Die Läufer durften die Räder testen
SANGERHAUSEN/MZ. - Den Mifa-Sportplatz von Sangerhausen - abgebildet auf einer historischen Aufnahme, die uns der Sangerhäuser Wolfgang Steffen zur Verfügung stellte - haben natürlich die meisten Leser erkannt.
Der Riestedter Horst Ramm hat diesmal gleich in zwei Richtungen recherchiert. Was den sportlichen Teil angeht, hat er unter anderem herausgefunden, dass die Betriebssportgemeinschaft Motor hieß und dort die Sportarten Fußball, Handball, Radball, Boxen, Kunstradfahren und Boxen angesiedelt waren. Was den wirtschaftlichen Teil angeht, hat sich Herr Ramm mit der Geschichte der Mifa beschäftigt und schreibt dazu: "Die Mifa (Mitteldeutsche Fahrradwerke) selbst wurde 1907 mit dem Ziel der Herstellung und Reparatur landwirtschaftlicher Maschinen und Fahrräder gegründet. Sowohl während des 1. als auch während des 2. Weltkrieges erfolgte die Umstellung auf Kriegsproduktion. 1945 wurde das Unternehmen in sowjetisches Eigentum überführt, man begann mit der Produktion von Feueranzündern, Lockenwicklern, Einspritzpumpen sowie Kugellagern. Der Neubeginn der Fahrradproduktion erfolgte im Jahre 1946 mit 9 500 Stück Fahrrädern."
Daran schließt sich quasi nahtlos auch die Recherche von Karin Tobihn Oberröblingen an: "1950 wurde die Mifa ein Volkseigener Betrieb, nun arbeiteten dort 1 400 Leute und stellten 450 000 Räder im Jahr her. 1965 wurden das erste Klapprad gebaut - bis 1978 produzierte man davon 1,5 Millionen Stück. Die Mifa konnte sich größter Fahrradproduzent der damaligen Ostblockstaaten nennen. Nach der Wende ging es auf und ab und 1995 wurde Konkurs angemeldet. 1996 war ein Neustart durch zwei Geschäftsleute und seitdem nennt sich der Betrieb wieder Mitteldeutsche Fahrradwerke GmbH. Auf dem alten Fabrikgrundstück sind weithin sichtbar neue Werksgebäude entstanden." Weichen musste auch das Kesselhaus, so schreibt der Allstedter Joachim Eichentopf: "Das Kesselhaus wurde zugunsten einer Fernwärmeversorgung vom Heizwerk Süd abgerissen."
Die sportliche Seite, die man dem Rätselfoto entnehmen kann, beleuchtet Achim Duttke aus Gonna: "Nach der Verstaatlichung der Betriebe entstanden ab 1948 auch im Kreis Sangerhausen die ersten Betriebssportgemeinschaften (BSG). Die Hauptsportart in den Anfängen nach dem Krieg war natürlich Fußball, und die Mannschaften spielten zunächst meist auf dem Sportplatz Am Brühl. 1949 wurde die BSG Mifa gegründet und ich kann nur vermuten, dass in der Folge für diese der Betriebssportplatz angelegt wurde. Aber auch andere konnten den Platz nutzen. Ich kann mich zum Beispiel noch gut an Schulsportveranstaltungen der Ernst-Thälmann-Schule Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre erinnern. Und da die Feuerwehr gleich gegenüber war, gab es für uns Schulkinder nebenbei auch dort manchmal noch Interessantes zu sehen. Mitte der 70er Jahre wurden die veralteten Produktionsgebäude der Mifa grundlegend modernisiert und neue große Werkhallen entstanden. Dem musste der Sportplatz weichen, aber zwischen Wilhelm-Koenen-Straße und Erfurter Bahnlinie entstand als Ersatz der neue Mifasportplatz, heute Sportplatz Süd-West."
Käte Moritz erinnert sich, dass in den 70er Jahren eine Laufgruppe gegründet wurde , der sie sich mit ihrem Mann angeschlossen hat. Sie schreibt: "An vielen Wettkämpfen haben wir gemeinschaftlich teilgenommen in eigens dafür hergestellte Trikots vom 1. Rosenlauf in Sangerhausen. Wir haben dann an vielen Läufen teilgenommen. Vom Harzlauf, Kyffhäuserberglauf, Rennsteiglauf, Selketallauf und viele mehr. Unser Organisator war der von uns liebevoll genannte Fahrraddoktor, der in der Mifa in der Forschung und Konstruktion tätig war. Es kam auch mal vor, dass die Laufgruppe die Testfahrräder ausprobieren durfte."
Andere Erinnerungen hat Heidelies Ecke: "Die Aufnahme wurde in den 50er Jahren aufgenommen. Dieser Weg war 1952 mein Weg zur Max-Lademann-Schule." Marlies Peter aus Wallhausen hat auf dem Mifa-Sportplatz selbst Sport getrieben: "In den 60er Jahren hatten wir dort immer Sportfest. Auch standen damals noch Wohnbaracken."
Detlef Kuhn aus Sangerhausen erinnert sich beim Blick auf dieses Foto an seine Unterrichtstage in der Produktion (UTP): "Die Baracke wurde bis etwa 1974 für den UTP-Unterricht genutzt. Ich selbst hatte dort noch diesen Unterricht. Auf dem Sportplatz hatten wir auch unser alljährliches Sportfest." Sportlich aktiv auf dem Mifa-Sportplatz waren auch einst die Schüler der gewerblichen Berufsschule, wie uns die Wolferstedterin Doris Wilhelm schreibt. In dieser Schule hat - so schrieb sie uns das - auch Helga Kunze aus Sangerhausen einst gelernt.
Den Mifa-Sportplatz bzw. die Mifa haben außerdem richtig erkannt: Christa Schulze, Rainald Klette, Wolfgang Fricke, Mirko Henkes, Fritz Gebhardt, Ilse Krüger, Patrick Lange, Gisela Heinemann, Uta Probst, Michael Krüger, Jens Oklitz, Julia Lehmann, Richard Heller, Nico Oklitz, Horst Kundlatsch, Renate Pfeifer, Ursula Harnisch, Sabine Schmidt, M. Haase, Christa Brötzmann, Günter Burghardt, Christel Wagner, Hans Wagner, Heiko Ehrig, Daniel Feitscher und Ottomar Hundt.
Die 15 Euro gehen diese Woche an Ingrid Keßler aus Sangerhausen, das Geld kann sie in der Lokalredaktion abholen. Mit einer außergewöhnlichen Aufnahme starten wir in die neue Raterunde. Wo hat der Fotograf dieses Motiv entdeckt. Einsendeschluss ist der 19. August.
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