Ärzte-Bereitschaftsnummer 116 117 Ärzte-Bereitschaftsnummer 116 117: Notruf eines Seniorenpaars geht ins Leere
Sangerhausen - Wenn die Praxen der niedergelassenen Ärzte geschlossen sind, können sich Patienten in Notfällen an den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) wenden. Unter der bundesweit einheitlichen Nummer 116 117 sollen sie dann Hilfe bekommen.
Christel Wagner aus Sangerhausen hat allerdings Ende November keine guten Erfahrungen mit dieser Vermittlungsstelle gemacht. Die Sache beschäftigt sie immer noch so sehr, dass sie sich jetzt bei der MZ meldete.
Sangerhäuserin wählt morgens die Bereitschaftsnummer 116 117 und erreicht niemanden
„Mein Mann hatte eine Bronchitis, die mit einem Antibiotikum behandelt wurde. Nachts hat er dann plötzlich sehr hohes Fieber bekommen“, erzählt Christel Wagner. Sie hatte Angst, immerhin ist Hans Wagner fast 82 Jahre alt und in den vergangenen Jahrzehnten habe man gar kein Fieber mehr gekannt.
Gegen 6 Uhr wählte Christel Wagner die 116 117, um einen Arzt um Hilfe zu bitten. Es ging aber niemand ran, obwohl die Bereitschaftsnummer eigentlich bis 7 Uhr morgens besetzt sein sollte.
Tagsüber holten Wagners sich dann in der Praxis ärztlichen Rat, fiebersenkende Mittel halfen zunächst. Doch schon in der darauf folgenden Nacht schoss das Fieber wieder hoch. Christel Wagner suchte erneut unter der vertragsärztlichen Bereitschaftsnummer Hilfe. Diesmal sei ein Mann ans Telefon gegangen, den sie als sehr barsch empfand.
„Kriegt er noch Luft? Dann ist es nicht schlimm“, soll er gesagt haben, berichtet die Seniorin. Die Angst der beiden Rentner konnte das nicht beruhigen. Christel Wagner wandte sich an den Rettungsdienst des Landkreises, wo sie am anderen Ende des Telefons auf einen verständnisvollen Mitarbeiter traf.
„Die haben mich beruhigt und mir zugesichert, dass sie uns in die Notaufnahme ins Krankenhaus fahren, wenn es innerhalb der nächsten Stunde nicht besser werden sollte“, erzählt die Sangerhäuserin. Das war zum Glück nicht notwendig.
Bürger wenden sich an den Rettungsdienst des Kreises, weil sie unter der Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes niemanden erreichen
Christel Wagner fragt sich aber nun, wer eigentlich bei der 116 117 am Telefon sitzt und wie es sein kann, dass man dort niemanden erreicht. Was kein Einzelfall ist, wie sich auf MZ-Anfrage beim Rettungsdienst des Kreises herausstellt. Dort meldeten sich hin und wieder Anrufer, die unter der KV-Nummer niemanden erreichen, heißt es.
In einigen Vorwahlbereichen wie etwa im Bereich der Südharz-Orte, im Leinetal und im Bereich Blankenheim und Emseloh landen die Anrufer direkt auf dem Anschluss des diensthabenden Bereitschaftsarztes, wenn sie die 116 117 wählen, erklärt Bernd Franke, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt. Wer aus einem größeren Vorwahlbereich wie Sangerhausen oder per Handy anruft, der werde nach seiner Postleitzahl gefragt, damit man ihn mit dem Bereitschaftsarzt verbinden kann. Das erledige eine bundesweite Vermittlungsstelle.
Personal im Vermittlungscenter des ärztlichen Bereitschaftsdienstes hat meist eine Ausbildung in einem medizinischen Beruf
Das Personal im Vermittlungscenter verfüge über eine Ausbildung in einem medizinischen Beruf oder habe eine vergleichbare Qualifikation, sagt Franke. „Allerdings beraten diese Mitarbeiter nicht, sondern vermitteln an die Telefonnummer des Arztes.“ Die Kassenärztliche Bundesvereinigung stelle sicher, dass die Bereitschaftsnummer mit geschulten Leuten besetzt sei.
Dass man unter der 116 117 niemanden erreiche, könne daran liegen, dass der diensthabende Arzt gerade dort im Einsatz sei, wo sein Mobiltelefon keinen Empfang hat, erklärt Franke. Im Bereitschaftsdienstbereich Sangerhausen seien bis zu zwei Ärzte gleichzeitig im Dienst. Dazu gebe es eine augenärztliche Bereitschaft, die man aber über eine separate Nummer erreicht.
Im konkreten Fall von Familie Wagner bietet Franke an, sich direkt an die KV zu wenden, damit genau geklärt werden kann, mit wem man damals gesprochen hat. (mz)