Ein Quartett mit riesiger Last hat Lust an altem Gemäuer
Roßla/MZ. - Es ist ein zeitgenössisches Drama: Eine Hand voll Menschen bemüht sich um den Erhalt eines Schlosses und viele schauen aus der Ferne zu, warten ab, ob es diesmal klappt oder eben wieder einmal schief geht.
Die Initiatoren, Sylvia Lemma-Herrmann und Christoph Herrmann sowie Aneke Wehberg-Herrmann und Andreas Herrmann, haben sich die Aufgabe gestellt, das Schloss Roßla "als Zentrum für Kultur, Begegnung und Bildung über die Region hinaus bekannt zu machen". Das ist nicht einfach: Das Haus ist groß, die Bausubstanz alt, der Verein mit sieben Personen zu klein, um die Aufgaben auf breite Schultern zu verteilen.
Da ist es erstaunlich, mit wie viel Idealismus an die Ausarbeitung von Projekten herangegangen wird, die in Magdeburg bereits auf positive Resonanz gestoßen sind. Schließlich erhält man vom Land dafür 1,75 Millionen Euro, die mit Eigenmitteln der Gemeinde auf zwei Millionen Euro aufgestockt werden. Dabei geht es nicht nur um die Hülle des Gebäudes, sondern dass auch wieder Leben einzieht.
"Die Roßlaer interessiert es im Grunde schon, was hinter den Schlossmauern passiert", weiß Bürgermeister Axel Heller (parteilos), der bei der Informationsveranstaltung den Werdegang im Schloss aus seiner Sicht schilderte. "Leider sind heute Abend wieder nur die Leute gekommen, die eigentlich schon alles wissen", meinte er. Auch Sylvia Lemma-Herrmann, die Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins Kulturschloss Roßla, verhehlte ihre Enttäuschung nicht, dass man eigentlich mit mehr und neuen Interessierten gerechnet hatte.
Dabei gab es an diesem Abend das ganze Konzept aus erster Hand zu hören und man hatte die Möglichkeit mit allen Initiatoren zu diskutieren. Offen warb man um Mithilfe. Von den Anwesenden wurde davon rege Gebrauch gemacht: Interessiert wurden die Baupläne begutachtet, die zuvor der Architekt Bernward Paulick erläutert hatte.
Weil man von der Kunst allein nicht leben kann, gehören zum Schlosskonzept mehrere Standbeine: vom Restaurant, über Gästezimmer, bis hin zum entstehenden Montessori-Kinderhaus. "Dazu wird es demnächst eine eigene Infoveranstaltung geben", sagt Aneke Wehberg-Herrmann.
Obwohl man soviel mit der Bürokratie zu kämpfen hat, soll es einen Kultursommer 2005 geben, bei dem auch die Roßlaer Künstler selbst auf der Bühne stehen. Am 1. Juli beginnt die erste Spielzeit mit Shakespeares "Wie es euch gefällt".
Kathrin Gasse, selbst seit 15 Jahren in Roßla ansässig, hielt ein eindrucksvolles Plädoyer für die "Schlossgeister". Sie meint: "Es ist leicht zu sagen, was machen die denn dort. Stattdessen gehen sie doch einfach mal hin."