1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Engagement fürs Blutspenden: Ehrung für Renate Hoffmann aus Rottleberode

Blumenstrauß der Woche Engagement fürs Blutspenden: Ehrung für Renate Hoffmann aus Rottleberode

Renate Hoffmann aus Rottleberode hat sich ein halbes Jahrhundert lang fürs Blutspenden engagiert - und für vieles mehr.

Aktualisiert: 19.4.2021, 11:00

Rottleberode

Auf dem Wohnzimmertisch liegen Häkelnadel und Wollknäuel griffbereit, etliche Quadrate sind schon fertig. Renate Hoffmann schmunzelt: „Mal sehen, was draus wird.“ Ein Patchworkkissen, eine Decke? Das weiß die Rottleberöderin selbst noch nicht. Handarbeiten gehören zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, wie sie erzählt, kann sie doch damit immer mal jemandem eine Freude machen.

An andere zu denken, das ist typisch für die 74-Jährige. So hat sie es ja auch in ihrem Berufsleben immer getan: zuerst als Krankenschwester im Stolberger Krankenhaus, 21 Jahre als Betriebskrankenschwester im Gipswerk, nach der Wende in der häuslichen Krankenpflege beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Im Ortsvorstand war sie bis vor Kurzem für die Organisation der Blutspendetermine verantwortlich und erhält nun als Dankeschön den Blumenstrauß der Woche, den die Sangerhäuser Blumenboutique Meinhardt bereitgestellt hat. Vorgeschlagen hat sie die Vorsitzende des Ortsvereins, Angelika Franke-Dennstedt. Im Ortsvorstand wird Renate Hoffmann weiter mitarbeiten, um die Blutspendetermine kümmert sich nun Julia Dockhorn.

Aufschreiben von Kindheitserinnerungen

Genug zu tun hat die 74-Jährige trotzdem. Sie wartet drauf, dass sie „im Garten loslegen kann“; das Erdbeerbeet ist immerhin schon gehackt. Salat, Kohlrabi und Radieschen haben noch ein bisschen Zeit. Die Kübelpflanzen müssten aus der Waschküche nach draußen geräumt und Blumen gepflanzt werden.

Abends, in den ruhigen Minuten, liest sie gern, am liebsten dicke Schmöker, die auch mal zu Herzen gehen dürfen. Oder sie löst Kreuzworträtsel und Sudoku - prinzipiell in der Küche. Im Sommer setzt sie sich nach draußen, um zu malen. Oder sie schreibt am Computer, etwa den Bericht über 50 Jahre Blutspendewesen in Rottleberode, die sie miterlebt hat. „Jetzt schreibe ich außerdem meine Kindheitserinnerungen auf.“ Das sei ihr wichtig, sagt die Rottleberöderin, und sie staune, wie viele lang zurückliegende Episoden ihr beim Schreiben wieder in den Sinn kämen.

Märchenoma im Kindergarten

Apropos schreiben. Drei Bände mit Märchen aus dem „Feenland“ stammen ebenfalls aus ihrer Feder, sie hat die Hefte selbst illustriert und in Nordhausen drucken lassen. „Als Märchenoma habe ich oft im Kindergarten daraus vorgelesen“, erzählt Renate Hoffmann, und das klingt etwas wehmütig. Denn das Vorlesen ist wie so vieles andere zurzeit nicht möglich. „Ich bin ja auch im Lesekreis in Rottleberode. Der besteht jetzt 30 Jahre, und voriges Jahr haben wir uns wegen Corona kaum noch treffen können.“ Es fehle vieles, sagt die Rottleberöderin. „Kontakte können wir ja fast nur noch telefonisch halten.“ Trotzdem finde sie die meisten Corona-Maßnahmen richtig, besonders das Tragen von Masken. Aber die nächtliche Ausgangssperre? Da hegt die langjährige Krankenschwester doch Zweifel. Die Maßnahmen dürften nicht übertrieben werden, sagt sie, es dürfe nicht alles Zwischenmenschliche auf der Strecke bleiben: „Manches lässt sich nicht reparieren.“

Auch die Organisation der Blutspendetermine habe sich seit dem Ausbruch der Pandemie verändert. „Früher gab’s Kaffee und Kuchen, jetzt Lunchpakete.“ Anfang 2020 hat Renate Hoffmann das letzte Mal Blut gespendet, insgesamt über 85 Mal. Jetzt ist es aus Altersgründen nicht mehr möglich. Dabei hätte sie doch die 90. Spende gern noch geschafft! (mz/Helga Koch)