Eisdiele in Oberröblingen Eisdiele in Oberröblingen: Das frostige Labor im Hinterzimmer

Oberröblingen - Die Gurken sind aus. Eigentlich wollte Matthias Schmidt noch schnell in die Stadt, doch jetzt ist es zu spät. Er steht in seiner Küche und schaut sich um: Nur noch eine Stunde, bis er die ersten Leckereien servieren soll und er muss sich etwas einfallen lassen - ohne das grüne Gemüse.
Gurken-Eis im Sortiment
Dabei hätte der Oberröblinger heute gern frische Gurken geschnitten, um sie mit Joghurt zu mischen, zu kühlen und frisch zu servieren. „Klingt zwar nach Salat, ist aber keiner“, sagt er lächelnd. Denn eigentlich ist Schmidt Eismann, und Gurken gehören zu den frischen Zutaten, die niemand in seinem „kleinen Labor“ hinter der Eisdiele vermuten würde.
Immer ein wenig verrückt und stets nach Lust und Laune - so beschreibt der Oberröblinger das tägliche Experimentieren mit seinen Sorten. „Ich stelle her, was mir selbst schmeckt“, ist er ganz ehrlich und gibt lieber einen Löffel mehr Zucker an die Mischung, die er gerade im Bottich anrührt: Frischer Joghurt, Erdbeere und eine dicke Spur Stracciatella - für Schmidt die ideale Sorte.
Familienbetrieb seit 30 Jahren
Seit mehr als 30 Jahren ist seine Familie jetzt schon im Geschäft, den Laden in Oberröblingen hat sein Vater bereits 1982 eröffnet. Heute sei das Geschäft, wie sein Betreiber sagt, eines der letzten klassischen Eisdielen rund um Sangerhausen.
Kein Eiscafé mit Sitzfläche, sondern eine Ladenluke mit Straßenverkauf und wenigen Quadratmetern Platz für Küche, Kühltruhen und Maschinen. „Manchmal wird es hier ganz schön eng“, erzählt Schmidt. Doch er kommt zurecht: Immerhin reicht der Platz, um je nach Bedarf 60 Liter Softeis und mehr als 20 Fünf-Liter-Schalen Kugeleis herzustellen.
Wechselnde Trends
Gerade hierbei möchte sich der 49-Jährige gern austoben: „Schon mal etwas von Black Mamba gehört“, fragt er und holt ein tiefschwarzes Eis aus dem Kühler. Schmeckt nach Vanille und war einmal der Knaller der Saison, erinnert er sich. Die Trends wechseln von Jahr zu Jahr, weiß der Eismann.
Einmal war Cocos Jeans angesagt, eine blaue Masse mit Kokosraspeln. „Das war schnell vorbei. Was bleibt, sind klassische Sorten, aber vor allem die Lust auf Fruchteis.“ Doch die Zeiten sind nicht leicht für Eisdielenbetreiber. Basismischungen wie Vanille und Schokolade sind beim Großhändler teurer geworden, viele Verkäufer mussten die Preise anziehen.
„Wir haben ja nur sechs oder sieben Monate im Jahr kalkulierbaren Verdienst“, erklärt Schmidt. „Es sollte sich am Ende des Sommers schon alles rechnen.“ Doch der Oberröblinger versucht, den Kugelpreis relativ konstant zu halten. „Fruchteis ist in seiner Herstellung günstiger als Milcheis“, erklärt er.
Preisunabhängiger Geschmack
„Bei den Kosten kommt es auf die Mischung der Zutaten an.“ Qualität sei im Geschäft das A und O, meint der Eismann: „Guter Geschmack darf nicht davon abhängen, ob jemand in der Herstellung sparen möchte. Schmeckt es einmal nicht, kommen Kunden nie wieder.“
Der Oberröblinger ist darum immer wieder in seinem Labor beschäftigt. Täglich experimentiert er, hat sich aber mittlerweile auf fast 80 Kugelsorten und 60 Softeis-Varianten festgelegt. Die Geschmäcker der Leute seien verschieden, pauschalisieren können sie nicht, sagt Schmidts Kollegin Daniela Bärschneider. Sorten Cocos Jeans werden in der Eisdiele nur noch selten produziert - sie gehörten wohl zu den kurzlebigen Modeerscheinungen, weiß die Eisverkäuferin. „Aber die Leute essen alles mögliche. Sogar Roseneis. Aber mich erinnert das an Seife.“ (mz)
