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Berufsausbildung Berufsausbildung: Kolpingwerk sucht Partner

Von Ursula Schabert 25.02.2002, 20:20

Hettstedt/MZ. - Enttäuschend war die Resonanz auf eine Einladung des Kolping-Berufsbildungswerkes an regionale Betriebe zum Dialog. 80 Adressen hatte Kolping angeschrieben und zur Fachtagung "Leistungsorientierte und praxisnahe Berufsausbildung durch Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen" geladen. Gekommen waren Vertreter von fünf Betrieben.

Diese allerdings waren wirklich interessiert daran, wie sich gemeinsam Zukunftsperspektiven für die jungen Leute, die bei Kolping ihre überbetriebliche Ausbildung absolvieren, entwickeln lassen. Dem Berufsbildungswerk ist besonders daran gelegen, die Firmen als Partner für Berufspraktika zu gewinnen oder schon bestehende Beziehungen zu pflegen. "Denn bei uns handelt es sich nicht nur einfach um Azubis, sondern um Lehrlige mit Förderplan", betonte Ausbildungsleiter Hubert Böttcher. Für die jungen Leute sei es sehr wichtig, realitätsbezogen zu arbeiten.

Schon beim Rundgang durch den Ausbildungsbereich setzte ein lebhafter Dialog ein. Manche Firmenchefs stellten fest, dass sie die Ausbildungsbedingungen, die bei Kolping vorhanden sind, in ihrem Betrieb nicht bieten können, dass aber durchaus Interesse daran be- steht, im dritten Lehrjahr spezialisierte Kenntnisse zu vermitteln, die wiederum bei Kolping nicht trainiert werden können. Wenn man sich da entgegenkommt, entstehen zuweilen ungewöhnliche Formen der Kooperation in der Ausbildung. Besonders im Bereich Sondermaschinenbau und Landmaschinenreparatur wird hier schon ausgezeichnet kooperiert.

Über die wirtschaftliche Entwicklung und Perspektiven in der Region informierte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau, Wilhelm Eberhard. Die Statistiken, die er präsentierte, waren erwartungsgemäß wenig rosig. Mit MKM gibt es nur einen Betrieb im Mansfelder Land, der zu den 20 führenden in Sachsen-Anhalt Süd gehört. Und derzeit sei die Erwartungshaltung insgesamt auf einem Tiefpunkt angelangt.

Jeanette Gödicke vom Arbeitsamt Sangerhausen gab einen Überblick über die Leistungen, die ein Arbeitgeber beanspruchen kann, wenn er erschwert vermittelbare Personen einstellt. Das Interesse an den näheren Bedingungen für solche Eingliederungszuschüsse war groß. Nicht verschwiegen wurde von den Firmenvertretern, dass die Angst groß sei, Fördermittel zurückzahlen zu müssen, wenn man aufgrund der Geschäftslage die Beschäftigten nicht, wie gefordert, noch ein Jahr über den Förderzeitraum hinaus beschäftigen könne. Hier konnte die Arbeitsvermittlerin detailliert für den Einzelfall informieren.

Kolping-Chef Dr. Markus Feußner hatte die Gäste darüber aufgeklärt, dass neben Lernbehinderten beim Berufsbildungswerk zunehmend Jugendliche mit seelischen Behinderungen ihre Ausbildung machen. Zu 95 Prozent sei das Bildungswerk derzeit ausgelastet.

Hubert Böttcher schließlich erläuterte, dass Kolping Hettstedt insgesamt zu 60 Praktika-Betrieben Kontakt habe und dadurch mittelbar zu insgesamt 385 Unternehmen. Allerdings sind 50 Prozent der in Hettstedt geförderten Jugendlichen nicht aus der Region und machen ihr Praktikum am Wohnort, so dass die Kontakte zu den Betrieben bundesweit sind. Als Perspektive für die Jugend hierzulande sei eine Vernetzung aller regionalen Kräfte unumgänglich. Es gelte, ähnlich wie im Ruhrgebiet, Alternativen in der Ausbildung zu finden, die die jungen Leute kompetent machten, hier vor Ort in neuen Strukturen eine Zukunft zu finden.