Burg und Schloss Allstedt Burg und Schloss Allstedt: Berliner Ritter wehren sich gegen Verkauf der Vorburg

Allstedt - Im Streit um die Zukunft der Allstedter Vorburg wird der Ton rauer. Die Berliner Ritter, ein Verein von Mittelalterbegeisterten aus ganz Deutschland, die das Gemäuer seit 2009 auf der Grundlage eines Pachtvertrags nutzen, haben jetzt im Internet eine Online-Petition gestartet, die gegen den Verkauf des Objekts gerichtet ist.
Stadt Allstedt hat den Pachtvertrag mit den Berliner Rittern vorsorglich gekündigt
Die Stadt hat die Vorburg ausgeschrieben und den Pachtvertrag mit dem Verein vorsorglich gekündigt. Wird die Burg verkauft, dann müssen die Ritter ihr Domizil räumen. Diese Möglichkeit ist jetzt ganz konkret geworden, denn im Bau- und Kulturausschuss hat sich bereits ein Kaufinteressent vorgestellt.
In ihrer Petition verweisen die Berliner Ritter darauf, dass sie seit 2009 viel Schweiß und Geld in die Erhaltung und stückweise Sanierung der Vorburg gesteckt haben. Von gut 8.000 Arbeitsstunden und Material im Wert von weit über 200.000 Euro ist die Rede. Man wolle die Vorburg weiter ausbauen und die Sozialarbeit mit anderen wohltätigen Stiftungen und Vereinen wie dem Deutschen Roten Kreuz, der HIV-Stiftung, Ärzte ohne Grenzen und den Kirchen fortsetzen, heißt es in der Petition.
Berliner Ritter streben langfristigen Pachtvertrag für die Vorburg von Burg und Schloss Allstedt an
Mit diesen Organisationen veranstalte man auf der Vorburg Erlebnisprojekte rund um das Mittelalter, sagt Manfred Zielsdorf, der Vorsitzende der Berliner Ritter. In den Unterkünften, die man in den vergangenen Jahren eingerichtet hat, stünden mittlerweile 22 Betten zur Verfügung.
In der Petition erklären die Ritter: „Wir möchten weitermachen und streben einen langfristigen Pachtvertrag an, damit man uns nicht so einfach rausschmeißen kann. Bitte helft und rettet unsere Sozialarbeit.“
Die Online-Petition, die noch 17 Tage läuft, wurde bis zum Donnerstagnachmittag von 83 Unterstützern aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz unterzeichnet. Aus Allstedt selbst gibt es bisher erst drei Unterschriften, Manfred Zielsdorf und der Pelzkocher-Verein aus Nienstedt gehören dazu.
Verein Berliner Ritter benötigt für seine Online-Petition mindestens 260 Unterstützer
Kommen 260 Unterzeichner aus Allstedt zusammen, dann werden die Betreiber der Internetplattform „openPetition“ von den zuständigen gewählten Vertretern eine Stellungnahme zu der Petition einholen. Im Fall der Vorburg wären das Bürgermeister und Stadtrat.
Allstedts Bürgermeister Jürgen Richter (CDU) wollte sich auf MZ-Anfrage nicht zu dem Thema äußern. „Wenn Sie sehen, was da geschrieben wird, werden sie verstehen, dass ich nichts dazu sage“, erklärte er. Auf ihrer eigenen Homepage greifen die Berliner Ritter Richter persönlich an, nennen ihn unter anderem einen „Henker der Sozialprojekte“.
Ein Interessent aus Lübeck hat in Allstedt ein gediegenes Konzept für die Vorburg vorgestellt. Es sieht vor, in dem Objekt zunächst eine Druckmanufaktur, eine PR-Agentur und einen kleinen Verlag anzusiedeln, die bisher im Norden firmieren. In weiteren Ausbauschritten sollen ein Restaurant und ein Boutique-Hotel mit zehn bis 15 Zimmern eingerichtet werden.
Verein Berliner Ritter greift Allstedts Bürgermeister persönlich an
Allstedts Stadtrat hat bereits 2015 beschlossen, die Vorburg zu verkaufen. Der Preis von 79.000 Euro basiert auf einem Gutachten, das dem Objekt einen Wert von 75.000 Euro bescheinigt und selbst weitere 4.000 Euro gekostet hat. Die Frist für interessierte Bieter endet am Dienstag.
Die Berliner Ritter wollen nicht kaufen, sondern einen langfristigen Pachtvertrag. Und sie rechnen mit der Möglichkeit, diesen Kampf zu verlieren. „Wir sind eigentlich schon darauf vorbereitet, dass wir abziehen“, sagt Manfred Zielsdorf. (mz)
Die Petition ist zu finden unter www.openpetition.de