Elektriker, Heizungsmonteure, Hubschrauberretter Elektriker, Heizungsmonteure, Hubschrauberretter: So arbeiten die Krankenhaus-Techniker in der Sangerhäuser Helios-Klinik

Sangerhausen - Plötzlich gehen die Lichter aus. Auf den Fluren der Klinik wird es zappenduster, lebenswichtige Geräte geben den Geist auf, im Operationssaal bleibt mitten im Eingriff alles still. Stromausfall im Krankenhaus.
„Totalausfall im Krankenhaus? Ein Lottogewinn ist wahrscheinlicher.“
Doch Dominik Bütof kann angesichts solcher Szenarien nur lächeln. Was in Hollywood sicher Stoff für einen Katastrophenfilm hergibt, lässt ihn kalt. Gelassen steigt er die Außentreppe der Sangerhäuser Helios-Klinik hinab. Zwischen Metallgittern, Kellerfenstern und Backsteinen erzählt der Techniker, warum er keine Angst hat: „Totalausfall im Krankenhaus? Ein Lottogewinn ist wahrscheinlicher.“
Denn hier unten, im tiefsten Keller, liegt die Notreserve der Klinik, ein riesiges Aggregat muss einspringen, sollte das städtische Netz versagen. „Hat es aber so gut wie nie“, sagt Bütof und ist erleichtert. Die Geräte in den verschlungenen Räumen kennt er nach 18 Jahren Dienst wie seine Westentasche.
„Sollte etwas ausfallen, fehlt für maximal drei Sekunden der Strom, bevor die Notversorgung beginnt“, sagt er. Und selbst, wenn das Aggregat streikt: „Bestimmte, lebenswichtige Geräte laufen über Akku weiter.“ Die Vorstellung vom chaotischen, finsteren Krankenhaus, kann er ganz klar in die Welt der Mythen verbannen.
Vom Keller bis zum Dach ist die Klinik das Reich von Bütof und vier weiteren Technikern: „Wir sind die, die niemand sehen sollte“, sagt er. „Wir sind nur dort, wo es brenzlig wird und mal nicht klappt.“ Klemmt es in der Toilette eines Patienten, sind die Männer genauso zur Stelle wie bei der Heizungshavarie im Keller. Selbst, wenn einer Patientin mal der Ohrring ins Waschbecken fällt, helfen sie aus.
Doch die meisten Stunden verbringt Bütof, wie er selbst sagt, wohl unterirdisch zwischen schwerer Technik: „Hier lagern 99 Prozent aller Maschinen“, erzählt er und öffnet die nächste Kellertür: Rohre verlaufen quer durch den Raum, riesige Kessel dienen der Wärmeerzeugung. „Wir verbrauchen am Tag so viel Wärme wie ein Einfamilienhaus im Jahr“, erklärt er.
Hier drinnen herrschen zeitweise mehr als 36 Grad, gerade im Sommer sei das nicht angenehm. „Doch wer täglich Stunden hier mit Kontrollarbeiten zubringt, gewöhnt sich schnell an die Hitze“, meint Bütow und lächelt. Gerade bei der Wasserversorgung der Klinik haben seine Kollegen und er gut zu tun: Ständig muss geprüft werden, ob alles in Ordnung ist.
Jeder Techniker im Krankenhaus hat sein Spezialgebiet
Wenn in der Sangerhäuser Klinik Befunde schnell vom Labor zurück auf die Station müssen, bedienen sich Ärzte und Krankenschwestern einer alten Technik. Das Krankenhaus gehört den letzten Kliniken Ostdeutschlands, die noch über ein Rohrpost verfügen. Wie Pressesprecherin Annett Brommund-Schnabel sagt, haben im lokalen Helios-Verbund nur noch Sangerhausen und Erfurt ein solches System.
Auf einer Länge von mehreren Kilometern laufen die Rohre durch das gesamte Gebäude. Im Rohrpost-Bahnhof im Keller wird alles gesteuert. Über automatische Weichen wird die Post in die richtige Richtung gelenkt. Verschickt werden Dokumente, Blutproben oder auch Bücher. Durch ein Code-System kann ein Techniker genau feststellen, welche der Rohrkapseln wo landet oder gar feststeckt. (lwö)
Mehrfach werden Proben entnommen, und auf Legionellen, die Verursacher der berüchtigten Legionärskrankheit untersucht. „Auch solche Chemie ist unser Beruf“, so der 43-Jährige. Die „eierlegende Wollmilchsau“ gebe es unter den Kollegen nicht, sagt er. Die Techniker seien gelernte Trockenbauer, Gas- und Wasserinstallateure, Schlosser oder Elektriker.
Jeder hat sein Spezialgebiet, den Überblick bräuchten sie aber alle. „Rund um die Uhr hat jemand Bereitschaft“, erklärt Teamleiter Bütof, der auch den Raum mit den medizinischen Gasen Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid überwacht. Doch die Techniker sind, wenn es denn mal brenzlig wird, auch Ersthelfer und Hubschrauberretter.
Mit dem Fahrstuhl fährt Bütof zum Landeplatz hoch über Sangerhausen. Den Zugang können nur ganz wenige Klinik-Mitarbeiter öffnen. Oben steht eine leere Krankenliege. Feuerlöscher und eine Art „Enterhaken“ hängen an der Wand. „Kommt ein Notfall eingeflogen, muss einer von uns sofort oben sein“, beschreibt Bütof. Hubschrauber könnten im schlimmsten Fall Feuer fangen, sagt er.
„Noch nie passiert, aber dann brauchen wir das hier.“ Er zeigt auf den Haken, mit dem versucht werden muss, den Hubschrauber notfalls am Boden zu halten. Dann steht auch noch genügend Löschwasser bereit, um Schlimmeres zu verhindern. Bütof atmet tief durch: „Bei uns lief immer alles ohne große Katastrophen ab. Trotzdem ist es ein spannender Arbeitstag hinter den Kulissen.“ Er überblickt das Klinikgelände und die Stadt zu seinen Füßen: „Wir wissen morgens nie, was der Tag bringen wird.“ (mz)
