Bernd Holzapfel erzählt mit Händen
Bennungen/MZ. - Seit 2002 ist die Gebärdensprache als Amtssprache anerkannt. Ab 2004 gibt es das Recht auf einen Gebärdensprachdolmetscher, damit Gehörlose Sicherheit in der Kommunikation erlangen. Somit gibt es für Bernd Holzapfel ein breit gefächertes Einsatzgebiet: Er begleitet Gehörlose zum Sozialamt, zu Polizei-, Notar- und Gerichtsterminen bis hin zu Veranstaltungen, wie dem Neujahrsempfang beim Landrat. Eine feste Größe sind die Sportveranstaltungen im Sangerhäuser Gehörlosenverein, in dessen Reihen es sehr aktive und erfolgreiche Darts- und Schachspieler gibt.
Seit 1977 hat der gelernte Elektriker Kontakt zu Gehörlosen. Seine Schwiegereltern sind beide gehörlos.
Als er im Winter 1993 arbeitslos wurde, kam vom Vorstand des Gehörlosenvereins der Vorschlag, ihn als "Kommunikationshelfer" einzusetzen. Vier Jahre lang wurde die Maßnahme gefördert. Dann sollte der Verein seine Aufwendungen bezahlen. Er wagte den Weg in die Selbstständigkeit. "Seit November 1999 bin ich freiberuflich tätig", sagt der 45-jährige Bennunger und fügt mit berechtigtem Stolz hinzu. "Somit ist etwas Sinnvolles aus der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme geworden." Den Grundstock dazu hatte er mit einer dreijährigen Ausbildung in Halle gelegt. "Heute wäre das gar nicht mehr möglich", sagt er. "Jetzt ist es ein Studienfach an der Fachhochschule in Magdeburg geworden."
"Gebärdensprache ist aufwendiger als das Dolmetschen vom Deutschen ins Englische. Sie hat eine eigene Grammatik", gibt Holzapfel einen kleinen Einblick in seine "Handarbeit". "Die Lautsprache wird umgebaut in die Deutsche Gebärdensprache: Sie muss erst durchs Ohr in den Kopf und dann in die Hände." Ein ständiger Kontakt zu den Leuten ist notwendig, weil auch die Gebärdensprache, wie die Wortsprache einer ständigen Veränderung unterliegt.
Er selbst macht es offensichtlich gern und engagiert sich über den Job hinaus. Deshalb kann er auch nicht verstehen, dass es nicht möglich ist, Nachrichtensendungen in Gebärdensprache zu präsentieren. "Bei den hohen Rundfunkgebühren müsste dies doch möglich sein, zumal, wenn es die technischen Möglichkeiten gibt, den Gebärdensprachdolmetscher, wie Videotext bei Bedarf ein- und auszuschalten. Schließlich haben auch Gehörlose ein Recht auf Informationen", sagt Holzapfel.
Infos: 03 46 51 / 33 49 7, Email: [email protected]