Dorfladen Dorfladen: Tante Emma kehrt nach Emseloh zurück
EMSELOH/MZ. - Hektische Betriebsamkeit herrschte in den vergangenen Tagen an der Eisleber Straße in Emseloh. Cornelia Mey hatte alle Hände voll zu tun. Regale mussten gestrichen, Ware organisiert und alles eingeräumt werden. Denn am Freitagmorgen will die 47-Jährige mit ihren "Hofladen & Backshop" auf dem alten Gutsgelände durchstarten. Damit verfügt der kleine Allstedter Ortsteil erstmals seit Jahren wieder über einen Tante-Emma-Laden.
Warum sich die geborene Leipzigerin auf das Wagnis Selbstständigkeit einlässt, begründet sie mit eigener Erfahrung: "Es hat mich selbst immer angepiept, dass ich wegen jeder Tüte Zucker von Emseloh acht Kilometer bis nach Sangerhausen fahren musste", sagt die gelernte Vertriebsassistentin, die zuletzt von Arbeitslosengeld II lebte. Und so habe sie mit Unterstützung des Jobcenters die Chance ergriffen, ihr eigener Chef zu sein und in Emseloh wieder eine Einkaufsquelle zu schaffen.
In der direkten Umgebung hatte es in den vergangenen Monaten ein Ladensterben gegeben: Der Supermarkt im benachbarten Riestedt machte im Herbst seine Pforten dicht. Der Tante-Emma-Laden in Blankenheim existiert nach Angaben des Emseloher Ortsbürgermeisters Gerold Münch (parteilos) ebenfalls nicht mehr. Münch sieht auch deshalb gute Chancen, dass sich der neue Laden in dem 700-Einwohner-Ort tragen wird. "Bei uns gibt es viele ältere Leute." Die könnten sich nun wieder direkt vor Ort versorgen. "Wenn dann noch Sortiment und Preise stimmen", dürfte nichts schiefgehen, ist der Bürgermeister überzeugt. Die Gemeinde Allstedt sei der Existenzgründerin bei der Miete entgegengekommen.
Auch Cornelia Mey glaubt an ihr Projekt. Um gegen Aldi, Lidl und die mobilen Händler bestehen zu können, setzt sie vor allem auf Service: Ihr kleiner Laden soll sieben Tage die Woche geöffnet haben, wobei an Sonn- und Feiertagen aus rechtlichen Gründen nur Backwaren angeboten werden dürfen. Darüber hinaus will sie den Einwohnern von Emseloh einen kostenlosen Lebensmittellieferservice anbieten und ab März sonntags auch kostenlos Brötchen ausfahren. Außerdem sei sie in Notfällen auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten erreichbar, abends sogar bis 21 Uhr. "Wenn etwas fehlt, ich helfe gern", sagt sie.
Für die Zukunft kann sich die Existenzgründerin eine Erweiterung des Ladens vorstellen. Im Moment wird auf 20 Quadratmetern verkauft, so dass das Sortiment naturgemäß beschränkt ist. Auf Wunsch lasse sich aber alles besorgen, wirbt sie.
Ähnlich wie einige Supermarktketten will die 47-Jährige künftig beim Einkauf auch die Möglichkeit anbieten, im Laden Geld abzuheben. Die Emseloher könnten sich so den Weg zur Bank sparen. Das sei aber wie vieles Andere noch Zukunftsmusik. Jetzt müsse sie erst einmal sehen, wie der Laden anlaufe.
Bisher jedenfalls seien die Emseloher sehr interessiert an dem gewesen, was sich da auf dem alten Gut tue. Sie hoffe deshalb, dass viele auch zum Einkaufen kommen, sagt Frau Mey. Die Preise werde sie auf jeden Fall moderat halten. Die Kaufkraft in der Region sei ohnehin nicht hoch. "Außerdem habe ich nicht vor, in zwei Wochen einen Mercedes zu fahren oder mir ein neues Haus zu bauen", lacht sie. "Es reicht schon, wenn ich meine Rechnungen bezahlen kann."
Die 47-Jährige setzt deshalb darauf, dass die Emseloher sich künftig überlegen werden, ob sie das Spritgeld für die Fahrt nach Sangerhausen aufbringen oder lieber bei ihr einige Cent mehr ausgeben. Seit Freitagmorgen, 7 Uhr, läuft der spannende Test.