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Anonyme Geburt Anonyme Geburt: Hilft die Babyklappe den Frauen in Not?

Von Kornelia Privenau 20.05.2003, 16:02

Eisleben/MZ. - Können Babyklappe und anonyme Geburt so grausame Kurzschluss-Reaktionen einer Frau in psychischer Notlage verhindern? Die Frage wurde in der Debatte mehrfach gestellt. Das Ergebnis war so klar wie ernüchternd. Dr. Jürgen Geßner, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe in Eisleben, versuchte mit Zahlen zu belegen, dass durch die Babyklappe nicht eine Kindstötung in Deutschland verhindert worden sei. Außerdem wäre selbst eine kerngesunde Schwangere mit Entbindung ohne Hilfe sowie ihrer eigenen Versorgung und der des Kindes nach der Geburt völlig überfordert. Und dann käme da noch der Weg zur Babyklappe, so der Mediziner skeptisch. "Die anonyme Geburt beinhaltet ebenfalls ein schwerwiegendes Problem. Irgend wann wird das Kind die Frage nach seiner Abstammung stellen. Was dann? Wie wird ein Mensch mit dieser Wahrheit fertig?" gab Geßner weiter zu bedenken.

Seinen Argumenten schloss sich auch Jugendamtsleiterin Christiane Dölle an, die aber auch auf ein "durchaus gut geknüpftes Netz von Beratungs- und Hilfsangeboten für junge Frauen und Mütter im Kreis bis zur Anbahnung von Adoption" verwies, und darin von den Vertreterinnen der Pro Familia unterstützt wurde. Pro Familia suche neben der Schwangerschaftsberatung den Kontakt zu ganz jungen Menschen in Schulen und Gymnasien. Dabei gehe es nicht nur um Sexualerziehung und Verhütung, sondern auch um die Vermittlung von Hilfsangeboten zu dem Thema.

"Wir müssen mit Hilfe, Beratung und Aufklärung noch näher an die Jugendlichen und Frauen heran", so formulierte es Kreisverwaltungsdirektor und Sozialdezernent Wolfgang Haase. Er sprach sich dafür aus, eine Gesprächsrunde mit niedergelassenen Ärzten zu veranstalten und die Möglichkeit zu prüfen, Handzettel mit wichtigen Tipps für soziale, medizinische und therapeutische Hilfe anzufertigen und zu verteilen.

Daniela Becker vom Kinderschutzbund Mansfelder Land befürwortete eine anonyme Beratungs-Hotline und eine Vernetzung aller Hilfseinrichtungen im Landkreis, weil "es darauf ankommt, Frauen das Annehmen von Hilfe auf kurzem Weg zu ermöglichen". Ein Patentrezept freilich, so Haase, gibt es nicht.