Ausbildungsabschluss Ausbildungsabschluss: Johanna Richter ist Sachsen-Anhalts beste Nachwuchs-Bestatterin

Sangerhausen - Groß, blond, 19 Jahre jung, freundliches Lächeln - Johanna Richter ist Sachsen-Anhalts beste Nachwuchs-Bestatterin. Beim jüngsten Leistungswettbewerb der Handwerkskammer hat sie in ihrem Fach landesweit am besten abgeschnitten.
Als Tochter eines Bestatters war die Entscheidung für den Beruf für sie sicher weniger ungewöhnlich als für andere. Aber es war nicht so, dass der Weg für sie vorgezeichnet gewesen wäre. „Ich wäre auch gern Lehrerin geworden“, erzählt sie. Doch als in der vierten Klasse die Wahl zwischen Gymnasium und Sekundarschule anstand, entschied sie sich für Letzteres.
Johanna Richter ist Sachsen-Anhalts beste Nachwuchs-Bestatterin
„Ich spiele Klavier und auch das war mir sehr wichtig“, sagt Richter. Und fügt an: „Ich bin schnell unzufrieden mit meinen Leistungen.“ Sie fürchtete, Schule und Musik nicht gut genug unter einen Hut zu bekommen. „Da wollte ich lieber die Schule mit Bravour machen und noch genug Zeit fürs Klavier haben.“
So ganz automatisch führte aber auch der Realschulabschluss nicht zur Bestatterlehre. Weil sie auch gern fotografierte, dachte Richter zeitweise an eine Ausbildung im Medienbereich, machte auch Praktika in einer Behinderteneinrichtung.
Frank Richter führt seit 1991 ein Bestattungshaus
Ihr Vater Frank Richter, der 1991 das gleichnamige Bestattungshaus in Sangerhausen gegründet hat, sagte nicht: Du könntest doch... „Eines Tages hat er einfach mal davon gesprochen, dass es schön wäre, wenn die Firma in der Familie bleiben würde“, erzählt die Tochter. Und so hat sie sich damals dann irgendwann gesagt: klar, warum eigentlich nicht?
Drei Jahre lang hat sie alles gelernt, was zum Beruf des Bestatters dazu gehört. Das Gespräch mit den Hinterbliebenen. Das Ausloten der Wünsche. Die Beratung. Das Organisieren der kompletten Bestattung vom Abholen des Verstorbenen über die Ausgestaltung der Trauerfeier bis hin zur Todesanzeige in der Zeitung. Und, ja, natürlich auch das würdevollen Herrichten der Toten. Wobei die Arbeit mit den Lebenden Johanna Richter viel lieber ist, wie sie freimütig zugibt.
Ist ihre Jugend in dem Beruf ein Problem? Richter überlegt kurz. „Wir müssen es im Beratungsgespräch schaffen, das Vertrauen zu gewinnen“, sagt sie. Wenn da jemand sehr Junges sitzt, falle es manchem vielleicht schwerer. Das kann die Bestatterin nur mit Wissen und Können ausgleichen. Und irgendwann mit Erfahrung.
Bestattungshaus Richter hat sechs Angestellte
Im Bestattungshaus mit seinen sechs Angestellten und den zwei Bereitschaftskräften hat Johanna Richter inzwischen auch ihre Spezialrichtung gefunden: Trauerreden. Die Zahl der Redner sei über die Jahre sehr überschaubar geworden, erzählt sie. Vor allem an den gefragten Samstagsterminen sei es mitunter schwer, jemanden zu finden. Indem sie die Leistung selbst anbietet, werde das Bestattungshaus in dieser Frage unabhängig.
Die Bestattung ist zum einen ein sehr traditionelles Handwerk, zum anderen gibt es aber ständig neue Möglichkeiten. Hat Johanna Richter schon etwas ganz Neues in den Betrieb eingebracht? Ja, bestätigt sie. Zum Beispiel das Angebot einer Firma, die individuellen Schmuck mit Fingerabdruck anfertigt. (mz)