Mit Rollator nicht in den Laden? Corona-Krise: Tedi-Markt in Sangerhausen verweigert Mann mit Rollator den Zutritt

Sangerhausen - Jan Rothe geht gern im Tedi-Markt in der Sangerhäuser Georg-Schumann-Straße einkaufen. „Dort gibt es mitunter schöne Schnäppchen“, sagt der 53-jährige Sangerhäuser, der an Polyneuropathie leidet, eine Nervenkrankheit. Rothe kann deshalb schlecht laufen und ist auf einen Rollator angewiesen.
Vergangene Woche traute der Sangerhäuser jedoch seinen Ohren nicht. Denn er wurde, wie er sagt, von einer Mitarbeiterin des Marktes verwiesen. Mit seinem Rollator dürfe er wegen Corona nicht hinein, habe die Frau gesagt. „Sie ist wie eine Furie aufgetreten“, betont Rothe. Dabei habe er nur Ersatz für ein paar Tassen kaufen wollen, die ihm beim Abwaschen kaputt gegangen seien.
Sangerhausen: Kunde durfte nicht mit Rollator einkaufen
„Ich weiß, dass man wegen Corona mit einem Einkaufswagen in den Markt sollte“, sagt Rothe. „Ich kann damit aber nicht laufen und halte doch auch mit dem Rollator die Abstandsregeln ein.“ Der 53-Jährige war so sauer über den Vorfall, dass er sich darüber bei der MZ beschwerte.
Wir fragten in der Tedi-Zentrale in Dortmund nach: Dürfen Rollatorfahrer wegen Corona wirklich nicht in den Tedi-Markt? Saranda Lazraj, die Sprecherin des Unternehmens, weist die Befürchtung zurück und bittet um Entschuldigung. „Wir versichern, dass wir trotz der aktuellen Lage nach wie vor ausnahmslos jeden Kunden bei uns willkommen heißen. Wir vermuten, dass es sich in dieser Situation um einen Mitarbeiter gehandelt hat, der übereifrig versucht habe, keinen Fehler zu machen.“
Tedi-Zentrale bittet um Entschuldigung
Denn um Kunden und Mitarbeiter zu schützen, seien verschiedene Maßnahmen in den mehr als 1.700 Filialen in Deutschland umgesetzt worden. „Ein wichtiger Faktor ist die begrenzte Anzahl an Kunden in jedem Geschäft, die sich nach der Größe der Verkaufsfläche richtet.“ Deshalb sei die Zahl der Einkaufskörbe begrenzt worden. Die Mitarbeiter seien dazu angehalten, zu überprüfen, ob die Sicherheitsmaßnahmen von der Kundschaft eingehalten werden.
„Jedoch weisen wir alle Angestellten darauf hin, dass die Vorschriften unter Berücksichtigung einer kundenorientierten Art und Weise umzusetzen sind.“ Tedi distanziere sich von jeglicher Art der Diskriminierung. „Wir sind vielmehr bestrebt, so viele barrierefreie Filialen wie möglich der Kundschaft zur Verfügung zu stellen“, sagt die Sprecherin.
Jan Rothe freute sich über die Antwort der Handelskette und nahm die Entschuldigung an. Schön sei der Rausschmiss für ihn jedoch nicht gewesen. Rothe ist aber, wie er betont, nicht nachtragend. Er will auch weiter im Tedi-Markt einkaufen gehen. Vor einigen Wochen hatte es bereits einen ähnlichen Vorfall gegeben. Anfang April wollten Mitarbeiter einen Mann mit Rollator erst nicht in den Netto-Markt in der Walter-Rathenau-Straße lassen. Nach einigem Hin und Her durfte er dann doch dort seine Einkäufe erledigen.
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