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Behinderter starb im Heim Behinderter starb im Heim: Toter aus der Badewanne wurde obduziert - Bewohner geschockt

Von Karl-Heinz Klarner 12.07.2018, 09:00
In diesem Haus passierte der Unfall.
In diesem Haus passierte der Unfall. Maik Schumann

Sangerhausen - Nach dem tragischen Tod eines 35-jährigen körperlich und geistig Behinderten im Christlichen Jugenddorf (CJD) in Sangerhausen ist am Mittwoch der Leichnam obduziert worden. „Ich rechne am Donnerstag mit einem Ergebnis“, sagte Klaus Wiechmann von der Staatsanwaltschaft Halle.

Erst dann könne etwas zur Todesursache und zum Hergang des Vorfalls gesagt werden. Mitarbeiter des Wohnheims hatten den Mann am Montag bewusstlos im Wasser einer Badewanne gefunden und vergeblich versucht, ihn zu reanimieren. Unterdessen ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen eine 35-jährige Pflegerin.

Im CJD in Sangerhausen geht man unterdessen nicht einfach zur Tagesordnung über. „Wir sind alle noch geschockt nach dem furchtbaren Vorfall“, sagt Julia Edele, Pressesprecherin des CJD mit Hauptsitz im baden-württembergischen Ebersbach.

Angesichts dessen gibt es aktuell psychologische und seelsorgerische Betreuungsangebote an die Bewohner, aber auch die Belegschaft, berichtet die Sprecherin. Im CJD kümmern sich 262 Beschäftigte um die Betreuung von 130 Menschen mit mehr oder weniger schwerem Handicap.

Zudem kündigte die Sprecherin Konsequenzen aus dem tragischen Vorfall an. „Wir müssen aber jetzt erst einmal abwarten, was die Ermittlungen ergeben“, sagte sie. Erst dann werde alles ausgewertet. Zudem trat Edele Spekulationen entgegen, dass nicht ausreichend Personal zur Verfügung stehen würde. „Wir halten in Sangerhausen definitiv den Personalschlüssel ein“, sagte sie.

Darüber hinaus sei man gegenüber den Aufsichtsbehörden verpflichtet, personelle Engpässe sofort zu melden. Wenn es dazu kommen sollte, könne man auf Personal aus den 150 Einrichtungen des CJD zurückgreifen, versicherte sie.

Dass die Bestimmungen auch eingehalten werden, das kontrolliert in Sachsen-Anhalt die Heimaufsicht, die beim Landesverwaltungsamt in Halle angesiedelt ist. Sie ist für die Überwachung von Alten- und Pflegeheimen zuständig und kontrolliert, ob das Heim den Anforderungen des Heimgesetzes entspricht.

Mehrere schlimme Vorfälle beim Baden in Heimen

Auffällig ist die Häufung von Vorfällen mit Pflegebedürftigen beim Baden. Denn innerhalb eines 20-Kilometer-Radius ist das in den letzten 18 Monaten bereits der dritte Fall. So war in einem Alten- und Pflegeheim im Allstedter Ortsteil Beyernaumburg Anfang 2017 ein 79-jähriger, halbseitig gelähmter Rentner beim Baden verbrüht worden.

Der Senior erlag rund eine Woche später seinen schweren Verletzungen. Der Mann hatte einen Schlaganfall erlitten und konnte sich nicht mehr verständigen.

Die Staatsanwaltschaft Halle hat eine 50-jährige Pflegerin angeklagt und wirft ihr fahrlässige Tötung vor. Sie habe es versäumt, in der Wanne die Wassertemperatur zu prüfen. Beides sei vorgeschrieben, hieß es. Wird die Frau verurteilt, drohen ihr bis zu fünf Jahre Haft. Der Prozess um den Verbrühungstod des Rentners beginnt voraussichtlich im August.

Im März dieses Jahres war es dann zu einem Zwischenfall mit einem Schwerbehinderten in einem Wohnheim für Menschen mit Handicap im thüringischen Artern im benachbarten Kyffhäuserkreis gekommen.

Eine 28-Jährige Pflegerin soll einem 38-Jährigen Heimbewohner beim Baden schwere Verbrühungen zugefügt haben. Sie hatte den Mann von einem Lift in das heiße Wasser gleiten lassen. Zurzeit laufen die Ermittlungen noch wegen fahrlässiger Körperverletzung. „Eine Entscheidung dazu wird aller Wahrscheinlichkeit nach Ende Juli fallen, sagte Dirk Germerodt, Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft in Mühlhausen. (mz)

In dieser Wanne wurde Anfang 2017 ein Rentner verbrüht, er starb.
In dieser Wanne wurde Anfang 2017 ein Rentner verbrüht, er starb.
Schumann