Das spannende Erbe des Vaters
RIESTEDT/MZ/SRO. - Sie stellte dem interessierten Publikum ihr Erstlingswerk "Das Lager" vor, das 2008 im Projekte-Verlag erschien. Im Nachlass ihres Vaters Paul Rösch, der am 28. Dezember 2002 starb, fand Heidemarie Bucki einen Bericht über das Heimkehrerlager Gronenfelde in Frankfurt / Oder.
Paul Rösch, Jahrgang 1912, hatte das Lager 1946 als Hilfsarbeiter mit aufgebaut und es bis zur Schließung, 1950, teilweise kommissarisch geleitet. Für Heidemarie Bucki war es eine Gelegenheit, hinter die meist verschlossene Fassade und die manchmal abweisende Art ihres Vaters zu schauen, mit der sie so schwer zurecht kam. Der Bericht, dessen Original sich im Staatsarchiv in Potsdam befindet, gab der 67-jährigen Frau aus Riestedt den Anstoß ein Buch über ihre Kindheit und die Arbeitsstelle ihres Vaters, das Heimkehrerlager, zu schreiben. Drei Jahre lang recherchierte sie über die Geschichte des größten Heimkehrerlagers auf deutschem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg. Dazu besuchte sie die Orte ihrer Kindheit in Frankfurt / Oder. Sie sprach mit Zeitzeugen und nahm Kontakt auf zum Historischen Verein Frankfurt / Oder. Neben den historischen Zusammenhängen lebt das Buch aber vor allem von den Kindheitserinnerungen: an "Schiebewurst", an die Suche nach Kaninchenfutter, die erste Begegnung mit einem Lanz Bulldog und die Hilfe eines russischen Soldaten.
Das Buch beleuchtet einen Zeitabschnitt nach dem Krieg, der bisher wenig aufgearbeitet wurde. Dabei gibt es nur noch wenige Zeitzeugen, die man befragen kann. Veronika Otto, Leiterin der Stadtbibliothek und Mitglied des Sangerhäuser Geschichtsvereins sagte: "Mein Vater kam selbst erst spät aus der Kriegsgefangenschaft. Wir haben nie darüber gesprochen. Heute habe ich keine Möglichkeit mehr nachzufragen. Für mich war diese Art des Lagers völlig unbekannt." Beeindruckend war für sie eine der zitierten Weihnachtsgeschichten, bei dem ein kleines Geschenk noch großen Wert besaß. "Das war nicht nur ein Wissensgewinn, sondern auch das Berührende", hob Veronika Otto hervor.