Studenten stellen mögliche Bauprojekte vor Bauprojekte in Sangerhausen: Stadt will Goldenen Saal ausbauen, Studenten stellen ihre Konzepte vor

Sangerhausen - Rappelvoll ist der Sitzungsraum im Rathaus. Viele Sangerhäuser sind am Mittwochabend gekommen, denn es geht um die Trillerei und den Goldenen Saal im Amtsgericht. Berliner Studenten haben sich Gedanken gemacht, was man aus beiden Objekten machen könnte. „Sangerhausen - was braucht’s?“ - mit dieser Frage ist die Veranstaltung überschrieben.
Was fehlt in Sangerhausen noch?
Und Jo Schulz vom Kompetenzzentrum Stadtumbau macht der Stadt zunächst mal ein Kompliment: „Eigentlich ist alles schon da.“ Ein ordentliches Einkaufsangebot gibt es, gutes und preiswertes Wohnen, beste Verkehrsanbindung, ein großes Angebot an Kinderbetreuung, gute Schulen, dazu das berühmte Rosarium, eine in dieser Art einmalige Altstadt und ein Bahnhof, den Schulz „eine Stilikone der Ostmoderne“ nennt. Was braucht es also noch?
„Ein Hotel“, sagt Schulz, damit die Besucher des Rosariums nicht nur ihr Eintrittsgeld hier lassen. Und eine gute Stube für die Stadt, einen Saal, in dem sich die Sangerhäuser zum Feiern und zum Diskutieren treffen können.
Über beides haben sich Studenten der Beuth-Hochschule für Technik in Berlin Gedanken gemacht und ganz konkrete Entwürfe erarbeitet, die ihr Professor Holger Kühnel jetzt den Sangerhäusern vorstellt.
Der Vorteil der jungen Leute: Sie mussten sich über die Finanzierung keine Gedanken machen. Und so schlagen sie vor, den Trakt hinter dem Amtsgericht zu einem Begegnungszentrum auszubauen mit großzügigem Foyer im Erdgeschoss und dem Goldenen Saal darüber. Mehr noch: Wenn man das Gericht in einen Neubau umziehen ließe, könnte das jetzige Gerichtsgebäude sogar zu einem Hotel umgebaut werden. Das würde endlich Leben auf den schönen mittelalterlichen Marktplatz bringen.
Studenten erarbeiten für Trillerei mögliche Hotelkonzepte
Für den Ruinen-Standort der alten Trillerei haben die Studenten zwei Varianten erarbeitet.
Eine Lösung bezieht auch das Grundstück daneben mit ein und sieht ein großes Hotel mit 80 Zimmern und neun Apartments vor. Eine kleinere Variante könnte ein 36-Zimmer-Hotel sein, das sich allein auf das Trillerei-Grundstück beschränkt. In ihren modernen Entwürfen lassen die jungen Leute die alte Silhouette des abgerissenen Gebäudes anklingen, samt dem Erker an der Hausecke.
Die Ideen gefallen den Anwesenden. Doch die Skepsis überwiegt. „Das wäre ganz zauberhaft“, sagt eine Seniorin, „aber wir sind nicht Görlitz mit seinem anonymen Millionenspender.“ Jo Schulz und Professor Kühnel sehen das viel optimistischer. „Der Reise-Trend geht zu Kurzurlauben im Inland. Hier gibt es zwar den Harz, den Kyffhäuser und das Rosarium als starke Ziele, aber ein angemessenes Hotelangebot fehlt einfach in Sangerhausen“, sagt Schulz, während Kühnel feststellt, dass die Einheimischen ihre Stadt viel zu negativ sehen.
Stadt Sangerhausen will Goldenen Saal ausbauen lassen
Zumindest den Ausbau des Goldenen Saals will die Stadt jetzt tatsächlich in Angriff nehmen. Die Verwaltung hat das Projekt beim Förderprogramm „Städtebau Denkmalschutz“ eingereicht. Von dort erhofft man sich zusätzlich zur regulären Förderung von 80 Prozent einen Zuschuss von weiteren zehn bis 13 Prozent, die im Rahmen eines Wettbewerbs vergeben werden. Von 42 Orten in Sachsen-Anhalt, die am Stadtumbau-Programm teilnehmen, ist Sangerhausen in die Runde der letzten zehn gekommen.
„Wir hoffen, das Projekt mit zehn Prozent Eigenanteil verwirklichen zu können“, sagt Bauamtsleiter Torsten Schweiger. Die Gesamtkosten, inklusive Ankauf des Gebäudes vom Land und Ausstattung, werden auf rund eine Million Euro geschätzt. Das neue Rathaus sei vor Jahren schon so gebaut worden, dass man vom städtischen Gelände aus einen Zugang zum Saal hätte, ohne das Gerichtsgrundstück betreten zu müssen, so Schweiger.
Einen Hotelbau im Amtsgericht zieht offenbar niemand ernsthaft in Betracht. Schon allein deshalb, weil man in dem Fall nicht nur das Hotel, sondern auch das Ausweichobjekt fürs Gericht bauen müsste. (mz)