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Zurück an den Arbeitsplatz Corona-Pandemie: Arbeit in den Werkstätten des CJD fangen langsam wieder an

Von Beate Thomashausen 15.05.2020, 08:00

Sangerhausen - Ab dem 18. Mai arbeiten die Südharz-Werkstätten des CJD Sangerhausen wieder. Zumindest zu einem Teil. 75 der insgesamt 317 Mitarbeiter werden am kommenden Montag an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. So werden Montage, Verpackung, Druckerei, Gärtnerei, Küche, Kantine und Reinigung wieder mit der Arbeit beginnen.

Allerdings zunächst auf niedrigem Level. Für die Südharz-Werkstätten, die eine anerkannte Werkstatt für behinderte Menschen sind, galt ab  18. März ein Betretungsverbot als eine der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Immerhin zählen viele der behinderten Menschen, die in den Südharz-Werkstätten arbeiten, durch körperliche Beeinträchtigungen auch zu den Risikogruppen.

Südharz-Werkstätten: „Wir fahren den Betrieb ganz langsam wieder hoch“

„Wir fahren den Betrieb ganz langsam wieder hoch“, sagt Werkstattleiter André Erber. Strikte Hygieneregeln seien einzuhalten. Das heißt: Mundschutz tragen, Hände desinfizieren und Abstand halten. Aktuell werden jetzt in den Werkstätten Piktogramme angebracht, Möbel gerückt, Wege und Plätze markiert, damit am Montag der Betrieb so reibungslos wie nur möglich anlaufen kann und Abstände eingehalten werden. Für ausreichende Mengen an Seife und Desinfektionsmitteln wurde in den vergangenen Wochen gesorgt. Und reichlich Mundschutzmasken seien in den vergangenen Wochen genäht worden, sagt CJD-Pressesprecherin Alisa Böttcher.

Zunächst einmal kehren laut Erber die Mitarbeiter an ihre Arbeitsplätze zurück, denen die strengen Hygieneregeln und die Notwendigkeit Abstand voneinander zu halten, auch vermittelbar sind. Die Mehrheit der behinderten Mitarbeiter bleibt aber auch in der kommenden Woche noch daheim oder in den Wohnheimen.

Corona-Pandemie: Ausnahmesituation in den Heimen

Auch in den Heimen herrscht seit dem 18. März eine Ausnahmesituation, schilderte Heike Hermann. Sie ist Fachbereichsleiterin „Arbeit & Beschäftigung“ im CJD Sachsen-Anhalt und unter anderem auch für Sangerhausen zuständig. Normalerweise werden in den Heimen tagsüber kaum Betreuer benötigt, wenn alle zur Arbeit gehen.

Doch auf einen Schlag waren alle Werkstattmitarbeiter daheim. Von Null auf Hundert mussten mehr Betreuer eingesetzt und Angebote für die Bewohner unterbreitet werden. „Das kann man mal ein, zwei Wochen problemlos überbrücken. Aber das waren jetzt acht Wochen. Das war und ist nicht einfach“, weiß Hermann. So sei in den Heimen gebastelt worden und mit den Bewohnern spazieren gegangen und man habe versucht, so gut wie möglich die Situation zu meistern.

Home-Schooling mit Aufgaben per Post

Home-Office war zwar nicht möglich, aber Home-Schooling sei in der Berufsbildung angeboten worden, erklärte der Werkstattleiter. Da die Arbeit mit dem PC für viele schwierig bis unmöglich ist, wurden Dokumente per Post versandt. Und mit jedem der 16 Teilnehmer habe man an jedem Schultag eine halbe Stunde telefoniert, um über die Aufgaben zu sprechen, aber auch über das Befinden der Schüler. Regelmäßige Telefonate habe es auch mit all denen gegeben, die nicht in den Heimen, sondern bei den Eltern oder auch ganz allein leben. „Bei uns arbeiten auch Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen oder Menschen, die in irgendeiner Form abhängig waren“, so Hermann.

Für sie seien mit der Schließung der Werkstätten die Tagesstrukturen zusammengebrochen. „Mancher hat unter Tränen gefragt, wann er denn nun endlich wiederkommen dürfe“, schilderte Hermann den psychischen Ausnahmezustand. „Deshalb sind wir superfroh, dass die Werkstätten wieder geöffnet werden dürfen“, sagte auch Pressesprecherin Alisa Böttcher, betonte aber gleichzeitig, dass man auch Vorsicht walten lassen wolle, damit es nicht zu einem Infektionsfall kommt, selbst wenn man dafür vorgesorgt und Strategien erarbeitet habe. (mz)