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Edeka-Markt in Roßla Edeka-Markt in Roßla: Rüsselkäfer versteckt sich hinter Bio-Bananen

Von Karl-Heinz Klarner 22.07.2016, 04:00
Bei diesem Käfer handelt es sich um einen Rüsselkäfer, der besonders klein ist. Der aus der Bananentüte soll etwas größer gewesen sein.
Bei diesem Käfer handelt es sich um einen Rüsselkäfer, der besonders klein ist. Der aus der Bananentüte soll etwas größer gewesen sein. dpa

Roßla - Marco Ziegs hat sein Telefon an diesem Tag so gut wie gar nicht aus der Hand gelegt. „Sowas habe ich noch nicht erlebt“, erzählt der Chef des Edeka-Marktes in Roßla. Ausgelöst hat das alles ein Rüsselkäfer. Denn der war bei Christiane S. (Name geändert) zu Hause quasi aus der Einkaufstüte gekrabbelt und hatte bei der Schwangeren für Aufregung gesorgt. Denn die junge Frau hatte kurz zuvor Bio-Bananen aus dem Supermarkt in Roßla geholt. Die kamen aus Peru.

Doch dem ersten Schreck folgte das besonnene Handeln. Ein befreundeter Feuerwehrmann wurde alarmiert, die Polizei eingeschaltet und das Veterinäramt in Eisleben informiert. Der ungebetene Gast landete in einem Karton.

Schließlich weiß man ja nie, ob das krabbelnde Getier harmlos ist. „Was dann in Gang kam, dass hat alles hervorragend funktioniert“, lobt der Freund von Christiane S. die Bemühungen um Aufklärung.

Hinter den Kulissen trat bei Edeka das interne Sicherheitssystem in Kraft und Ursachenforschung wurde betrieben. Der Großhändler wurde über den Vorfall informiert. Ein Foto des ungebetenen Gastes aus der Bananenkiste ging an die Universität Hamburg.

Dort landete es schließlich auf dem Labortisch des Biologen Rainer Neumann, der dann schnell Entwarnung geben konnte. „Auch wenn man bei weltweit 60.000 Arten anhand eines Fotos nicht nachvollziehen kann, woher das Tier stammt, aus jetziger Sicht sind alle Rüsselkäfer ungefährlich“, sagte der Biologe der MZ.

Eine genaue Bestimmung der Art sei meist nur unter dem Mikroskop möglich. Insofern hielt sich Neumann bedeckt, ob der Käfer aus Südamerika kommt, oder möglicherweise erst in Deutschland in die Kiste gekrabbelt ist. Für den Biologen sind derartige Anfragen Routine. „Erst vor kurzem hatten wir in einem Container im Hamburger Hafen einen Skorpion zwischen Zitrusfrüchten aus Südafrika“, erzählt Neumann. Das äußerst seltene Wüstentier gehörte auch zu den für den Menschen ungefährlichen Arten.

Der harmlose Rüsselkäfer aus dem Supermarkt in Roßla hat inzwischen seine Freiheit zurückbekommen, erzählt Marktleiter Ziegs. Die Bio-Bananen aus dem fernen Peru wurden vorsichtshalber aus dem Verkauf genommen. Jetzt hofft Ziegs von exotischen Tieren im Obst verschont zu bleiben. Denn erst im Mai dieses Jahres war in Niedersachsen ein Supermarkt wegen einer hochgiftigen Bananenspinne aus Südamerika evakuiert worden. (mz)