1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Anderswelt-Theater Stolberg: Anderswelt-Theater Stolberg: Geständnisse von Vicki Vomit

Anderswelt-Theater Stolberg Anderswelt-Theater Stolberg: Geständnisse von Vicki Vomit

Von susann salzmann 12.02.2013, 15:01
Das Publikum im Anderswelt-Theater in Stolberg hatte zumindest lachtechnisch keine Verschnaufpause an diesem Abend.
Das Publikum im Anderswelt-Theater in Stolberg hatte zumindest lachtechnisch keine Verschnaufpause an diesem Abend. MZ Lizenz

stolberg/MZ - Ein Musiker, Comedian und Kabarettist in einem. Einer, der es versteht, vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen und die Zuschauer dabei noch geschickt in seine Episoden miteinzubinden. Selbst die Vorstellung der eigenen Person verpackt Vomit ganz künstlerisch. „Ich bin gar nicht so talentiert und auch nicht so intelligent, ich sehe einfach nur verdammt gut aus“, erzählt er den Zuhörern voller Inbrunst. Das Publikum lacht und das Eis ist in Sekundenschnelle gebrochen.

„Er hätte eigentlich noch viel mehr Publikum verdient“, findet Besucherin Andrea Dulz. Der Sangerhäuserin ist Vicki Vomit als einer von wenigen Künstlern im Gedächtnis geblieben – seit seinem Auftritt vor einigen Jahren im Allstedter Schloss. Solch eine Künstlerfigur mit einer derart flotten Zunge, die zudem nicht vor politischen oder gesellschaftskritischen Themen zurückschreckt und der das charmant mit einer Spur Ironie und einem noch so zarten Hauch Zynismus verpackt – so jemand ist selten, meint Dulz, die zum Programm gleich noch ihre Nichte Maria Drews mitgebracht hat. „Das Übertriebene gefällt mir“, sagt die 20-Jährige, die an diesem Abend scheinbar ihre Liebe zum Kabarett entdeckt hat. Mithin auch ihre Begeisterung für den Erfurter Vicki Vomit.

Und Vomit wartet mit besonderen Geständnissen auf; zum Beispiel dem, dass er bei Frauen auf heisere, rauchige Stimmen steht. Warum? „Na, wenn die Stimme schon heiser ist, hat sie meist die Zeit des Herumschreiens hinter sich“, ruft er dem konzentriert lauschenden Publikum mit betont lauter Stimme zu. Wie er solche Frauen kennenlernt? Vielleicht bei seinen Auftritten – bei denen will Vomit besonders glänzen; nicht nur mit Lackschuhen, sondern auch mit schlanker Taille. „Dafür setze ich auf meinen Kummerbund“, sagt er und zeigt darauf. Ewig wirke das natürlich auch nicht. Irgendwann sei die Halbwertzeit einfach um; nämlich „wenn Ihr Partner sagt: ,Du schnarchst’“. Schließlich habe man nach Jahren nicht mehr die rosarote Brille auf, oder doch? Doch! Das bleibt am Abend aber auch der einzige Punkt, an dem die Zuschauer nicht mit Vomit übereinstimmen.

Die Pointen folgen kurz aufeinander. So kurz, dass das Publikum aus dem Lachen fast nicht mehr herauskommt. Auch wenn es sich um politische Themen und verlorene Doktortitel dreht.

Dem Komiker ist kein Thema zu schade, kein Geheimnis zu brisant, als dass es nicht der Öffentlichkeit mitgeteilt werden könnte. Auch vor den Zu-Bett-Gewohnheiten seines Großvaters schreckt Vicki Vomit nicht zurück und bekennt ganz offen: „Der hat nachts immer ein Haarnetz getragen und sich morgens geärgert, dass er nichts gefangen hat.“ „Gefangen“ hat Vomit allerdings die Sympathie der Zuschauer, auch die von Gernot Ortmann. Er schätzt die familiäre, intime Atmosphäre und verspricht, von nun an öfter zu Kabarettabenden zu gehen.