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Biogasanlage in Hayn Biogasanlage in Hayn: Neustart nach Gülle-Havarie

Von Helga Koch 07.11.2018, 09:25
Hangabwärts zieht sich jetzt ein Wall ums Firmengelände. Das Leck am Gärrestebehälter (vorn) ist verschlossen, er kann wieder befüllt werden.
Hangabwärts zieht sich jetzt ein Wall ums Firmengelände. Das Leck am Gärrestebehälter (vorn) ist verschlossen, er kann wieder befüllt werden. Maik Schumann

Hayn - „Wir müssen wieder in den Vollbetrieb“, sagt Herbert Krause, Geschäftsführer der Biogasfarm GmbH und Co. KG in Hayn. Sieben Monate ist es her, dass ein Leck in der Wand des Gärrestebehälters entstand und sich große Mengen der stinkenden, schwarzen Pampe hangabwärts über die Wiese in den Hagelsbach ergossen.

160 Einsatzkräfte waren beim Umweltkatastrophe in Hayn im Einsatz

Eine Umweltkatastrophe, die noch am selben Tag über 160 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, der ABC-Einheit des Katastrophenschutzes und der Polizei zumindest einzudämmen versuchten.

Erst nach zwölf Stunden war es gelungen, erinnert Krause, das Loch von einem halben Meter Durchmesser mit Beton zu verschließen.

Seitdem ist der Gärrestebehälter außer Betrieb, nur der Fermenter nebenan lief weiter. „Mit einer Leistung unter 50 Prozent“, sagt Krause.

Nun könne die komplette Anlage wieder betrieben werden, einschließlich des instand gesetzten Behälters. „Wir konnten erst vor vier Wochen loslegen. Es hat länger gedauert, weil wir mit der Versicherung kämpfen mussten“, schildert der Stuttgarter, der seit anderthalb Jahren die Geschäfte führt.

Unmittelbar nach der Havarie hatte er mehrere Firmen beauftragt, erst mal den defekten Behälter zu leeren: „2.000 Kubikmeter waren noch drin.“

Firmen aus Mansfeld-Südharz für Reinigung der Biogasanlage zuständig

Von über 4.500 Kubikmetern. Meier und Partner fuhren die Gärreste ab, sie wurden auf Flächen der Agrargenossenschaft Königerode und des Breitenbacher Putenmastbetriebs ausgebracht.

Die Firma Kesselhut reinigte das Umfeld der Anlage. Bis zum Hagelsbach wurde der kontaminierte Boden ausgebaggert.

Wie Krause erklärt, wurden während der Reparatur die Rührwerke ausgebaut. Nicht nur das defekte, dessen Dichtung die Havarie verursacht hatte, sondern auch das zweite, das einige Meter versetzt und höher angeordnet war.

Die beiden neuen Rührwerke befinden sich nah an der oberen Behälterkante. „Wir wollen kein Risiko mehr eingehen.“ Am Wochenende wurde die Gashaube aufgesetzt - sturmsicher, versichert Krause. Neuerdings führt am Zaun auf der Hangseite ein Wall entlang, den das Umweltamt des Landkreises gefordert hatte.

Inzwischen liegen rund 2.000 Kubikmeter Substrat bereit, um vergoren zu werden, also rund 1.400 Tonnen. 24 Tonnen schluckt die Anlage pro Tag.

Biogasanalage in Hayn will mehr lanfswirtschaftliche Abfälle nutzen

„Wir wollen künftig verstärkt landwirtschaftliche Abfälle aus einem Umkreis von 30 bis 40 Kilometern nutzen, zum Beispiel Substrat aus Pilzzuchtbetrieben oder Grassilage, die nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wird“, kündigt der Geschäftsführer an. „Ich will ja das Substrat nicht 200 Kilometer weit herholen.“

Wie Kreis-Sprecherin Michaela Heilek sagt, müsse jetzt nur noch mal ein technischer Sachverständiger nachsehen: „Dann kann die Anlage den Komplettbetrieb wieder aufnehmen.“

Die Gutachten lägen vor, eine separate Genehmigung des Landkreises sei nicht nötig. Das gehe sicher schnell und werde nicht noch mal ein paar Wochen dauern. (mz)

Geschäftsführer Herbert Krause zeigt, wo sich bisher ein Rührwerk befand.
Geschäftsführer Herbert Krause zeigt, wo sich bisher ein Rührwerk befand.
Maik Schumann