1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Feuerwehr: Einer der jüngsten Ortswehrleiter im Land - Marcus Kandel hat nur die Feuerwehr im Kopf

Feuerwehr Einer der jüngsten Ortswehrleiter im Land - Marcus Kandel hat nur die Feuerwehr im Kopf

Er ist mit erst 24 Jahre und schon Wehrleiter der Feuerwehr in Lengefeld. Damit dürfte er einer der Jüngsten im Land sein. Wie er dazu kam und was die Feuerwehr für ihn bedeutet.

Von Joel Stubert 11.10.2022, 14:00
Marcus Kandel ist neuer Ortswehrleiter der Feuerwehr Lengefeld.
Marcus Kandel ist neuer Ortswehrleiter der Feuerwehr Lengefeld. Kandel

Sangerhausen/MZ - Mit 24 Jahren hat so mancher junger Mensch noch Flausen im Kopf, bricht Ausbildung oder Studium ab beziehungsweise lässt hier und da noch Zielstrebigkeit vermissen. Nicht so bei Marcus Kandel aus Lengefeld. Mit seinen 24 Jahren ist er nun zum Ortswehrleiter der Feuerwehr in Lengefeld ernannt worden. Es dürfte wohl schwer sein, einen noch jüngeren als ihn auf einer solchen Position im Land zu finden.

„Die Feuerwehr ist mein Leben“, sagt Kandel. Mit zehn Jahren trat er in die Jugendfeuerwehr in seinem Heimatort ein. Und fortan drehte sich fast alles um Einsätze, Ausrüstung oder Löschwagen. Ein paar Jahre nach seinem Start ging er auch zur Jugendfeuerwehr nach Sangerhausen, und ab dem Alter von 18 Jahren durfte er endlich mit zu „richtigen“ Einsätzen.

Mit 20 Jahren zum Gruppenführer

Dadurch, dass er in beiden Wehren bei der Jugendfeuerwehr gewesen war, hatte er als Erwachsener eine Doppelmitgliedschaft in Sangerhausen und Lengefeld. „Je nachdem wo ich bin, fahre ich dort oder dort mit“, sagt er. Mit 20 Jahren wurde er zum Gruppenführer ausgebildet und konnte fortan kleinere Einsätze leiten. „Da hatte ich schon Verantwortung für eine Mannschaft“, sagt er. Eine Gruppe besteht aus acht Feuerwehrleuten plus dem Gruppenführer.

Auch in diesen Gruppen war Kandel der Jüngste. „Das fiel mir nicht schwer“, erzählt er. „Man muss eine Grundruhe ausstrahlen und im Endeffekt die ruhigste Person im Einsatz sein.“ Hin und wieder bekomme er auch Ratschläge von älteren Feuerwehrleuten, die er gern annehme. „Es gibt zwei Führungsstile, den hierarchischen und den kooperativen“, sagt der Lengefelder. Er sehe sich bei letzterem und begrüße jeden Hinweis.

Sein eigentlicher Job: Lokführer im Güterverkehr

Wie die allermeisten anderen Feuerwehrleute, geht auch Marcus Kandel einer hauptberuflichen Tätigkeit nach. Er ist Lokführer im Güterverkehr und deswegen überall in Deutschland unterwegs. „Ich fahre Gefahrgutkesselzüge, die aus 22 Wagen bestehen“, sagt er. Und nebenbei bekommt er dennoch immer mit, wenn es in Lengefeld oder Sangerhausen brennt. „Es gibt ja mittlerweile eine Alarm-App, mit der ich wie mit der Sirene alarmiert werde“, sagt er.

Für viele seiner Kameraden ist es dann aber wie bei ihm – er muss tatenlos aus der Ferne zusehen. „Auch wir bei der Freiwilligen Feuerwehr Lengefeld haben tagsüber große Probleme, genügend Leute zusammenzubekommen“, sagt er. „Keiner von uns arbeitet vor Ort.“ Deshalb werde immer eine größere Löschgruppe alarmiert, in der Hoffnung, dass irgendwie ausreichend Feuerwehrleute Zeit haben. Laut Gesetz braucht es neun für einen Einsatz. Damit zur Not auch andere für die Lengefelder einspringen können, erarbeite er derzeit Hydrantenpläne. So wüssten die anderen wenigstens, wo sie ihr Löschwasser herbekommen können.

Privat beschäftigt er sich fast nur mit Feuerwehr

Für Marcus Kandel ist die neue Stelle als Ortswehrleiter eine tolle Aufgabe, wie er sagt. „Ich finde es sowieso wichtig, dass man sich ehrenamtlich engagiert.“ Das Gemeinschaftsgefühl bei der Feuerwehr in den Einsätzen sei etwas ganz Besonderes. Und auch außerhalb von Beruf und Feuerwehreinsätzen gibt es für ihn nur ein Thema. „Auch privat beschäftige ich mich fast nur mit Feuerwehr“, erzählt Kandel.

Im Internet lese er Einsatzberichte anderer Wehren, schaue Dokus oder nehme an Funk-Simulationen teil. „Ich bin auch gern in Museen oder auf Fachmessen“, so Kandel. Und außerdem gebe es ja noch viele Zeitschriften und Magazine zum Thema. „Die Feuerwehr war in meinem Leben schon immer da“, sagt er. Und es scheint, als bliebe sie dort auch für immer.