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Ausbildungsplätze in Oberröblingen Ausbildungsplätze in Oberröblingen: Schwierige Suche für Behinderte

Von Karl-heinz Klarner 17.07.2014, 12:46
Der 16-Jährige Florian Kleinert sucht bislang vergeblich einen Ausbildungsplatz.
Der 16-Jährige Florian Kleinert sucht bislang vergeblich einen Ausbildungsplatz. Maik schumann Lizenz

oberröblingen/MZ - Florian Kleinert strahlt über das ganze Gesicht. Denn für den 16-Jährigen ist die Sekundarschule Geschichte. „Ich habe jetzt meine letzten Prüfungen hinter mir gelassen und mich sogar noch verbessert“, erzählt er voller Stolz. Doch die Freude über den guten Realschulabschluss ist getrübt. Denn die Abschlussnoten zwischen zwei und drei haben dem Oberröblinger bislang kein Glück bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz gebracht. Rund 30 Bewerbungen in der Region sind ins Leere gelaufen.

Das dürfte auch daran liegen, dass Florian zu 80 Prozent schwerbehindert ist und für ihn ein technischer Beruf nicht in Frage kommt. „Am liebsten würde ich im Büro arbeiten und etwas mit Computern machen“, sagt der spastisch gelähmte junge Mann. Das hat der in seiner Feinmotorik eingeschränkte Jugendliche auch schon bei unterschiedlichen Praktika getestet.

Mehr offene Stellen als Bewerber

Derweil ist die Situation auf dem Ausbildungsmarkt bei weitem nicht mehr so angespannt wie noch vor ein paar Jahren. Nach Angaben der Arbeitsagentur in Sangerhausen gibt es im Landkreis Mansfeld-Südharz 284 offene Lehrstellen und rund 300 Bewerber. Eigentlich müsste Florian jetzt im Vorteil sein. Denn Arbeitgeber sind unter bestimmten Bedingungen verpflichtet, Menschen mit Behinderungen einzustellen. Ansonsten drohen Strafzahlungen. Hinzu kommt, dass der Ausbildungsplatz eines Schwerbehinderten seitens der Arbeitsagentur auch finanziell unterstützt wird.

Deshalb verstehen seine Eltern, Timo und Katja Kleinert, nicht, dass es mit einer Lehrstelle nicht klappt. Zumal die Unternehmen und Verwaltungen Florian nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch oder Test einladen. „Sie haben einfach Angst, dass mit der Einstellung von Florian mehr Arbeit auf sie zukommt“, vermutet Timo Kleinert. „Wir fühlen uns schon bisschen alleingelassen“, sagt der Vater in Richtung Arbeitsagentur. Dort kennt man die Problematik. „Uns ist bewusst, dass es für einen jungen Menschen mit körperlichen Einschränkungen nicht leicht ist, in unserer Region beruflich Fuß zu fassen. Aber auch nicht unmöglich,“ versichert Pressesprecherin Uta Meyer. Schließlich unterstütze die Agentur für Arbeit die Eingliederung Schwerbehinderter. So werde unter anderem ein Ausbildungszuschuss gewährt, und Unternehmen können eine Förderung erhalten, weiß Meyer. Aktuell sind fünf schwerbehinderte Jugendliche als Bewerber für eine Ausbildungsstelle gemeldet. Im Jahr 2012/2013 waren es acht.

Praktikum als Einstiegschance

Doch bei Florian Kleinert drängt jetzt auch die Zeit. Da er in Sachsen-Anhalt die Schulpflicht zu erfüllen hat, muss er ab September die Berufsschule besuchen, wenn er bis dahin keine Ausbildungsstelle gefunden hat. „Ungeachtet dessen wird für Florian die Möglichkeit eines geförderten Langzeitpraktikums in einem Betrieb geprüft“, sagt Meyer und zeigt dem jungen Oberröblinger eine Perspektive auf. Dort könne er beweisen, dass er mit seinen körperlichen Einschränkungen eine gute Fachkraft werden kann. Aus dem Praktikum heraus könne dann eine Ausbildung in dem Betrieb erfolgen. „Wir verfolgen in den nächsten Wochen das Ziel, Florian in einem Betrieb zu integrieren und unterstützen ihn im Rahmen unserer Möglichkeiten“, verspricht die Pressesprecherin. Bei Florian Kleinert dürften dann nicht nur das Lachen und der Ehrgeiz zurückkehren, sondern auch die Schulbank wieder in greifbare Nähe rücken.