«Das war mein letztes Wort»
Roßla/MZ. - Eine wohl anstrengende, aber für Künstler und Besucher unendlich lohnende Zeit der Kultur, der Muse und der Lust an Phantasie in Schloss und Park Roßla. Vor sechs Wochen startete ein Ensemble von Künstlern aus ganz Deutschland einen Kultursommer, der es an Glanz und Fülle nicht mangeln ließ.
Zehn Vorstellungen des Shakespearestückes, dazu Konzerte, Filmveranstaltungen, Sonntagsbrunch und sogar ein kunstvolles 15-Gäng-Menü lassen nur erahnen, was da an Konditionellem und Logistischem geleistet wurde.
Das Kapital der Künstlerehepaare Silvia und Christoph Lemma-Herrmann sowie Aneke und Andreas Wehberg-Herrmann ist vor allem die Liebe zur Kunst, ihr Können und die Vision, den Menschen die Lust an gemeinsamen Erlebnissen zu vermitteln - mit dem was ist, ohne überhöhte Maßstäbe zu setzen. Die größte Herausforderung dabei war die wenige Zeit, die von der Idee bis zur Umsetzung des Kultursommers blieb.
Die größte Überraschung war für sie selbst: "Die Wahrnehmung, das etwas tatsächlich geht, wenn man es nur selber will. Und es ging, weil da so viele waren." So Andreas Herrmann. Und da waren viele Mitwirkende - ob nun als Handwerker, Koch, Sänger, Schauspieler, Barfrau, Freund, Angestellte oder Nachbar. Manchmal auch in zwei Rollen gleichzeitig. So kam es schon mal vor, dass Christoph Herrmann mit der Küchenschürze vom Herd auf die Bühne zur Probe sprang, während nebenher noch das Handy klingelte. Diese Lebendigkeit überträgt sich auf den Besucher, wenn er in das Schloss eintritt. Und genau darum geht es den Machern des Kultursommers: Sie wollten den Menschen hier einen Raum eröffnen, der sie mitnimmt und einlädt, ohne sich selbst verleugnen zu müssen. So rankt sich das in Szene gesetzte Shakespeare-Spektakel nicht ganz zufällig um die Frage, wie man zusammen wohnen kann - ob nun in Wald oder Schloss. Auch oder gerade, wenn da Unterschiede im Lieben und Leben sind. Eine Antwort darauf gab aber nicht nur das Stück, sondern der Umgang mit dem Haus selbst.
Schlosshof, Saal, Restaurant, eigens erbaute Balkone und nicht zuletzt der Park mit seinen alten, ehrwürdigen Bäumen waren für sechs Wochen die Bühne der Kunst, Kultur und des Lebens. "Wir wollten, dass das Schloss mitspielt" so das Resümee der 'Schlossherren'. Was bleibt nun nach Monaten der Vorbereitungen, der Anträge, Proben, Premieren und Veranstaltungen? Zunächst die Freude über ausverkaufte Vorstellungen, die Bilanz von insgesamt rund 1 000 Gästen, Gespräche mit angenehm erstaunten Besuchern aus der Region und ganz Deutschland über den Charme des Roßlaer Schlosses.
Die Zuversicht, dass es einen zweiten Kultursommer 2006 geben wird. Was diesen ausmachen wird, darüber wurde noch nichts verraten. Da soll aber schon mal der Gedanken an eine Oper gedacht worden sein. Ergänzt um die Vision, den Schlosshof mit einem großen Segel zu überspannen, um dessen hervorragende Akustik in vollem Umfang nutzen zu können. Dieses Segel könnte ein Wahrzeichen sein: für einen Aufbruch und ein Wachsen von innen nach außen, vom Schlosshof zur Außenfassade.