsel, weshalb die im Jahr 1993 mit großem Aufwand installierte Warnanlage keinerlei Signal von sich gegeben hat. Er mag sich gar nicht auszumalen, was hätte geschehen können, wenn nicht aufmerksame Bürger sogleich die Polizei alarmiert hätten. So konnte die Straße rechtzeitig gesperrt werden. Auch Landrat Hans-Peter Sommer will nicht in den Kopf, dass die Warnanlage ausgefallen ist. Die Ursache dafür müssen ermittelt werden, verlangt er. Kann es sein, dass des Rätsels Lösung in dem Verteilerkasten zu suchen ist, der einige Meter in den Krater hinabgerutscht ist?

Edel hat da so seine Zweifel. Weil der Erdfall auf der gegenüber liegenden Straßenseite begonnen hatte. Da stand der Kasten noch ziemlich sicher. Auf alle Fälle besteht Klärungsbedarf. Für Landrat Sommer hat jetzt erst einmal die Absperrung der Einbruchstelle Vorrang. Eislebens Bürgermeister Peter Pfützner pflichtete bei und kündigte die vorläufige Sperrung von zwei Reihen Kleingärten neben der Bundesstraße 180 an.

Und wie soll es mit der Straße weitergehen? Wilfried Weidling, Leiter des Straßenbauamtes Sangerhausen, sagte knapp: "Verfüllen und beobachten." Er rechnet damit, dass wahrscheinlich bereits am Montag die Einbruchstelle zugeschüttet wird. Doch wann die Bundesstraße wieder für den Verkehr freigegeben wird, steht im Moment noch in den Sternen. "Das wird uns noch eine ganze Zeit beschäftigen", glaubt Weidling. Kommentar