"Jeder Fuß ist individuell" Andreas Liebig Inhaber von einem Sportgeschäft in Sangerhausen über das Laufen

Sangerhausen - Dass Andreas Liebig in seinem Leben dem Sport verbunden sein würde, war wohl schon recht früh klar. „Mein Vater hatte seit 1974 ein Sportgeschäft in Sangerhausen“, erzählt er. „Ich bin mit Sport aufgewachsen und auch nach der Schule in seinem Geschäft gewesen“, sagt er. „Ich mache mein Leben lang schon Sport. Früher bin ich Mountainbike gefahren“, erzählt er. Gelaufen sei er zunächst nur zum Ausgleich, doch später setzte sich die Erkenntnis durch, dass man das gleiche Fitnesstraining beim Laufen in deutlich kürzerer Zeit erreicht als beim Mountainbike fahren.
„Laufen machte mir auch Spaß und schnell sind die Strecken immer länger geworden“, sagt er. Vor allem der so genannte Trail sei etwas für ihn. Dabei geht es vor allem um Läufe abseits von asphaltierten Strecken. „Ich liebe die Berge“, so Liebig. „Höhenmeter spielen bei mir auch eine große Rolle.“
Der Laufschuh ist wichtig
Intensiv laufe er seit 20 Jahren, meint der Sangerhäuser, in den vergangenen zehn Jahren habe er dann noch einmal eine Schippe draufgelegt, es folgten die ersten Ultra-Marathons - also Läufe über eine Strecke von 100 Kilometern. „Drei bis vier Marathons laufe ich in der Regel pro Jahr“, sagt er. Und in der Woche komme dann schon einmal ein Pensum von 30 bis 60 Kilometern zusammen. „Nachmittags oder früh morgens laufe ich am liebsten“, so Liebig. Und dabei, wie gesagt, zieht es ihn meistens raus in die Natur, am liebsten in die Berge. „Ich suche die Ruhe, das ist mein seelischer Ausgleich“, meint er. „Da entwickle ich neue Ideen.“ Er möge es nicht, „wenn ich loslaufe und mein Ziel schon sehe“.
Was er Anfängern vor allem mitgibt ist, auf die Schuhwahl zu achten. „Der Fuß ist so individuell wie der Fingerabdruck“, sagt Liebig, der 2002 das Sportgeschäft in Sangerhausen von seinem Vater übernahm. Die Schuhwahl sei enorm wichtig, Anfänger könnten dabei durchaus viele Fehler machen. „Man läuft ja, um gesund zu bleiben. Dabei ist der Schuh wichtig.“ Er müsse die Kräfte ordentlich absorbieren und sich den jeweiligen Untergründen anpassen. „Was der richtige Schuh ist, hängt unter anderem davon ab, wo man laufen will und wie schwer man ist“, sagt Liebig, der seine Kunden in diesen Fragen auch berät.
„Beim schnelleren Laufen lastet beispielsweise das Drei- bis Sechsfache des eigenen Körpergewichts auf dem Fuß. Das muss der Schuh von den Gelenken weghalten.“ Grundsätzlich habe ein Laufschuh eine Strecke von 800 Kilometern, ehe er nicht mehr zu gebrauchen sei. Auch, wer seine älteren Laufschuhe auf dem Dachboden finde, solle vorsichtig sein, so Liebig. „Das Material wird nicht besser und auch der Fuß verändert sich ständig“, sagt der Experte. Um den richtigen Schuh zu finden, helfe etwa auch eine Laufanalyse, die man in Fachgeschäften vornehmen kann. „Für einen Schuh soll man schon 100 Euro aufwärts rechnen“, so Liebig. Klar, gerade Anfänger scheuten sich, gleich zu Beginn des Abenteuers so viel Geld für Schuhe auszugeben. „Aber dann tut es weh und sie verlieren die Lust.“
Mansfeld-Südharz bietet „viele schöne Strecken“
Auch wenn in Mansfeld-Südharz die ganz hohen Berge fehlen, könne man in der Region viele traumhafte Strecken zum Laufen finden, unterstreicht Liebig. Eine davon beginne in Blankenheim. „Von dort muss man Richtung Emseloh durch den Wald laufen, auf den Vitalisweg in Richtung der B 86.“ Diese muss überquert werden, um dann „weiter Richtung Pölsfeld auf dem Kamm langzulaufen“. Auf diesem Weg kommt man an die Alt-Bergbau-Treppe. „Da geht es 75 bis 100 Meter steil nach oben“, sagt Liebig. Nachdem man die rund 50 Höhenmeter überwunden hat, geht es weiter nach Pölsfeld, am Café Siebenhüner vorbei und dann in Richtung Zollhaus.
„Da geht es dann drei Kilometer steil nach oben“, sagt Liebig. Spätestens hier ist klar, dass dies wohl keine Strecke für den geneigten Anfänger sein dürfte. Vom Zollhaus geht es anschließend nach rechts, wieder in Richtung B 86. Über Annarode, Ahlsdorf ist man wieder in Blankenheim. „Zwischendurch kommt man noch an einem herrlichen Forellenteich im Wald vorbei“, schwärmt der 54-Jährige. „Insgesamt sind das 20 bis 22 Kilometer und 400 Höhenmeter.“ Grundsätzlich müsse man sich als Anfänger allerdings gar keine Gedanken machen, wo nun die beste Strecke sei. „Überall, wo man ist, kann man ja auch gut laufen“, sagt er.
Vor allem solle man sich als Anfänger nicht zu sehr an Zeiten klammern, findet Liebig. „Auch für mich spielen Zeiten heute noch eine untergeordnete Rolle“, betont er. Das Ziel müsse sein, anzukommen und Spaß zu haben. „Denn wenn man keinen Spaß hat, wird man das Laufen auch nicht durchziehen.“ Alles andere komme dann schon von alleine. Eine halbe Stunde laufen habe am Ende den gleichen Fitnesseffekt wie zwei Stunden Mountainbike fahren, sagt er. „Ich finde das Laufen wichtig, um den Kopf frei zu bekommen, einen Ausgleich zum Tag zu finden und die Seele baumeln zu lassen“, sagt er. „Und es ist wichtig, um möglichst lange in Form zu bleiben. Und das kann man auch schaffen.“ (mz)
