1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Appel für Netz gegen Rechts

Appel für Netz gegen Rechts

Von Frank Schedwill 12.01.2006, 18:09

Sangerhausen/MZ. - Der Tenor war am Ende der eineinhalbstündigen Diskussion klar: Es gibt in der Region die Bereitschaft, sich mit den rechten Strukturen offensiv auseinander zu setzen. Benötigt werden dazu die Verständigung der Demokraten untereinander, besonnenes Handeln und Zivilcourage.

Hintergrund sind die Aktivitäten von Enrico Marx aus Sotterhausen. Marx, der einen Versand von CD mit rechtsradikalen Inhalten betreibt, gilt als zentrale Figur der hiesigen Neonazi-Szene. Hinter ihm stehe ein harter Kern von zwölf bis 15 Personen, die sich in einer so genannten Kameradschaft zusammen geschlossen haben, sagte David Begrich, Mitarbeiter der Arbeitsstelle Rechtsextremismus beim Verein "Miteinander" in Halle. Sangerhausen gehöre damit zu den Schwerpunkten der Rechtsextremen in Sachsen-Anhalt.

Gottfried Appel, der Superintendent des Kirchenkreises, sprach sich deshalb für die Schaffung eines Bündnisses gegen Rechtsextremismus im Landkreis aus. "Wenn es ein eigenes Netz mit Kontaktpersonen gibt, kann auf Vorfälle schneller reagiert werden."

Der Superintendent erinnerte an die Demonstration von Rechtsextremen im Juni vergangenen Jahres in Sangerhausen. Er habe es damals gut gefunden, dass sich rund 250 Menschen mit Rosen und Kerzen auf dem Marktplatz versammelt hatten, um gegen den Aufmarsch zu protestieren. "Es hat aber auch Dinge gegeben, die nicht geklappt haben."

Auch Dietrich Härtel, der Kreisvorsitzende des DGB, sagte: "Die Zivilgesellschaft muss mehr Gesicht zeigen". Viele verhielten sich zu passiv. Ihn habe erschreckt, wie viele Menschen bei dem Aufmarsch am Straßenrand gestanden haben, "um Nazis zu gucken".

Christine Beyer, die Leiterin des Kreis-Ordnungsamtes, rief Bürgermeister und Bürger dazu auf, in den Gemeinden die Augen offen zu halten. Sollte es "Auffälligkeiten" geben, sollen die Ordnungsämter der Verwaltungsgemeinschaften oder der Kreisverwaltung informiert werden. Gemeinsam mit der Polizei könne man dann klären, was Sache ist. Es gebe Erkenntnisse, dass Rechtsextreme verstärkt im ländlichen Raum agieren.

Konkrete Entscheidungen gab es am Mittwochabend noch nicht. Die Teilnehmer des Forums wollen ihre weiteren Schritte in einer der nächsten Versammlungen festlegen.