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Ballett der Musikschule Ballett der Musikschule: Spitze mit Fächern und Holzschuhen

Von Ursula Schabert 04.12.2002, 17:53

Eisleben/MZ. - Beim Weihnachtskonzert der Musikschule im Theater am Samstag werden die Ballettgruppen einen Überblick über diese Entwicklung geben. Die "Kleinen" tanzen die Puppenfee-Szene aus dem "Nussknacker", die Großen unter anderem den "Spanischen Tanz" aus "Carmen", aber auch Jazz-Tanz, wobei "Boys, Boys" die aktuelle Neueinstudierung ist. "Unsere Kostüme erarbeiten wir uns hart, indem wir bei Jugendweihen tanzen", erzählt Ilona Richter und berichtet von abenteuerlichen Fahndungen nach Accessoires.

Holzschuhe für den "Holzschuhtanz" aus "Zar und Zimmermann" mussten sehr mühevoll aus Holland besorgt werden, und was es bedeutet, 28 gleiche spanische Fächer zu besorgen, das ist eine lange Geschichte, bei der der ganze Freundeskreis der Ballettlehrerin beteiligt war. "Auch die Eltern müssen sehr viel auf sich nehmen", erzählt Ilona Richter weiter. Sie habe eine Schülerin, die vom Vater 40 Kilometer weit nach Eisleben zum Training gefahren wird. "Und die Schuhe sind teuer, die müssen die Eltern selbst bezahlen - alle sechs Monate sind ein paar neue nötig."

Einige der Mädchen, die vor zehn Jahren angefangen haben, haben sich inzwischen entschieden, eine Profi-Karriere einzuschlagen, aber die meisten machen alles nur als Hobby. In der Körperhaltung drückt es sich auch beim Erwachsenen noch sehr deutlich aus, wenn ein Kind Ballettunterricht genommen hat. "Auftreten" hat man da gelernt und auch lächeln, wenn einem nicht unbedingt danach zumute ist.

Fast alle Mädchen haben eine Traumfigur - aber auch dazu gehört Disziplin. "Ich erkläre auch den Kindern schon, dass Fast Food und Ballett nicht zusammen passen. Wenn sich ein Kind falsch ernährt, merkt man das an der Muskulatur." Von sich selbst erzählt die ehemalige Solotänzerin: "Ich durfte ja nur 50 Kilo wiegen, mehr dürfen Solotänzerinnen nicht haben, weil der Partner sich sonst beim Heben Rückenschäden zuziehen würde. Und dann habe ich immer gesagt, wenn ich mal 40 bin, wird gefressen. Aber in dieser Hinsicht bin ich wohl nie 40 geworden."

Das mag nun alles ein wenig streng klingen, nach harter Arbeit und Entbehrung. Aber wenn man die Proben des Balletts in der ehemaligen Bergingenieur-Schule besucht, ist sofort spürbar, dass die Mädchen sehr fröhlich sind. Da wird gekichert und gelacht und auch geschwatzt, bis Ilona Richter die ganze Aufmerksamkeit verlangt. Denn die Leichtigkeit, die das Publikum immer so fasziniert, wenn die Ballettmädchen über die Bühne zu schweben scheinen, muss erarbeitet werden. Und wenn die Musik anläuft, sind alle ganz Konzentration, das ist bei den Kleinen nicht anders als bei den Großen. Wichtig ist, dass in der Gruppe auch Harmonie herrscht, wenn nicht getanzt wird. "Keiner lacht über den andern, alle haben Achtung voreinander", darauf achtet die Lehrerin aufmerksam. Schließlich möchte sie, dass ihre Mädchen Spitze sind, in jeder Hinsicht.