Emseloher Männerchor wird mit der Zelterplakette geehrt
EMSELOH/MZ. - Bereits im Jahr 1956 stiftete der damalige Bundespräsident Theodor Heuss erneut die "Zelterplakette", benannt nach dem Begründer des Laienchorgesanges Carl Friedrich Zelter, nachdem bereits in der Weimarer Republik eine solche Auszeichnung vergeben worden war. Voraussetzung für diese Auszeichnung ist das mindestens 100-jährige Bestehen eines Chores.
Der Emseloher Chor feiert in diesem Jahr sein 130-jähriges Bestehen. Die Chortradition im Ort begründete im Jahr 1880 der Männergesangsverein Emseloh, Reinhold Ernst Schlennstedt war damals Kantor und Lehrer im Ort. Auf sein Betreiben wurde der Gesangsverein ins Leben gerufen, den er auch 13 Jahre lang leitete. Sein Nachfolger war Wilhelm Fügemann, der den Taktstock von 1894 bis 1902 schwang. Der Name "Harmonie" kam erst im Jahr 1905 ins Spiel, als aus einer Dorfkapelle der Gesangsverein "Harmonie" Emseloh erwuchs. Gründer waren Gustav Agte und Robert Heidenreich.
"Es ging damals alles andere als harmonisch zu. Die beiden Chöre müssen sich Spinnefeind gewesen sein", so Joachim Kemnitz. "Die einen waren die Wohlhabenden aus dem Ort, die anderen die Armen. Da gab es einige Reibereien." So soll der eine Chor dem anderen die Veranstaltungsplakate abgehängt haben. Und man machte sich damals gegenseitig das Publikum abspenstig, indem man die Auftritte auf die gleichen Termine legte. "Es müssen ziemlich wilde Zeiten gewesen sein", findet Stellvertreter Heinz Otto. Schließlich war Emseloh damals nicht größer als heute. 600 Männer, Frauen und Kinder lebten im Ort, der zwei rivalisierende Chöre hatte.
Kemnitz als Schriftführer und andere Chormitglieder durchforsteten jetzt akribisch jede Menge Akten, Chroniken und Urkunden, um die Chorgeschichte lückenlos zu dokumentieren - zum einen für den 130. Geburtstag, zum anderen für den Antrag auf Verleihung der Zelterplakette. Auch dem Namen nach eins wurden die beiden Emseloher Chöre nach dem Zweiten Weltkrieg. 1948 wurde die Vereinsarbeit im Ort wieder aufgenommen und der Männerchor nahm unter dem Namen "Einheit" seine Arbeit wieder auf. Der Fahnenträger des Gesangsvereins "Harmonie" konnte die Vereinsfahne durch die Kriegswirren retten. Seinen Höhepunkt erlebte der Chor in den Jahren 1960 bis 1976 mit über 50 aktiven Sängern unter der Leitung von Chorleiter Willy Roland. Heute gehören dem Chor 21 aktive Sänger an. Chorleiterin ist seit 25 Jahren Renate Otto aus Emseloh.
Den 130. Geburtstag feiert der Männerchor am Sonnabend, 26. Juni, und Sonntag, 27. Juni, mit einem Programm. Am Samstagnachmittag wird um 14 Uhr zum Chorsingen in den Park eingeladen. Danach werden die "Pölsfelder Lausbuben" aufspielen. 20 Uhr ist im Park Tanz mit den "Gonnataler Spatzen". Am Sonntag, 9.45 Uhr, treffen sich die Chöre zum gemeinsamen Marsch in den Park vor "Schuberts Gaststätte". Mit Blasmusik geht es dann in den Park zum Frühschoppen. Als Gäste zum 130. Geburtstag haben sich die Emseloher unter anderem ihren Partnerchor, den Männergesangsverein "Concordia" aus Almstedt, und Chöre aus der Region eingeladen.