Aktion in Riethnordhausen Aktion in Riethnordhausen: 300 und ein großer Wunsch

RIETHNORDHAUSEN/MARTINSRIETH/MZ - Die Resonanz war riesengroß: Mehr als 300 Menschen haben gestern für den Bau eines straßenbegleitenden Radweges zwischen den Wallhäuser Ortsteilen Riethnordhausen und Martinsrieth demonstriert.
„Es ist traumhaft.“ Mit so einem Aufgebot an Radfahrern hatte Detlef Wirth von der Bürgerinitiative „Ein Radweg für Rio“ kaum gerechnet. Doch bei schönstem Sonnenschein kamen sie am Vormittag aus allen Himmelsrichtungen zum Riethnordhäuser Sportplatz gefahren. Gemeinsam radelten sie dann auf der von der Polizei gesperrten Landesstraße 221 nach Martinsrieth.
Worauf die Riethnordhäuser noch warten: Am maroden Abschnitt des länderübergreifenden Kyffhäuser- und Harzvorland-Radwegs zwischen Kelbra und dem Ortsteil Sittendorf soll noch in diesem Jahr gebaut werden. „Wir werden die Arbeiten demnächst ausschreiben“, sagte Britta Gaßmann von der Bauverwaltung im Kelbraer Rathaus. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Beschwerden über den Zustand des Weges. Er verläuft auf dem Damm der früheren Kyffhäuser-Kleinbahn. Noch reiht sich dort eine Bodenwelle an die andere, weil bei der Anlage des Weges im Rahmen eines ABM-Projekts in den 90er Jahren der Untergrund nicht richtig verdichtet wurde. Vielerorts ist auch der Asphaltbelag aufgebrochen und löchrig.
Nun soll vom Hainweg in Kelbra bis zum Sittendorfer Sportplatz auf 3,8 Kilometern gebaut werden. Die Stadt will das über 600 000 Euro teure Projekt mit Hilfe von Förderprogrammen und Mitteln aus dem Zukunftsfonds finanzieren, der nach dem Verkauf der Krankenhäuser an die Helios-Gruppe gebildet worden war. Der Kreisausschuss hatte aus dem Fonds für das Vorhaben 168 000 Euro zu Verfügung gestellt. Außerdem sollen rund 100 000 Euro aus dem Kelbraer Stadtetat in das Vorhaben fließen.
Ziel der Stadt ist es, den Radweg in den kommenden Jahren weiter bis nach Tilleda zu sanieren. „Wir müssen aber sehen, wie wir Geld haben“, sagte Gaßmann.
Die Bürgerinitiative, die seit sieben Jahren für das Projekt kämpft, der Allgemeine Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und die SPD-Landtagsabgeordnete Nadine Hampel hatten zu der Aktion aufgerufen. Hintergrund: Während in anderen Teilen der Goldenen Aue in den vergangenen Jahren Fahrradwege entstanden sind, ist Riethnordhausen von dem Netz noch immer abgeschnitten.
Höherstufung
Der rund zwei Kilometer Radweg, der an der Landesstraße vorgesehen ist, hat im Radverkehrsplan des Landes nur die dritte und damit letzte Dringlichkeitsstufe erhalten. Die Mitglieder der Bürgerinitiative befürchten deshalb, dass der Weg nie gebaut wird.
Gemeinsam mit dem ADFC und der Landtagsabgeordneten setzen sie sich deshalb für eine Höherstufung ein. Sie haben unzählige Schreiben an die verschiedensten Behörden verfasst, über 600 Unterschriften gesammelt und zwei Bürgerversammlungen durchgeführt - bisher aber noch nichts erreichen können. „Deshalb soll mit der Demo nun der Druck auf die Politik erhöht werden“, sagte Wirth. „Es ist lebensgefährlich auf dem Autobahnzubringer mit dem Rad zu fahren.“ In den vergangenen Jahren seien bei Unfällen auf dem Abschnitt drei Menschen als Radfahrer oder Fußgänger ums Leben gekommen. Dass sich nicht nur die Riethnordhäuser den Bau des Radwegs wünschen, machten auch viele Bürger benachbarter Orte deutlich: Hans-Georg Schmitt, der Vorsitzende des Kreisseniorenrates, kam zum Beispiel mit der Familie aus Edersleben nach Rio zu dem Fahrrad-Korso. Schmitt hatte sich vor Jahren für den Radweg zwischen Oberröblingen und Edersleben eingesetzt. Der Abschnitt war dann auch gebaut worden. Er sagte: „Dies muss uns auch hier in Riethnordhausen gelingen.“ Generell fehlten in der Region aber noch überall Radwege.
Eine Aussage, die auch Ingrid Gebhardt aus Ringleben im benachbarten Kyffhäuserkreis unterstützte. Sie nutzte die Demo, um Unterschriften für den Ausbau der Radwege zwischen Esperstedt, Ringleben, Schönstedt und Borxleben zu sammeln.

